Der alv ist bereit, für seine Einschätzungen und Forderungen das wirtschaftliche Umfeld zu berücksichtigen, nicht aber eine kantonale Finanzpolitik, die dem Staat dringend notwendige Mittel entzieht. Der alv ist enttäuscht von der Regierung, die weiterhin auf Kosten des Personals sparen will, obwohl dem Personal bereits in den letzten Jahren erhebliche Opfer abverlangt wurden zur Verbesserung des Rechnungsabschlusses des Kantons. Diese Personalpolitik führt zu Schäden an den Leistungen des Kantons, insbesondere an der Qualität der Bildung. Denn es gelingt dem Kanton nicht, genügend qualifiziertes Personal für die Schule zu rekrutieren. Es mutet direkt absurd an, dass es der Kanton auch dieses Schuljahr nicht geschafft hat, alle Unterrichtsstellen mit ausgebildeten Lehrpersonen zu besetzen, obwohl in der Privatwirtschaft grosse Arbeitslosigkeit herrscht und damit die Arbeit in der Schule attraktiv erscheinen sollte, obwohl im Kanton rund sieben Prozent ausländische Lehrpersonen tätig sind, obwohl die Zahl der Unterrichtsstellen abnimmt auf Grund geschrumpfter Kinderzahlen. Diese Situation ist alarmierend und verlangt nach Massnahmen, sofern einem die Qualität der Schule ein politisches Ziel ist. Diejenigen Politiker, die dem Staat weniger Mittel zur Verfügung stellen wollen, verlangen, dass sich der Staat auf einzelne Kernaufgaben beschränkt. Dieses Verständnis des Staates beinhaltet eine Selektion der bis jetzt
realisierten staatlichen Bereiche, es beinhaltet, dass aufgezeigt wird,
welches die echten Kernaufgaben des Staates sind und welche Bereiche der
Staat anderen, in der Regel der Privatwirtschaft, übergeben soll.
Diese Selektion wird durch das vorgelegte Sparpaket nicht vorgenommen.
Der Staat zieht sich aus keinem einzigen Bereich zurück. Er verschlechtert
einfach generell seine Leistungen. Es ist nun endlich an der Zeit, dass
von den Politikern, die einen schlankeren Staat wünschen, öffentlich
gemacht wird, von welchen Tätigkeiten sich der Kanton zu verabschieden
hat. Der
alv geht davon aus, dass die Bildung eine Kernaufgabe des Kantons ist.
Es ist keine Partei bekannt, die etwas anderes behauptet.
Der
Kanton Aargau betreibt eine ausserordentlich kostengünstige Volksschule.
Sie liegt kostenmässig deutlich unter dem schweizerischen Durchschnitt,
sie liegt im Vergleich mit den umliegenden Kantonen am Schluss.
Andererseits
besteht eine ganze Reihe von Problemen und Herausforderungen, denen sich
die Schule Aargau stellen muss und denen nur mit erhöhten Mitteln
zu begegnen ist. Zum Beispiel:
Wer allen Ernstes eine gute Bildung will, muss mehr Mittel in die Volksschule investieren. Das Sparpaket macht das Gegenteil. Das ist absurd und nicht zu verantworten. Der alv hat die Sparmassnahmen des BKS bewertet. Er wehrt sich grundsätzlich dagegen, dass der Bildung Ressourcen entzogen werden. Die vorgeschlagenen Massnahmen verschlechtern den Unterricht mit unterschiedlicher Härte. Im Sinne einer Konzentration bekämpft der alv vor allem diejenigen Massnahmen, die sehr gravierende Folgen haben und die Volksschule in einem allgemeinen Sinn tangieren. Die Mitgliedorganisationen des alv beurteilen die Sachlagen aus ihrer spezifischen Betroffenheit. Daraus entstehen keine Widersprüche zwischen dem Dachverband und seinen Mitgliedorganisationen, zum Teil aber unterschiedliche Konzentrationen.
In erster Linie bekämpft der alv die Erhöhung von Abteilungsgrössen. In den grösseren Schulen sind die Abteilungen ohnehin schon zu gross, um heutige Erfordernisse des Unterrichtens umzusetzen (Individualisierung, Erweiterte Lehr- und Lernformen, Bedeutung des mündlichen Fremdsprachenerwerbs). Dass nun die zu grossen Abteilungen noch vergrössert werden sollen, ist völlig unverständlich. Mit der Erhöhung der Mindestzahl für Primarklassen auf 22 Kinder wird der Unterricht in getrennten Abteilungen weitgehend verunmöglicht. Doch gerade in den Anfangsklassen ist das Arbeiten in kleineren Gruppen ein unerlässlicher Bestandteil der Didaktik. Die Halbierung des textilen Werkunterrichts an der Primarstufe auf eine Stunde pro Klasse negiert die Notwendigkeit einer ganzheitlichen Bildung. Nur wer auch im handwerklichen und feinmotorischen Bereich gefördert wird, entwickelt in günstiger Weise seine Fähigkeiten, auch im rein intellektuellen Bereich. Es geht beim Werk-Angebot in der Schule um weit mehr als um zu lernen, wie man einen Knopf annäht. Die neue Ressourcensteuerung ist noch nicht beschlossen. Sie hatte ursprünglich zum Zweck, erhöhte Anforderungen an den Unterricht auf Grund der speziellen Situation der SchülerInnen zu berücksichtigen (Fremdsprachigkeit, schwierige soziale Herkunft etc.). Dass nun die Ressourcensteuerung zum Einsparen von Mitteln gebraucht werden soll, ist zweckfremd und schädlich. Der alv kämpft zusammen mit der KASPV gegen Verschlechterungen bei den Anstellungsbedingungen. Er verlangt, dass die notwendigen Mittel zur Verfügung gestellt werden, um das neue Lohnsystem des Personals und (hoffentlich auch) der Lehrerschaft umzusetzen. Wenn der Kanton nun mittelfristig festlegt, dass das Lohnsummenwachstum unter dem für die Systempflege Erforderlichen liegt, macht er sich mittel- bis langfristig als Arbeitgeber unattraktiv. Vielleicht kann er sich das in Krisenzeiten leisten - im Schulbereich allerdings nicht, wie schon aufgezeigt wurde - in wirtschaftlich besseren Zeiten aber sicher nicht mehr. Gutes Personal findet anderswo attraktivere Arbeitsplätze. Der
alv bekämpft das Sparpaket in verschiedener Weise: Er wird zu den tangierten Themen (Klassengrösse etc) Argumentarien zusammenstellen, um damit die öffentliche Meinungsbildung mitzugestalten. Er wird interessierte Verbände (Elternorganisationen etc.) über die Schädlichkeit der vorgeschlagenen Massnahmen informieren und sie zum Kampf dagegen motivieren.
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