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Energieverbrauch bei der Nutzung von Online-Anwendungen
Emissionen durch Elektrogeräte

Streamen verbrauche Unmengen an Energie und sei mindestens so klimaschädigend wie der gesamte zivile Flugverkehr. Zu diesem Schluss kam eine französische Studie.

Allgemein wird unterschätzt, was elektronische Geräte - neben dem Stromverbrauch - tatsächlich an Emissionen verursachen. Doch wie schädlich ist unser digitaler Konsum tatsächlich für die Umwelt? Lorenz Hilty, Leiter der Forschungsgruppe Informatik und Nachhaltigkeit an der Empa und der Universität Zürich, klärt auf.

Bis 2050 will der Bund den Pro-Kopf-Ausstoss von CO2 auf 1,5 Tonnen pro Jahr senken.

Ein sportliches Ziel. Denn alles, was wir nutzen und konsumieren, verbraucht Energie - auch wenn wir es weniger deutlich sehen als beim Betanken unseres Autos oder dem medial stark vertretenen Thema Flugreisen. Das Steak, das auf dem Teller landet, die Heizung, die unsere Füsse im Winter warmhält, oder aber auch das Serien-«Bingen» auf Netflix an einem verregneten Sonntag - alles hat seinen Preis in Form von CO2-Emissionen.

Vor allem das Streaming gerät zunehmend in Verruf. Gemäss der Denkfabrik «The Shift Project» ist unser Streaming-Verhalten genauso schädlich wie die zivile Luftfahrt. Sollen wir jetzt alle sofort von unseren Bildschirmen weg? «Das ist definitiv nicht nötig», so Lorenz Hilty. Obwohl Streaming das Energieintensivste ist, was man im Internet machen kann, ist die Übertragung eines Videostreams normalerweise nicht belastender, als einen Raum zu beleuchten. 150 Gramm CO2 fallen bei einer Stunde Streaming auf einem Flachbildfernseher an, Datentransfer inklusive.

Die Summe machts

Wenn man bedenkt, wie viel weltweit gestreamt wird, dann ist der Energieverbrauch allerdings beachtlich. Allein auf YouTube werden eine Milliarde Stunden pro Tag Videos geschaut. Gemäss einer Studie der Universität Bristol entspricht deshalb der weltweite CO2 -Ausstoss von YouTube etwa demjenigen der Stadt Glasgow. Dabei ist aber auch zu beachten, dass sich der Nutzen auf einen grossen Teil der Weltbevölkerung verteilt: «57 Prozent aller Menschen haben heute Zugang zum Internet. 34 Prozent haben ein Smartphone. Aber nur 3 Prozent der Weltbevölkerung können es sich leisten, mindestens einmal im Jahr zu fliegen», so Hilty.

Für Hilty sind nicht nur die Konsumenten in der Verantwortung, sondern auch die Streaminganbieter. Dass YouTube weiterhin Musik beispielsweise als Videostream übermittelt, sorgt für einen unnötigen Datentransfer. Ebenso ist der Trend vom bisher üblichen Broadcast-Prinzip des Fernsehens (viele Zuschauer sehen gleichzeitig das gleiche Programm) zum Unicast-Prinzip (die Daten werden für jede Person einzeln übertragen, also wie bei Netflix) für einen grossen Sprung im Energieverbrauch des Filmkonsums verantwortlich. Und ein mobiler Internetzugang kostet ausserdem mehr Energie als ein stationärer.

Digital ist nicht gleich ökologisch

Somit ist digital mitunter nicht gleich ökologisch. Ein gedrucktes Buch erzeugt gemäss einer Studie des «Royal Institute of Technology» in Schweden 1,2 Kilogramm CO2. Ein eBook-Reader hingegen benötigt alleine in der Herstellung bereits das 30- bis 40-Fache. Erst wenn man auf besagtem Reader 35 eBooks gelesen hat, beginnt er sich für das Klima auszuzahlen. Allgemein ist Software noch ein wissenschaftlich kaum untersuchter Bereich in Bezug auf die verursachten Emissionen. Da möchte Hilty ebenfalls Licht ins Dunkel bringen. Gemeinsam mit ausländischen Partnern hat er im Auftrag des deutschen Umweltbundesamtes (UBA) Kriterien erarbeitet, um die Nachhaltigkeit von Softwareprodukten zu beurteilen. «Dabei ging es darum, wie viel Energie die Software im Endgerät, aber auch die Übertragung der Daten und Server verbrauchen», so Hilty. Weitere Kriterien betreffen die Hardwarekapazitäten, die für den Betrieb eines Softwareprodukts bereitgehalten werden müssen - und wie häufig sie ersetzt und erweitert werden müssen, weil neue Versionen der Software höhere Ansprüche an die Hardware stellen. Bei Smartphones und Laptops zum Beispiel verursacht die Herstellung der Hardware eine grössere Umweltbelastung als der Stromverbrauch beim Betrieb der Geräte. Das Umweltbundesamt arbeitet derzeit daran, die in der Studie erarbeiteten Kriterien einzusetzen, um nachhaltige Softwareprodukte in Zukunft mit dem Umweltgütezeichen «Blauer Engel» auszuzeichnen.

Das Bewusstsein schärfen

In einem Flugzeug zu sitzen, bleibt demnach nach wie vor die CO2-intensivste Art, die Zeit zu verbringen. Ein einziger Flug von Zürich nach New York und zurück emittiert bereits 2,5 Tonnen CO2 pro Fluggast, also deutlich mehr als das angestrebte Pro-Kopf-Emissionsbudget für ein ganzes Jahr. Es ist deshalb gemäss Hilty nicht angebracht, Regularien für das Streaming im Internet einzuführen. «Es wird ja auch nicht reguliert, wie lange man das Licht brennen lassen darf.» Dennoch schadete es nicht, wenn die Bevölkerung ein Bewusstsein dafür entwickeln würde, was wie viel Energie verbraucht und wo sich sparen lässt. Denn oftmals verstecken sich CO2-Schleudern auch in alltäglichen Situationen, von denen wir kaum merken, dass sie Emissionen verursachen, weil dies an entfernten Orten geschieht. Die Nutzung von Angeboten aus dem Internet ist eine davon.

Text: Cornelia Zogg, Empa 6. Januar 2021

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