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Produktion von synthetischem Biokraftstoff 2008
Das Carbo-V®-Verfahren
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Naturwissenschaften und Technik
Produktion von synthetischem Biokraftstoff BTL
BTL = Biomass to Liquid

In Freiberg (Deutschland) wurde die Bauphase der weltweit ersten kommerziellen Anlage zur Herstellung von synthetischem Biokraftstoff (BTL) erfolgreich abgeschlossen. Die Beta-Anlage der Firma CHOREN produziert nach dem Erreichen der Nominalleistung rund 18 Millionen Litern BTL pro Jahr. Als Rohstoff wird Waldrestholz und Altholz eingesetzt. Die benötigte Biomasse steht nicht in Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion. Der synthetische Biokraftstoff ist ohne Einschränkungen für jeden Dieselmotor verträglich.

Das Anfahren der Beta-Anlage wird 8 bis 12 Monate in Anspruch nehmen. 113 Teilsysteme in 26 Hauptbetriebseinheiten müssen einzeln und in Kombination angefahren werden. Für die Inbetriebnahme dieser Systeme sind etwa 1'200 Handlungsschritte notwendig, die selbst wiederum aus mehreren Teilhandlungen bestehen.

Nach Angaben von CHOREN ist BTL ist eine Schlüsseltechnologie zur Erreichung der Klimaziele im Strassenverkehr.

Eine bis zu 90%ige Reduktion der Treibhausgase, keine Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion und ein höheres Leistungsvermögen im Vergleich zu fossilen Kraftstoffen sind die wichtigsten Merkmale des synthetischen Biokraftstoffes.

Biosynthetischer Kraftstoff mit signifikanten Vorteilen

Synthetischer Biokraftstoff, auch Biomass-to-Liquids (BTL) oder SunDiesel genannt, weist eine Vielzahl von Vorteilen auf:

verringert die Abhängigkeit von Importöl;
ist erneuerbar und weitgehend CO2-neutral;
kann vor Ort produziert und verbraucht werden und schafft somit eine Perspektive für den ländlichen Ra um;
kann direkt in die Infrastruktur bestehender Verteilungsketten gegeben werden und ist geeignet für Ferntransport und Lagerung;
kann in bestehenden Motoren verwendet aber auch für anspruchsvollere Motoren weiterentwickelt werden;
hat eine hohe Energiedichte (30 - 40 MJ je Liter);
ist ein extrem sauberer Kraftstoff: kein Schwefel und keine Aromaten;
hat verglichen mit fossilen Kraftstoffen deutlich weniger Schadstoffe im Motorenabgas;
ist biologisch abbaubar;
hat verglichen mit der ersten Generation der Biokraftstoffe eine Vielfach höhere Ausbeute /ha;
kann aus einem sehr breiten Einsatzstoffspektrum hergestellt werden.

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Das Carbo-V®-Verfahren

Das Carbo-V®-Verfahren

Das von CHOREN entwickelte Carbo-V®-Verfahren ist ein dreistufiges Vergasungsverfahren:
Im ersten Schritt wird die Biomasse kontinuierlich durch partielle Oxidation (Verschwelung) mit Luft oder Sauerstoff bei Temperaturen zwischen 400 und 500 °C karbonisiert, d. h. in festen Kohlenstoff (Biokoks) und teerhaltiges Gas (flüchtige Bestandteile) zerlegt.

In der zweiten Prozess-Stufe wird das teerhaltige Gas in einer Brennkammer oberhalb des Ascheschmelzpunktes der Brennstoffe mit Luft und/oder Sauerstoff nachoxidiert.

Im dritten Verfahrensschritt wird der zu Brennstaub gemahlene Biokoks in die heissen Verbrennungsgase eingeblasen. Dabei reagieren Brennstaub und Vergasungsmittel im Vergasungsreaktor zu Synthese-Rohgas. Dieses kann dann nach entsprechender Konditionierung als Brenngas zur Strom-, Dampf- und Wärmeerzeugung oder als Synthesegas für die SunDiesel®-Herstellung genutzt werden.

FT-Synthese

Die Umwandlung des Synthesegases in Kraftstoff erfolgt mittels Fischer-Tropsch (FT)-Synthese. Dabei reagieren die reaktiven Bestandteile des Synthesegases (CO und H2) an einem Katalysator zu Kohlenwasserstoffen. Die FT-Synthese wurde in den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts in Deutschland entwickelt. Heute nutzt CHOREN die Weiterentwicklung von SHELL, das SMDS-Verfahren (Shell Middle Distillate Synthesis), welches bereits seit über 15 Jahren in Malaysia auf Erdgasbasis erfolgreich betrieben wird.Für die Herstellung von SunDiesel wird stückige Biomasse zunächst in einem dafür geeigneten Verfahren, z. B. mit dem Carbo-V®-Verfahren zu einem Synthesegas mit den Hauptbestanteilen CO und H2 umgewandelt. Dieses Synthesegas reagiert dann an einem bspw. cobaldbasierten Katalysator zu Kohlenwasserstoffketten.

Für die Herstellung von SunDiesel wird stückige Biomasse zunächst in einem dafür geeigneten Verfahren, z. B. mit dem Carbo-V®-Verfahren zu einem Synthesegas mit den Hauptbestanteilen CO und H2 umgewandelt. Dieses Synthesegas reagiert dann an einem bspw. cobaldbasierten Katalysator zu Kohlenwasserstoffketten.

Die Zusammensetzung der Syntheseprodukte kann durch die Wahl der Syntheseparameter (Druck, Temperatur, u. ä.) gezielt beeinflusst werden.

Die zur Zeit von CHOREN hergestellten Probechargen erfüllen folgende Kriterien:

- Cetanzahl > 75
- Aromaten < 0,3 %
- Polyzyklische Aromaten < 0,01 %
- Schwefelgehalt: nicht nachweisbar
- sehr gute Oxidationsstabilität
- sehr gute Verträglichkeit mit Elastomeren

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Die Beta-Anlage in Freiberg
Nominalleistung:
18 Millionen Liter BTL (= Jahresbedarf von ungefähr 15.000 PKW)
Das Anfahren nimmt 8 - 12 Monate in Anspruch

Biomassebedarf: rund 65 000 t Trockenmasse Holz pro Jahr

Rohstoffe:
Waldrestholz und Altholz
Bedarf ist weitgehend über mehrere Jahre abgesichert

Investitionen:
rund 100 Mio. Euro

Technische Details:
31,5 km Rohrleitungen, 57 km Elektrokabel
5'000 Armaturen, 5.000 Messsignale
60 Pumpen, 181 Behälter und Reaktoren
45 MW thermische Leistung
Partner:
Anlagenbau: EDL Anlagenbau, Leipzig

Synthese und Hydrocracking:
Shell Global Solutions

CHOREN
Das Unternehmen CHOREN ist ein weltweit führender Anbieter von Vergasungstechnologien für feste kohlenstoffhaltige Einsatzstoffe. Mit dem international patentierten Carbo-V®-Verfahren hat sich CHOREN mit Sitz in Freiberg und Hamburg zum führenden Hersteller synthetischer Biokraftstoffe (BTL) entwickelt. Das Unternehmen kooperiert eng mit Shell, Volkswagen und Daimler, die sich nicht nur als Gesellschafter engagieren, sondern als wichtigste strategische Partner die weitere Entwicklung des Unternehmens begleiten.

CHOREN beschäftigt derzeit rund 230 Mitarbeiter, davon 70 in der Beta-Anlage in Freiberg.

Quelle: Text CHOREN Industries GmbH , April 2008

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