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Ökobilanz von Energieprodukten Biotreibstoff 2007

WWF Biogene Treibstoffe Beitrag zum Klimaschutz 2007
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Ökobilanz von Energieprodukten
Nicht jeder Biotreibstoff ist umweltfreundlich

Biotreibstoffe sind nicht zwingend umweltfreundlicher als fossile Treibstoffe. Dies zeigt eine aktuelle Studie, die im Auftrag der Bundesämter für Energie, Umwelt und Landwirtschaft die ökologischen Bilanzen der verschiedenen Biotreibstoffe untersucht hat. Bei den meisten zeigt sich ein Zielkonflikt zwischen der Minimierung der Treibhausgasemissionen und einer positiven ökologischen Gesamtbilanz.

Obwohl Biotreibstoffe aus erneuerbaren Rohstoffen bestehen, kann bei deren Anbau und Verarbeitung ein breites Spektrum von Umweltbelastungen entstehen. Dieses reicht von Überdüngung und Versauerung des landwirtschaftlichen Bodens bis hin zum Verlust der Artenvielfalt. Die Ausdehnung der landwirtschaftlichen Energieproduktion steht zudem in Konkurrenz mit anderen Formen der Landnutzung wie der Nahrungsmittelproduktion oder dem Erhalt natürlicher Flächen.

Für die ökologische Bewertung der Biotreibstoffe über ihren gesamten Lebenszyklus müssen daher neben der energetischen Effizienz und den Treibhausgasreduktionen(Treibhaus-Effekt) auch weitere Indikatoren betrachtet werden. Dies erfolgt mit der Methodik der Ökobilanzierung, mit welcher die Umweltauswirkungen von Stoff- und Energieflüssen analysiert werden können. Damit lassen sich jedoch keine Aussagen zu ökonomischen oder sozialen Faktoren machen.

Biotreibstoffe bzw. biogene Treibstoffe sind Treibstoffe, die aus Biomasse hergestellt werden. Im neuen Mineralölsteuergesetz Artikel 2, Absatz 3, Buchstabe d ist die Rede von Treibstoffen aus erneuerbaren Rohstoffen. Biotreibstoffe sind somit eine Teilmenge dieser Gruppe.
(Energie-Kennzahlen Schweiz)

Zielkonflikt zwischen Treibhausgasreduktion und Umweltbelastung

Die Studie zeigt, dass mit einer ganzen Reihe von Biotreibstoffen zwar eine Treibhausgasreduktion von mehr als 30% im Vergleich zu Benzin erzielt werden kann. Anbau und Herstellung dieser Biotreibstoffe verursachen jedoch bei mehreren anderen Umweltindikatoren oft höhere Belastungen als Benzin und Diesel.
Umweltbelastung durch den Anbau der Rohstoffe

Zentrale Erkenntnis der vorliegenden Studie ist, dass bei Biotreibstoffen der Grossteil der Umweltbelastungen durch den Anbau der Rohstoffe verursacht wird. Im Falle der tropischen Landwirtschaft ist dies primär die Brandrodung von Regenwaldflächen. Diese setzt grosse Mengen an CO2 frei, erhöht die Luftbelastung (insbesondere durch Feinstaub und Smog) und beeinträchtigt die Biodiversität stark. Dieser Problematik kann mit konkreten Zertifizierungsrichtlinien für Biotreibstoffe Rechnung getragen werden. Beim Anbau in gemässigten Klimazonen tragen der niedrige Flächenertrag, die teils intensive Düngung und die mechanische Bodenbearbeitung zu den höheren Umweltbelastungen bei.

Gute Resultate für Abfall, Reststoffe und Holz

Die energetische Nutzung von Abfall- und Reststoffen schneidet hinsichtlich ihrer Ökobilanz gegenüber den fossilen Treibstoffen am besten ab, da einerseits die hohen Belastungen aus der Rohstoff-Bereitstellung wegfallen und andererseits Umweltemissionen aus der Abfallbehandlung reduziert werden können. Ebenfalls gute Ergebnisse zeigt die energetische Nutzung von Holz (Schweizer Wald) , da hier die Umweltauswirkungen bei der Rohstoff-Bereitstellung sehr gering sind.

Im Gegensatz zu den fossilen Treibstoffen lassen sich die Umweltauswirkungen von allen untersuchten Biotreibstoffen (Bioethanol, Biomethanol, Biodiesel und Biogas) durch gezielte Massnahmen deutlich verringern. Es ist daher zu erwarten, dass die Optimierung bestehender und die Entwicklung neuer Verfahren in Zukunft bessere Bewertungen ergeben.

Bedarf für weitere Arbeiten im Bereich der Ökobilanzierung

Die Studie wurde von der EMPA auf der Basis der Daten aus ecoinvent, der weltweit führenden wissenschaftlichen Datenbank für Ökobilanz-Basisdaten, durchgeführt. In einem Vorprojekt wurden fehlende Datensätze, zum Beispiel für die Produktion von Ethanol aus brasilianischem Zuckerrohr,von verschiedenen Institutionen gemäss den ecoinvent Qualitätsrichtlinien erarbeitet. Diese neuen Datensätze werden in die nächste Version des ecoinvent-Datenbestandes integriert. Es zeigt sich jedoch, dass in gewissen Produktionsprozessen rasche Fortschritte erfolgen können (zum Beispiel die Reduktion der Methanverluste bei der Biogasproduktion) oder dass neue Produkte auf den Markt kommen (zum Beispiel Jatrophaöl) Deshalb ist in den nächsten Jahren eine regelmässige Aktualisierung der Datenlage vordringlich, damit weiterhin wissenschaftlich korrekte Aussagen gemacht werden können.

Schlussfolgerung aus der Sicht der Auftraggeber

Die Studie zeigt die Erfolg versprechenden Anbau- und Produktionsverfahren für Biotreibstoffe auf. Dabei bestehen unterschiedliche Optimierungspotenziale. Nicht in jedem Fall stellt die Treibstoffgewinnung die optimale Nutzung der Biomasse dar. Da die Potenziale beschränkt sind, führt kein Weg an einer sparsameren und effizienteren Energieverwendung vorbei.

Quelle: Text Bundesamt für Energie BFE, Mai 2007

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Biogene Treibstoffe leisten nur einen kleinen Beitrag zum Schutz des Klimas

Einzig die Verwertung von ohnehin anfallenden Bioabfällen rechtfertigt die Herstellung von biogenen Treibstoffen. Dieses Fazit zieht der WWF aus der heute von den Bundesämtern Energie, Umwelt und Landwirtschaft veröffentlichten EMPA-Studie. Gemäss WWF fällt damit die Menge alternativer Treibstoffe und derenCO2-Reduktion tiefer als geplant aus. Der WWF fordert jetzt vom Bundesrat, die bis Juni 2007 sistierte CO2-Abgabe auf Treibstoffe dem Parlament vorzulegen.

Der WWF anerkennt, dass die Studie im Hinblick auf die vom Parlament verabschiedete Befreiung der biogenen Treibstoffen von der Mineralölsteuer wertvolle Information zur Bestimmung der Ökobilanz liefert. Da die vollständige Befreiung von der Mineralölsteuer einer 100%-Subventionierung der alternativen Treibstoffe gleichkäme, schlägt der WWF vor, die Subventionshöhe von der Umweltentlastung abhängig zu machen.

Patrick Hofstetter, Klimaexperte des WWF Schweiz, sieht in dieser Lösung mehrere Vorteile: "Damit wird ein ständiger Anreiz gegeben, die Anbau- und Produktionsprozesse weiter zu verbessern und die Entwicklung der so genannten zweiten Generation von biogenen Treibstoffen voranzutreiben. Ebenfalls wird damit verhindert, dass grosse Mengen pflanzliche Treibstoffe den Markt überschwemmen, ohne eine entsprechende Entlastung von Umwelt und Klima sicherzustellen." Dies sei insbesondere wichtig, da "grüne Treibstoffe" gewisse Autofahrende sogar zu Mehrkilometern verleiten könnten.

Da die Menge der Bioabfälle, welche zu Treibstoffen umgewandelt werden kann beschränkt ist und im Vergleich zur heute nachgefragten Treibstoffmenge gering, ist auch dieser Versuch des Bundesrates, das CO2-Gesetz umzusetzen, gescheitert. Patrick Hofstetter: "Als wirksame kurzfristige Massnahme bleibt die Einführung einer CO2-Abgabe auf Treibstoffe. Am besten gleichzeitig mit der CO2-Abgabe auf Brennstoffe, welche bereits beschlossen wurde."

Biogene Treibstoffe: Da Treibstoffe aus pflanzlichem und tierischem Ursprung nicht automatisch die Kriterien des Biolabels erfüllen, bezeichnet der WWF solche alternativen Treibstoffe als biogene Treibstoffe.

Quelle: Text WWF Mai 2007

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Publikation
RAOnline Download Bericht
Quelle: Bundesamt für Umwelt BAFU

Graue Treibhausgas-Emissionen 1990-2004

1,7 MB PDF-File
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Weitere Informationen
OcCC Klimaänderung und die Schweiz 2050
Umwelt Schweiz Umweltprüfbericht der OECD
Unterrichtsmaterial Klimaberichte - Klimawandel
Globale Klimaberichte
BAFU Indikatoren zu Ursachen des Klimawandels
Links
Externe Links
Ecoinvent.ch
weltweit führende wissenschaftlichen Datenbank für Ökobilanz-Basisdaten
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