Zum 700-Jahr-Jubiläum der Schweizerischen Eidgenossenschaft entstand 1991 rund um den südlichsten Teil des Vierwaldstättersees (dem Urnersee) ein rund 35 km langer Wanderweg, auf dem für jede Einwohnerin und jeden Einwohner der Schweiz im Jubiläumsjahr 5 mm Wegstrecke abgemessen wurden. Die 26 Kantone und Halbkantone verfügen deshalb über verschieden lange Wegabschnitte. Die Wegabschnitt sind nach dem Eintrittsjahr der Kantone in die Schweizerische Eidgenossenschaft geordnet. Der Weg der Schweiz beginnt auf dem Rütli mit dem 182 m langen Wegabschnitt für den Kanton Uri. Der Weg endet in Brunnen auf dem Platz der Auslanderschweizer mit dem Abschnitt des Kantons Jura.
Der Weg der Schweiz kann in vier Wegetappen unterteilt werden: 2. Bauen - Isleten - Seedorf - Reussdelta - Flüelen 3. Flüelen - Tellskappelle - Tellsplatte - Sisikon 4. Sisikon - Morschach - Brunnen Jede dieser Etappen hat ihren eigenen Charakter und bietet unterschiedliche Aussichten.
Unsere Wanderung beginnt in Brunnen und führt über Morschach nach Sisikon und weiter zur Tellsplatte und zur Tellskappelle. Der Weg von der Tellskappelle nach Flüelen führt teilweise der alten, aber immer noch benutzten Bahnlinie und der Alten Axenstrasse entlang. Die alte Axenstrasse ist nur noch für Velofahrer und Fussgänger geöffnet. Von Flüelen über Seedorf nach Isleten durchquert der Weg der Schweiz das Naturschutzgebiet in der Reussebene.Der Weg nach Isleten und weiter nach Bauen muss häufig wegen der Steinschlaggefahr in Galerien oder Tunneln geführt werden. Ab Bauen beginnt der Weg markant anzusteigen. Viele Stufen führen hinauf nach Wissig. Nach Seelisberg steigt der Weg zum Rütli ab. Für den Rückweg nach Brunnen benützen wir ein Schiff.
Die Region um den Urnersee gilt als die Wiege der Schweizerischen Eidgenossenschaft. Mit der Inkraftsetzungen der Bundesverfassung von 1848 entstand aus dem losen Gebilde der Schweizerischen Eidgenossenschaft ein Staat mit dem Namen Schweiz und der Hauptstadt Bern. 1291 gingen die Urkantone Uris, Schwyz und Unterwalden (heute Nidwalden) ein Bündnis, den «Bund der Schweizer Eidgenossen» , gegen den Machthunger der Grafen von Habsburg ein. Der Bündnischarakter wurde im sogenannten Bundesbrief schriftlich umschrieben. Der Schriftstück liegt heute im Original im Bundesarchiv. Historiker sind sich in der heutigen Zeit uneinig darüber, welche Nutzen und welche unmittelbaren Auswirkungen dieses Bündnis auf die Machtverhältnisse in jener fernen Zeit im 13. Jahrhundert hatte. Umstritten ist auch, ob der Rütlischwur (der Schwur der drei Urkantone auf das neue Bündnis) auf der Rütliwiese über dem Urnersee tatsächlich stattgefunden hat. Um die Freiheitsliebe der «Schweizer Eidgenossen» entstanden im Laufe der Jahrhunderte zahlreiche Sagen. Eine davon ist die Sage über den tapferen Freiheitshelden Tell und seine Pfeilbogenschüsse in den Apfel auf dem Kopf seines Sohnes Walterli und in das Herz des verhassten Landvogts Gesssler. Entlang des Urnersees führen heute einige der wichtigsten alpenquerenden Transportwege der Schweiz für Waren, Personen und elektrische Energie. Die Axenstrasse verbindet die Autobahn A4 (E 41) aus dem Raum Zürich mit der durch den Seelisberg- und Gotthardtunnel führenden Autobahn A2 (E 35) aus dem Raum Basel. Auf der Eisenbahnlinie durch die Axentunnel und den alten Gotthardtunnel (Gotthard-Bergstrecke) bewegten sich bis 2017 u.a. internationale Personen- und Güterzüge aus Deutschland nach Italien und umgekehrt. Auch nach der Eröffnung des Gotthard-Basistunnels 2016 fahren diese Züge weiterhin durch die Axentunnel. Alle Eisenbahntunnel auf der Ostseite des Urnersees werden bis 2019 an die Anforderungen des modernen Güterverkehrs (4 m-Korridor) angepasst. An den felsigen und steilen Hängen über dem Ostufer verläuft eine 380kV-Höchstspannungsleitung ("Stromautobahn"), welche u.a. elektrische Energie von Deutschland nach Italien (und seltener umgekehrt) transportiert. Weitere 220 kV-Hochspannungsleitungen führen über den Axen von Norden nach Süden. Vor dem Bau der Axenstrasse und des Seeligbergtunnels konnten grössere Mengen an Waren und Personen nur auf dem Seeweg von Flüelen nach Luzern transportiert werden. Die Region Urnersee nahm daher zusammen mit dem Gotthardpass seit Jahrhunderten eine zentrale Rolle für den Warentransport über die Alpen und die Erhebung von Wegzöllen ein. Die Region blickt auf eine äusserst wechselvolle Geschichte zurück. Ende des 18. Jahrhunderts (unmittelbar vor der Gründung der modernen Schweiz) wurde die Schweizerische Eidgenossenschaft und mit ihr auch die Innerschweiz in den Strudel einer blutigen europäischen Krise hineingezogen. Grossmächte wie Russland, Preussen, Frankreich oder Österreich waren häufig in irgendeiner Form an Ereignissen in dieser Zeit beteiligt. 1799 musste der russische General Suworow mit am Anfang mehr als 20'000 Soldaten den beschwerlichen und verlustreichen Umweg über den Kinzigpass, den Pragelpass und den Panixerpass ins Vorderrheintal einschlagen. Seine Gegner, Truppen im Solde von Frankreichs Herrscher Napoleon, verhinderten den Vorstoss der russischen Truppen in Richtung Mittelland, indem sie alle Schiffe auf dem Urnersee entfernen liessen. Suworows riesiges Heer wurden bei Altdorf gestoppt. Suworow sah keine Möglichkeit, seine Truppen entlang des schwierigen Geländes mit seinen schroff abfallenden Felswänden beidseits des Urnersees zu verschieben. Der General zog es vor, mit seinen Soldaten und ihren Waffen über den steilen Weg hinauf zum Kinzigpasszu klettern.
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