Polymechanikerin auf Achse Porträt Rebekka Liefert
Denn die Bestandteile für die Forschungsanlagen am PSI sind meist Einzelstücke. Die Serienanfertigung wäre nicht so ihr Ding gewesen, dafür sei sie zu schnell gelangweilt. «Ich kann nicht still sitzen», lacht Rebekka Liefert, «deshalb ist die Abwechslung hier perfekt für mich.» Immer dranbleiben Zu Beginn war allerdings noch nichts mit Prototypen bauen. Im Untergeschoss der Lehrwerkstatt bohren, drehen, fräsen und feilen die Jugendlichen im ersten Lehrjahr an Kleinteilen, bis sie die Techniken beherrschen. Eine gute Zeit sei es trotzdem gewesen, sagt Rebekka Liefert. Denn pro Jahr beginnen am PSI vier Schulabgänger ihre Lehre zum Polymechaniker resp. zur Polymechanikerin - an jungen Mitarbeitenden mangelt es also nicht. Die Lernenden in der Werkstatt arbeiten friedlich zusammen, und doch alle an ihrem eigenen Teil. «Natürlich kann man ab und zu plaudern, aber an den Maschinen muss man sich konzentrieren», erklärt Rebekka Liefert. Das sei charakteristisch für diesen Job: fokussiert arbeiten, immer dranbleiben, sonst passieren Fehler. Abgesehen davon sind die Maschinen wegen der Arbeitssicherheit nur mit absoluter Aufmerksamkeit zu bedienen. Nicht umsonst trägt die 20-Jährige bei der Arbeit feste Sicherheitsschuhe und ihre Schutzbrille - die sie während des Gesprächs ausnahmsweise nicht auf hat, sondern lässig im Haar festklemmt. Nach dem ersten Lehrjahr erhalten die Lernenden ihre ersten Auftragsarbeiten. Bei grossen Aufträgen werden die angehenden Polymechanikerinnen und Polymechaniker in Teams eingeteilt. Rebekka Liefert schätzt die Arbeit im Teamwork, gemeinsam an einem Prototypen zu arbeiten und die Aufträge untereinander zu koordinieren. Raschelnd breitet sie eine riesige Zeichnung vor sich aus: den Plan für ein Gehäuse für eine Anlage des SwissFEL. Die Formen der Einzelteile sind komplex. Die Reihenfolge, wann welches Loch gebohrt und welche Kerbe gefräst wird, sollte wohl überlegt sein. Und die Arbeit muss auf den Zehntel- oder gar Fünfzigstelmillimeter stimmen, also buchstäblich aufs Haar genau. Deshalb sei auch jeder Auftrag eine neue Herausforderung. Weiter so - oder ganz anders Später in der Lehre kam die Arbeit mit den grossen Anlagen dazu. Diese werden computergesteuert. Es gilt, den wuchtigen Maschinen zu sagen, was sie zu tun haben, sie richtig zu programmieren. Trotzdem bleibt es ein anstrengender Beruf. Acht Stunden pro Tag ist Rebekka Liefert auf den Beinen - immer auf Achse. Und geht es nach ihr, so geht es auch nach der Lehre in diesem Stil weiter: Rebekka Liefert möchte als Polymechanikerin in einem Betrieb arbeiten. Danach zieht sie zum Beispiel die Weiterbildung an der Technikerschule in Betracht. Durch die Ausbildung am PSI stehen ihr viele Wege offen - auch solche, die in eine ganz neue Richtung führen. «Vielleicht gehe ich irgendwann an die Kunsthochschule», sinniert Rebekka Liefert. Sie interessiert sich nämlich sehr für Körperkunst, genauer Tattoos. Gut möglich also, dass sie später - nach einer künstlerischen Weiterbildung - ihr eigenes Tattoo-Studio eröffnet. Ihr erstes Tattoo hat sie jedenfalls bereits selbst entworfen. Text: Simone Nägeli, Paul Scherrer Institut PSI, Juni 2014 Die Berufung finden am PSI Insgesamt bietet das PSI 14 verschiedene Lehrberufe an. Zu den technischen Berufen gehören neben Polymechaniker/in etwa auch Automatiker/in, Elektroniker/in und Physiklaborant/in mit Eidgenössischem Fähigkeitszeugnis (EFZ). Das PSI verfügt über einen modernen Maschinenpark. Da die meisten hauseigenen Forschungsanlagen selber konstruiert und gebaut werden, profitieren die Lernenden von sehr abwechslungsreichen Aufträgen und einer Vielfalt an Arbeitsmaterialien - von Aluminium über Gold bis hin zu Kunststoff. Die Lehrabgänger sind damit sowohl für die weitere Ausbildung an einer Fachhochschule als auch für Stellen in der Industrie bestens gewappnet.
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