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Schweizer Wald Biodiversität |
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Wald Weitere Informationen |
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Waldprogramm
Schweiz - Bericht der AG Biodiversität 2003
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Auszug
aus dem Schlussbericht der WAP-AG Biodiversität vom 10. Juni 2003 |
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Ausgangslage
heute Bilanz der Biodiversität im Wald
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Der
Schweizer Wald ist ein vergleichsweise noch naturnahes Ökosystem,
das etwa der Hälfte der in unserem Land vorkommenden 50'000 Organismen
ganz oder teilweise als Lebensraum dient. Er ist von Natur aus vielfältig
- die Vegetationskundler unterscheiden über 100 verschiedene Waldtypen,
- und wird seit überhundert Jahren in bezug auf Fläche und Holzvorrat
nachhaltig bewirtschaftet. Er darf nicht gedüngt und mit umweltgefährdenden
Stoffen belastet werden. In bezug auf die biologische Vielfalt allerdings
ist die Nachhaltigkeit nur teilweise gesichert. |
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Im
Vergleich zu den anderen Lebensräumen fällt die Bilanz zwar besser
aus: Die im Wald lebenden Arten sind im allgemeinen weniger bedroht als
die Arten der anderen Ökosysteme der Schweiz. Trotzdem ist die Lage
nicht befriedigend, denn viele der früher häufigen Arten sind
seltener geworden, während ursprünglich seltene, aber verbreitete
Arten nur noch in isolierten Restpopulationen vorkommen.
Bei vielen Arten
sterben Populationen ganz aus, oder sie schrumpfen. Dadurch erfahren die
betroffenen Tier- oder Pflanzenarten in ihrem Verbreitungsgebiet insgesamt
eine Ausdünnung. Die Isolierung von kleinen Restpopulationen in ökologisch
ungenügend vernetzten Wäldern kann die genetische Vielfalt verringern,
auch wenn dies in den meisten Fällen nicht nachgewiesen ist. Auf's
Ganze gesehen lässt sich festhalten, dass es auch im Wald an jener
Lebensraumvielfalt fehlt, die zur langfristigen Erhaltung der immer noch
grossen Arten- und Rassen-Vielfalt Voraussetzung ist.
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Ursachen
der verschlechterten Lebensbedingungen
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Die
Ursachen für die teilweise verschlechterten Lebensbedingungen vieler
Waldarten sind hauptsächlich:
1.
Verlust artenreicher Waldtypen und Bewirtschaftungsformen
Verschiedene
früher weit verbreitete natürliche Waldgesellschaften auf extremen,
vor allem nassen Standorten sind nach den grossen Meliorationen und Rodungen
in den Flusstälern sehr selten geworden, z.B. Auen- und Bruchwälder.
- Die traditionell dynamisch bewirtschafteten und deshalb besonders artenreichen
Waldtypen, wie der Nieder- und Mittelwald, wurden fast überall aufgegeben.
2.
Verdunkelung und Struktur-Armut vieler Wälder
Die
Wälder sind insgesamt dunkler geworden und überweite Flächen
einförmig aufgebaut. Die Gründe sind die Zunahme der Holzvorräte,
verursacht durch die rückgängige Holznutzung und die über höhten
Stickstoffeinträge, bzw. die seit überhundert Jahren dominierende
Hochwaldbewirtschaftung. Es gibt zuwenig Verjüngungsflächen,
und die artenreichen Altersphasen des Waldes sind gar nicht oder nur schwach
vertreten. Insgesamt weist der Wald zuwenig ökologische Nischen auf,
seine strukturelle Vielfalt zu klein. Vor allem die licht- und wärmeliebenden
Pflanzen und Tiere leiden darunter.
3.
Monotone Baumartenmischungen
über
weite Gebiet dominieren eintönige Baumartenmischungen, und vor allem
im Mittelland sind immer noch viele Laubholzstandorte über wiegend
mit Fichten bestockt. Die maximalen Koniferenanteile sind meistens nicht
optimal auf die ökologischen Standortsverhältnisse und die dominierende
Waldfunktion abgestimmt. für die Biodiversität wäre ein
Mosaik wichtig, das einerseits aus vielfältigen, vom Menschen geförderten
Baumartenmischungen besteht, und andererseits aus grossflächigen Reinbeständen
der natürlich- dominierenden Bäume, wie z.B. der Rotbuche im
Mittelland.
4.
Zu wenig Alt- und Totholz
Der
Anteil des Totholzes ist aus verschiedenen Gründen gestiegen: Dank
der Anstrengungen vieler Förster, als Folge der Stürme Vivian
und Lothar, sowie wegen der allgemeinen Unternutzung der Wälder. Trotzdem
ist sein Anteil am gesamten Holzvorrat mit 3,3% immer noch zu tief und
stellt vor allem im Mittelland eines der grössten ökologischen
Defizite im gut erschlossenen Wirtschaftswald dar, wo der Totholzvorrat
nur 4,9m3/ha beträgt, gegenüber19,5m3 in den Alpen (Zahlen nach
LFI 2, 1993-95). Vor allem fehlen in vielen Wäldern stehende tote
Bäume. Damit fehlen optimale Lebensgrundlagen für zahlreiche
alt- und totholzabhängige Organismen, vor allem für rund 1500
Pilze und 1340 Käfer, aber auch für Vögel, Fledermäuse
und Kleinsäuger.
5.
Monotone Waldränder
Gerade
die potenziell ökologisch besonders wertvollen über gangsbiotope
wie die inneren und äusseren Waldränder besitzen oft nur eine
geringe Vielfalt an Gehölzarten und Strukturen: nur 30% der Waldränder
haben einen hohen ökotonwert. Damit erfüllen sie nur unzureichend
ihre Funktion als Lebensraum und als ökologische Schnittstelle mit
den Lebensräumen der offenen Landschaft.
6.
Mangelnde Vernetzung
Die
meisten Wälder sind nur unzureichend oder gar nicht miteinander und
mit den Lebensräumen der offenen Landschaft ökologisch vernetzt.
Auch innerhalb des Waldes ist die Vernetzung von besonderen Lebensräumen,
z.B. von Altholzinseln und Tierpopulationen (z.B. Auerhuhn), oft nicht
gewährleistet. Waldstrassen stellen für bestimmte Lebewesen zusätzliche
innere Barrieren dar.
7.
Zunehmende Störungen
Die
zunehmende Nutzung der Wälder als Erholungsraum durch Spaziergänger,
Wanderer, Reiter und andere Sportler verursacht vor allem in den Ballungsräumen
und in Tourismusgebieten Störungen, die für sensible spezialisierte
Arten eine Verschlechterung der Lebensbedingungen bedeuten.
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Entwicklungen,
die sich auf die Wald-Biodiversität im Wald auswirken
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Für
die Zukunft ist mit folgenden Entwicklungen zu rechnen, die sich ohne entsprechende
Gegenmassnahmen meist negativ auf die Biodiversität im Wald auswirken
werden:
1. Weitere
Zunahme der Waldfläche in den Bergen, vor allem in den Südalpen,
den Alpen und im Jura. Der Hauptgrund für diese Entwicklung liegt
in der Aufgabe vieler Alpweiden.
Folgen
für die Biodiversität:
Die
Zunahme der Waldfläche ist an sich erfreulich, wird aber dort zum
Problem, wo der Wald sich auf Kosten von artenreichen Ökosystemen
ausdehnt, wie Trockenrasen, Magerweiden und Waldweiden. Gerade die halboffenen
Waldlandschaften sollen aber erhalten werden, weil sie auf engem Raum eine
Vielzahl von über gangsbiotomen enthalten.
2. Zunehmender
Erholungsdruck
Die
Nutzung des Waldes durch Erholungssuchende und Sportler aller Art wird
noch zunehmen und sich auf die abgelegeneren Wälder ausdehnen.
Folgen
für die Biodiversität:
Auch
die bisherigen Rückzugsgebiete von sensiblen störungsanfälligen
Arten, v.a. Tieren, werden stärker als bisher gestört werden.
3.
Mangelnde Bewirtschaftung des Waldes
Auch
in Zukunft wird ein grosser Teil des Schweizer Waldes nicht oder nur wenig
bewirtschaftet bzw. gepflegt werden (nach LFI 2 ist auf 13% der Waldfläche
seit über50 Jahren nicht mehr eingegriffen worden, in den Alpen sind
es 19% und auf der Alpensüdseite sogar 41%; ).
Folgen
für die Biodiversität:
Gebietsweise
ist mit einer weiteren Verdunkelung der Wälder, mit einem Rückgang
von reich strukturierten Wäldern und mit einer ungenügenden Verjüngung
zu rechnen. Das bedeutet eine weitere Verschlechterung der Lebensbedingungen
für licht- und wärmeliebende Arten. Erst mittel- bis langfristig
könnten sich auch positive Auswirkungen bemerkbar machen, nämlich
dann, wenn der Totholzanteil ansteigt und viele Bäume ihr biologisches
Alter erreichen, zerfallen und der nächsten Baumgeneration Platz machen.
4. Spardruck
in der Waldwirtschaft
Die
systematische Berücksichtigung der Biodiversitätsförderung
in der Waldbewirtschaftung ist eine anspruchsvolle neue Aufgabe, welche
die Förster zusätzlich fordert und belastet.
Folgen
für die Biodiversität:
Damit
der Forstdienst diese Aufgabe erfüllen kann, muss er entsprechend
ausgebildet sein, was nur teilweise der Fall ist. Ausserdem muss er über
ausreichend Personal verfügen, was unter den gegenwärtigen finanziellen
Bedingungen nicht einfach ist.
5. Klimaveränderungen
und anthropogene Belastungen
Die
zunehmende Erwärmung der Erdatmosphäre mit all ihren Auswirkungen
ist eine Tatsache, ebenso die auch in naher Zukunft über mässige
Belastung mit Stickstoff und hohen Ozon- Konzentrationen.
Folgen
für die Biodiversität:
Die
Klimaeerwärmung beeinflusst auch die biologische Vielfalt im Wald.
Erste mögliche Anzeichen dafür gibt es bereits, z.B. das Föhrensterben
im Wallis. Die über düngung unserer Wälder mit Stickstoff
sowie der CO2-Anstieg in der Atmosphäre bedeuten eine Veränderung
des Nährstoffhaushaltes, welche die Lebensund damit die Konkurrenzbedingungen
der Wald-Lebewesen nachhaltig verändern und sich immer stärker
im Artengefüge niederschlagen wird. Auch die Ausbreitung von Exoten
kann lokal durch diese Veränderungen auf Kosten der einheimischen
Flora und Fauna gefördert werden.
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