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Der Wald erobert den Alpenraum
Eine natürliche Entwicklung
Hohe Akzeptanz für Wiederbewaldung
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Der Wald erobert den Alpenraum
Waldflächen in der Region Brünig-Hasliberg
Die Waldfläche der Schweiz hat in den vergangenen 150 Jahren um 30 bis 50 Prozent zugenommen. Ausgebreitet hat sich der Wald fast ausschliesslich im Berggebiet; in den Südalpen stärker als in den Nordalpen und im Jura. Dies bestätigen Ergebnisse aus dem Nationalen Forschungsprogramm "Landschaften und Lebensräume der Alpen" (NFP48). Der Wald dehnt sich vor allem auf Flächen aus, deren landwirtschaftliche Bewirtschaftung bei geringem Ertrag einen hohen Arbeitsaufwand erfordert, weil sie abgelegen liegen oder nicht maschinell bewirtschaftet werden können.

Von der schweizerischen Bevölkerung wird die Wiederbewaldung im Anfangsstadium mehrheitlich als Attraktivitätssteigerung der Landschaft empfunden.

Die Wärme der Frühlingstage lässt nach der Schneeschmelze auch auf Maiensässen und Alpweiden die Vegetation kräftig spriessen. Wo nicht regelmässig gemäht oder geweidet wird, gewinnen mit den Jahren Sträucher und Bäume die Oberhand und lassen jahrhundertelang bewirtschaftete Wiesen und Weiden in Wald aufgehen.

So hat die Waldfläche in den letzen 150 Jahren gesamtschweizerisch um 30 bis 50 Prozent zugenommen. Und diese Entwicklung geht weiter: Die Zunahme betrug auch zwischen Mitte der 1980er und Mitte der 1990er-Jahre je nach Quelle noch 2 bis 4 Prozent. Dies zeigt die Auswertung verschiedener Datengrundlagen im Rahmen des Nationalen Forschungsprogramms "Landschaften und Lebensräume der Alpen" (NFP48).

Die Entwicklung verläuft regional und selbst lokal sehr unterschiedlich. Die Ursachen dafür werden im Projekt «Waldausdehnung im Schweizer Alpenraum» (WaSAlp) des NFP48 analysiert und soweit möglich quantifiziert.

Die Waldausdehnung findet vor allem im Alpenraum statt. Sie ist besonders in den südlichen Alpen und oberhalb von 1800 Metern ausgeprägt. Aber auch innerhalb einzelner Gemeinden kann die Entwicklung sehr unterschiedlich verlaufen, indem der Wald im Bereich der Siedlungen am Ausbreiten gehindert oder gar weiter zurückgedrängt wird, während er an ungünstigen Lagen expandiert.

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Eine natürliche Entwicklung
Waldflächen auf dem Urnerboden (Uri)
Das Aufwachsen von Gehölzpflanzen auf Wiesen und Weiden ist ein natürlicher Prozess, der unter mitteleuropäischen Bedingungen nur durch Mähen oder intensives Beweiden verhindert werden kann. Abgelegene Wiesen werden heute aber vielfach nicht mehr genutzt oder die Landwirte stellen von der Schnittnutzung auf die weniger aufwändige Beweidung um. Je nach Intensität der Beweidung können Büsche und Bäume aufkommen, weil sie von den Tieren zu wenig häufig abgefressen oder gar ganz gemieden werden.
Waldflächen am Pragelpass (Schwyz)
Früher wurde der Wiederbewaldung auf Weiden in gemeinsamer Handarbeit begegnet. Dieser grosse Arbeitsaufwand lohnt sich jedoch heute für die oft auf sich selbst angewiesenen Bewirtschafter nicht mehr. Markante änderungen treten speziell auch beim Generationenwechsel ein, wenn die jungen, weniger traditionsverhafteten Hofnachfolger die Bewirtschaftung unter ökonomischen Gesichtspunkten neu bewerten.

Zwar hat der starke Ausbau von flächengebundenen Direktzahlungen in der Schweizer Agrarpolitik seit den 1990er Jahren den Anreiz wesentlich erhöht, Wiesen und Weiden auch unter ungünstigen Bedingungen weiterhin oder gar erneut zu bewirtschaften.Ob diese finanziellen Anreize die natürliche Wiederbewaldung entscheidend bremsen können, lässt sich allerdings noch nicht abschätzen.

Die Gemeinde Tujetsch (GR) ist eine von vier Fallstudienregionen, in welchen das Projekt WaSAlp die Kenntnisse über die sozio-ökonomischen Ursachen der Wiederbewaldung vertieft. In den Hangregionen wachsen hier bereits seit Jahren Birken ein und die Wiederbewaldung schreitet vor allem auf kleineren Flächen voran. Das Maiensäss Canadal wird seit gut 20 Jahren nicht mehr richtig bewirtschaftet, so dass hier Birken und bereits Rottannen aufwachsen können. Offen bleibt diese Fläche nur noch dank der Jäger, welche - vom Kanton ermuntert und unterstützt - ein Mal im Jahr einzelne Äsungsflächen für das Wild freimähen. Der Übrige Teil wächst kontinuierlich zu. Eine gezielte Unterstützung des Kantons für Bauern, welche einwachsende Wiesen und Weiden räumen, wurde in der Gemeinde lediglich in einem Fall in Anspruch genommen.

Brienzer Rothorn Nordseite

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Hohe Akzeptanz für Wiederbewaldung

Erkenntnisse aus dem Projekt WaSAlp können bei der Weiterentwicklung der Agrar-, aber auch der Wald- oder der Naturschutzpolitik von Bedeutung sein. Dazu muss die Zunahme der Waldfläche aber zuerst bewertet werden. Ohne den Einfluss des Menschen wäre die Schweizer Waldfläche mehr als doppelt so gross.

Bewirtschaftete und vergandende Flächen auf der Alp Emaney (Wallis)
Die Wiederbewaldung verändert im Berggebiet den Schutz vor Naturgefahren: Nach Aufgabe der Bewirtschaftung können unter bestimmten Bedingungen die Risiken von Naturgefahren vorüber gehend zunehmen. In einer späteren Phase der Wiederbewaldung kann zusätzlicher Wald an steilen Bergflanken den Schutz vor Naturgefahren verstärken. Die Vielfalt an Tier- und Pflanzenarten nimmt in der Regel vorerst zu, um danach wieder zurückzugehen. Vor allem verschwinden aber bereits selten gewordene Lebensgemeinschaften der Kulturlandschaft.

Die Veränderung des Landschaftsbildes wird von der lokalen Bevölkerung, von Touristen und Auswärtigen unterschiedlich beurteilt. Eine Umfrage des NFP 48-Projektes «Zielvorstellungen und -konflikte bezüglich der Entwicklung alpiner Landschaften und Lebensräume» bestätigt bisherige Untersuchungen, wonach die Wiederbewaldung im Anfangsstadium grundsätzlich als attraktiver empfunden wird als die traditionell bewirtschaftete Landschaft. Bei Auswärtigen und Touristen schneidet das Landschaftsbild mit beginnender Verwaldung jedoch deutlich besser ab als bei der lokalen Bevölkerung. Dies kann mit dem für die Einheimischen bedeutenden Verlust an landwirtschaftlichen Nutzungsmöglichkeiten und des kulturellen Erbes in Verbindung gebracht werden.

Schweiz
Alplandwirtschaft - Bewirtschaftung alpiner Regionen
Der Wald als Schutzwald

Insgesamt muss die natürliche Wiederbewaldung kleinräumig und im konkreten Einzelfall bewertet werden. Um besser auf Aspekte wie die Erhaltung der Arten- und Lebensraumvielfalt Rücksicht nehmen zu können, stellt sich die Frage, ob die natürliche Wiederbewaldung verstärkt mit politischen Massnahmen wie Direktzahlungen oder Planungsinstrumenten auf geeignete Flächen gelenkt werden müsste. Möglichkeiten dazu werden zurzeit im NFP 48-Projekt «Nachhaltige Landschafts-Produktionssysteme» untersucht.

Quelle: Text Forschungsanstalt WSL 2007
Lärchenwald an der Baumgrenze im Bedrettotal (Kanton Tessin)

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Weitere Informationen
Eidgenössische Forschungsanstalt WSL Eidg. Institut für Schnee- und Lawinenforschung SLF
Nationales Forschungsprogramm "Landschaften und Lebensräume der Alpen" (NFP48)
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