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Seepferdchen: Männchen, die gebären

Sie sind schon bizarre Geschöpfe der Meere, die Seepferdchen. Bereits im 16. Jahrhundert erhielten sie ihren lateinischen Namen in Anlehnung an ein Meeresungeheuer aus der griechischen Mythologie: Das Fabelwesen Hippokamp, vorne Pferd und hinten Fisch oder «Seeungeheuer», Zug- und Reittier verschiedener Meeresgötter, stand Pate bei der Namensgebung der Seepferdchen.

Die Seepferdchen sind Fische und gehören in die Familie der Seenadeln; eine systematische Zuordnung, die sie mit den Schnepfenmesserfischen (im gleichen Aquarium) und den Fetzenfischen teilen.

Unverwechselbare Merkmale

Zu den Charakteristika der Seepferdchen gehört der im rechten Winkel von der Körperachse abgewinkelte Kopf, der an ein Pferd erinnert, mit einem röhrenförmig ausgezogenen Mund.

Die Tiere nehmen im Wasser eine aufrechte Körperhaltung ein.

Der Schwanz ist lang, ohne Schwanzflosse, dafür aber als Greiforgan ausgebildet, mit dem sich die Tiere im Seegras oder an Korallen verankern können.

Seepferdchen haben kein Schuppenkleid. Schutz schafft ein Panzer aus Knochenplatten unter der Haut.

Eine weitere Besonderheit sind die Augen, die das Seepferdchen wie ein Chamäleon unabhängig voneinander bewegen kann.

Es sind rund fünfzig Arten von Seepferdchen, die die flachen Küstengewässer der tropischen und gemässigten Zonen bewohnen. Die kleinsten messen gerade mal etwas mehr als 13 Millimeter, die grössten erreichen Längen von gegen 35 Zentimetern.

Bevorzugte Lebensräume sind Seegraswiesen, Korallenriffe und Mangrovenwälder.

Seepferdchen sind sehr langsame Schwimmer und meiden starke Strömungen.

Die Nahrung bilden im Wasser schwebendes Plankton, kleine Krebse und Garnelen, die in lauernder Stellung durch starken Sog mit dem röhrenförmigen Mund angesaugt werden.

Dank ihrer Färbung und ihrer Verankerung in Strukturen sind Seepferdchen meist sehr gut getarnt.

Männliche Form der Schwangerschaft

Dass sich Männchen im Tierreich bei der Brutpflege engagieren, ist nicht aussergewöhnlich. Aussergewöhnlich ist aber der Part, den die Männchen bei den Seepferdchen in Sachen Brutpflege einnehmen. Es ist in gewissem Sinne eine Umkehrung der ansonsten von Natur aus verankerten Rollen.

Beide Geschlechter leisten bei den Seepferdchen bezüglich Fortpflanzung hohe Investitionen, die sie durch eine sorgfältige Wahl ihrer Paarpartner abzusichern suchen. So wurde bei Männchen eine Bevorzugung grösserer Weibchen nachgewiesen (können grössere Gelege und Eier mit grösserem Dotter produzieren) und bei Weibchen eine geruchliche Wahl aufgrund des Immunsystems (Optimierung der Immunabwehr).

Haben zwei potentielle Paarpartner Interesse aneinander gefunden, beginnt ein Paartanz, der sich unter Umständen über mehrere Tage erstrecken kann. An dessen Ende platziert das Weibchen seine Eier mit ihrer Legeröhre in einer bauchseitigen Bruttasche des Männchens. Was folgt, ist eine Form von männlicher Schwangerschaft.

In der Bruttasche werden die Eier befruchtet und von einem schwammartigen Gewebe umschlossen. In der Tasche wird der Salzgehalt reguliert und werden die Eier mit Sauerstoff und - in Ergänzung der bereits im Dotter enthaltenen Nährstoffe - mit weiteren Nährstoffen versorgt. Haben die jungen Seepferdchen ihre Entwicklung nach etwa zwei bis vier Wochen abgeschlossen, werden sie, von ihrer Eihülle befreit, durch Kontraktionen der Bruttasche quasi geboren. Als Miniaturebenbilder ihrer Eltern sind sie nun auf sich selbst gestellt und beginnen ihre Jagd auf kleinste im Wasser schwebende Beutetiere. Das Männchen ist schon kurz nach der «Geburt» wieder bereit für die Aufnahme des nächsten Geleges.

Neue Bewohner im Aquarium mit den Röhrenaalen

Neu im Aquarium des Zoo Zürich eingezogen sind Barbour's Seepferdchen (Hippocampus barbouri) aus Südostasien (Indonesien, Malaysia, Philippinen). Die Tiere erreichen eine Länge von etwa 11-15 Zentimeter, wobei die Männchen etwas grösser sind als die Weibchen. Nebst Seegraswiesen besiedeln sie auch Korallenriffe, wo sie sich gerne an Steinkorallen verankern. Während der «Schwangerschaft» sucht das Weibchen immer wieder das von ihm «trächtige» Männchen auf.

Intensive Nutzung der Wildbestände

Seepferdchen haben als Aquarienfische, getrocknet als Souvenir und insbesondere als Heilmittel in der asiatischen Medizin eine grosse Bedeutung. Sie werden in grosser Zahl gezielt oder als Beifang gefangen. Schätzungen variieren von zwanzig bis hundert Millionen Stück! Um diesen Handel zu kontrollieren, wurden die Seepferdchen 2004 in der Convention on International Trade of Endangered Species CITES in die Liste II aufgenommen. Die Bestände des Barbour's Seepferdchen werden als «gefährdet» eingestuft. Nebst dem Sammeln tragen der Lebensraumverlust (Zerstörung von Seegraswiesen, Korallenriffen und Mangrovenwäldern) und die Verschlechterung der Wasserqualität zur weiteren Gefährdung der Seepferdchen bei.

Quelle: Text Zoo Zürich, November 2017

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