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Stürme Vivian, Lothar oder Kyrill Insekten lieben Sturmflächen 2017
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Insekten lieben Sturmflächen

Auf Waldflächen, die durch Stürme verwüstet wurden, gibt es rund doppelt so viele Insektenarten wie in unversehrten Wäldern, wie eine Studie der Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL aufzeigt. Denn viele gefährdete Waldinsekten profitieren von den offenen Waldflächen, welche die Stürme hinterlassen.

Vivian, Lothar oder Kyrill: Stürme sind der häufigste natürliche Störungsfaktor in europäischen Wäldern und eine treibende Kraft der Walddynamik. Windwürfe verändern Lebensräume, indem sie zuvor schattige Standorte öffnen und sich dadurch das lokale Klima sowie die Vegetation verändert. Ausserdem erzeugen Stürme viel Totholz, auf das etwa ein Viertel aller im Wald lebenden Organismen angewiesen ist.

Meist ernten Waldbesitzer nach Stürmen das liegende Stammholz, um es zu verkaufen. Dies beeinflusst jedoch die natürliche Waldentwicklung, weil dabei beispielsweise das für Insekten wichtige Totholz entfernt wird. Deshalb eruierten die Forscher innerhalb der drei Sturmflächen die Insektenvielfalt sowohl auf von Sturmholz geräumten als auch auf ungeräumten Flächen.

Exklusive Arten auf Windwurfflächen

Auf Windwurfflächen leben Arten sowohl des Waldes als auch der offenen Landschaft. Dies erhöht nicht nur die absolute Menge von Insekten, sondern, wie die Forscher herausfanden, auch die Zahl der Arten. Durchschnittlich beheimateten Windwurfflächen doppelt so viele Arten wie intakte Wälder; Bienen-, Wespen- und Wanzenarten gab es sogar fast viermal mehr.

"Ausserdem locken Windwurfflächen viele gefährdete Käfer an, vor allem solche, die auf Totholz angewiesen sind", erklärt Beat Wermelinger, Waldentomologe an der WSL und Erstautor der Studie. "Die intakten Wälder beherbergen hingegen eher weniger exklusive Insekten", sagt er. Dort seien zum Beispiel Lauf- und Borkenkäfer häufig, wobei 72 % der Borkenkäfer zur Art des Schwarzen Nutzholzborkenkäfers gehören - einer eingeschleppten Spezies.

Mosaik-Räumung erhöht die Biodiversität

Die geräumten und ungeräumten Sturmflächen unterschieden sich kaum, was die Artenvielfalt betraf - einzig die Anzahl der nicht zu den Insekten gehörenden Spinnenarten war auf ersteren höher. Die Artenzusammensetzung jedoch unterschied sich deutlich: Weniger als zwei Drittel der Arten kamen gleichzeitig auf beiden Räumungstypen vor. Denn durch die Holzräumung verschwinden zwar Lebensräume für holzbewohnende Insekten, jedoch entstehen neue Mikrohabitate, etwa für Bienen oder Wespen.

"Mosaikartige Bewirtschaftung ist eine exzellente Basis für eine hohe Artenvielfalt", schliesst Wermelinger aus den Forschungsresultaten, die nun im Fachjournal Forest Ecology and Management erschienen sind. Mosaikbewirtschaftung bedeutet, dass nach grossen Sturmereignissen im Gebiet verteilt sowohl geräumte als auch ungeräumte Flächen vorgesehen werden sollten, um die Biodiversität eines Waldes gezielt zu erhalten und zu fördern.

Auswirkungen erst langfristig beurteilbar

Dass der Artenreichtum auf ungeräumten Windwurfflächen nicht nennenswert höher ist, mag erstaunen. "Grund dafür ist wahrscheinlich, dass auch nach einer Stammholzräumung immer noch ausreichend Totholz liegen bleibt", erklärt der Insektenexperte. "Anders als zum Beispiel in Skandinavien, wo nach Sturmholzernten nur etwa zehn Kubikmeter pro Hektare Holz liegen bleiben, gibt es in Schweizer Wäldern danach immer noch rund fünfzig Kubikmeter davon." Im Schnitt befinden sich im Schweizer Wald auf einer Hektare gut 24 Kubikmeter Totholz.

Trotzdem: Dicke Totholz-Baumstämme sind in Wäldern und auf geräumten Sturmflächen kaum mehr vorhanden. Viele totholzbewohnende Käferarten sind aber auf solche grossen Holzdimensionen angewiesen, da die morschen Stämme langfristig stabile und ausreichend feuchte Lebensräume bieten. "Deshalb können wir die effektiven Auswirkungen von Sturmholzernten wohl erst in einigen Jahrzehnten beurteilen", sagt Wermelinger.

Originalstudie

Impact of windthrow and salvage-logging on taxonomic and functional diversity of forest arthropods.

Quelle: Text Eidg. Forschungsanstalt WSL 2. März 2017
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