Nachdem der Buchdrucker (Ips typographus) in den Jahren 2019 und 2020 schweizweit jeweils jährlich über 1 Mio. Kubikmeter Zwangsnutzungen von Fichtenholz verursacht hat, sinken die Zahlen nun wieder unter die Millionengrenze. Dies berichtet die Gruppe Waldschutz Schweiz der Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL. Die Fällungen von Käferholz im Sommer halbierten sich auf 389 000 m3 und auch die Anzahl Befallsherde und Käfer pro Falle nahmen deutlich ab. Die Zahlen sehen erfreulich aus. So sanken die Sommerzwangsnutzungen 2021 landesweit um 52% auf lediglich 389 000 m3, was sich auch auf kantonaler Ebene deutlich zeigte. Lediglich in drei Kantonen (Appenzell Innerrhoden, Nidwalden und Wallis) lagen die Werte der Sommerzwangsnutzungen höher als noch im Vorjahr. Auch die Anzahl Befallsherde sank im 2021 um 40% im Vergleich zum Vorjahr. Die für das Jahr 2020 ursprünglich prognostizierte Käferholzmenge von 1.5 Millionen m3, welche sich aus den reell erhoben Sommerzwangsnutzungen 2020 sowie empirischen Schätzungen der Winterzwangsnutzungen (2020/21) und des stehen gelassenen Käferholzes (2020) zusammensetzt, wurde erfreulicherweise nicht erreicht und betrug total etwas mehr als 1.2 Mio. Kubikmeter (Stroheker et al. 2020, Abb. 1, Tab. 1). Befallsherde blieben gleich gross Auch bei der Anzahl in Pheromonfallen gefangener Käfer ist ein deutlicher Rückgang zu beobachten. Pro Falle wurde mit durchschnittlich 18 000 Buchdruckern fast 40% weniger Käfer gefangen als noch 2020. Mit insgesamt 1665 Fallen war die Anzahl gestellter Fallen ungefähr 15% rückläufig im Vergleich zum Vorjahr. Die Tatsache, dass sowohl die Anzahl Befallsherde, die Käferholzmenge sowie die mittlere Anzahl Käferfänge in derselben Grössenordnung zurückgegangen sind deutet darauf hin, dass die Grösse der Befallsherde schweizweit im Vergleich zum Vorjahr ungefähr konstant geblieben ist. Der Rückgang der Borkenkäferschäden wurde massgeblich durch das niederschlagsreiche und weniger stark über der Jahrestemperaturnorm liegende Wetter des Jahres 2021 begünstigt. Der Frühling war dabei geprägt von kalt-feuchtem Wetter und auch der Sommer war niederschlagsreich, insbesondere auf der Alpennordseite. Hitzewellen blieben zudem aus und lokal wurden weniger Hitzetage als im Vorjahr verzeichnet (Meteo Schweiz 2022). Massenhafter Ausflug während kurzer Zeitfenster Daten aus dem Buchdrucker-Simulationsmodell zeigen, dass die überwinternden Buchdrucker aufgrund des ungünstigen Wetters im Frühling und Frühsommers im Vergleich zu den letzten drei Jahren teilweise etwas verspätet ausgeschwärmt sind. Allerdings lag der Flugbeginn ungefähr im Mittel der vergangen 10 Jahre (http://www.borkenkaefer.ch/index_DE). In den wenigen und oft relativ kurzen Zeitfenstern mit günstigen Flugbedingungen konnten die Käfer allerdings in grossen Massen ausfliegen. Dies wurde beispielsweise an einigen Standorten im Wallis beobachtet, an welchen in wenigen und relativ engen Zeitfenstern ein massiver Ausflug der überwinternden Buchdruckergeneration festgestellt wurde. Diese hat innerhalb kurzer Zeit zahlreiche kleine Streuschäden verursacht und zu der durch den Kanton gemeldeten Verdoppelung des Sommerzwangsnutzungsvolumen im Vergleich zum Vorjahr beigetragen. Bei der für die drei oben erwähnten Kantone gemeldeten Erhöhung der Sommerzwangsnutzungen könnte es sich aber auch um einen Verzögerungseffekt handeln, in welchem Folgeschäden von stehengelassenem Käferholz aufgerüstet werden mussten, welches 2020 nicht rechtzeitig entfernt werden konnte. Aus dem vergangenen Jahr liegen keine Meldungen über das Anlegen einer dritten Buchdruckergeneration vor, was ebenfalls mit den Daten aus dem Simulationsmodell der Buchdruckerentwicklung übereinstimmt. Die Website dieses Modells visualisiert für die einzelnen Wirtschaftsregionen der Schweiz die aktuelle Buchdruckerentwicklung inklusive der ungefähren Zeitpunkte der Schwärmflüge. Ebenfalls kann eine Prognose zu dem weiteren Verlauf der Entwicklung bis zum Jahresende abgerufen werden. Das kostenlos nutzbare Modell stellt somit ein hilfreiches Werkzeug zur Planung von Borkenkäferbefall-Kontrollgängen dar und kann ebenfalls Anhaltspunkte geben, bis wann befallene Fichten aufgerüstet werden müssen, damit der Ausflug der neuen Käfergeneration nicht verpasst wird. Ausblick Das niederschlagsreiche und durch gemässigte Temperaturen geprägte Jahr 2021 hat vermutlich dazu geführt, dass sich die Fichten von dem wiederholten Trockenstress der letzten Jahre etwas erholen konnten (MeteoSchweiz 2022). Dies dürfte sich daher positiv auf ihr Verteidigungspotenzial gegenüber Borkenkäferangriffen auswirken. Erste Schätzungen ergaben zudem, dass das Volumen an stehen gelassenem Käferholz im Vergleich zum Vorjahr ebenfalls um bis zu 50% sank, was sich negativ auf den Befallsdruck der Buchdrucker auswirken sollte. Falls der Holzpreis keine negative Entwicklung erfährt und im weiteren Jahresverlauf keine aussergewöhnlich Sturm- und Schneebruchschäden dazukommen, welche dem Buchdrucker in erhöhtem Mass Brutraum zur Verfügung stellen, so könnte die Käferholzmenge insgesamt also weiter abnehmen. Es ist allerdings davon auszugehen, dass die aktuell beobachtete Entspannung der Buchdrucker-Situation den Fichtenbeständen nur eine kurzfristige Atempause verschafft. Prognosen sagen voraus, dass die Durchschnittstemperaturen sowie die Frequenz und Intensität von Extremereignissen wie Sturm oder Trockenheit in den nächsten Jahrzenten aufgrund des Klimawandels weiter zunehmen werden (Allen et al., 2010; Seidl et al., 2014). Dies führt einerseits zu einer erhöhten Befallsprädisposition der Fichten durch Trockenstress sowie mehr Brutraum für die Buchdrucker. Andererseits können an wärmeren Standorten in der Schweiz in Zukunft vermehrt drei Buchdrucker-Generationen ausgebildet werden, was den Befallsdruck auf Fichtenbestände weiter erhöhen wird (Jakoby et al., 2019). Im Flachland wird der Fichtenvorrat in den nächsten Jahren daher kontinuierlich abnehmen (Borkenkäferschäden, Waldumbau, etc.), was langfristig ebenfalls zu einer Abnahme von geeignetem Brutmaterial für den Borkenkäfer führen wird. Trotzdem müssen beim Management weiterhin Prioritäten gesetzt werden, insbesondere an Standorten wo Fichtenbestände auch im Tiefland eine Schutzfunktion übernehmen. Neben prioritären Zwangsnutzungen empfiehlt es sich ebenfalls, dass erntereife Fichtenbestände an für den Befall durch den Buchdrucker sensitiven Standorten rechtzeitig genutzt werden. Langfristig wird diese Entwicklung im Flachland zu einer Reduktion des Nadelholzanteils und zu einer Waldumwandlung in Richtung Laubholz führen.
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