Der Reis wird heute in Trocken-, Sumpf- oder Nasskulturen in verschiedenen Klima- und Vegetationszonen angebaut. Der Reis gehört zur Gattung der Gräser. Der Reis ist eine alte Kulturpflanze, welche es in Tausenden von Sorten gibt. Die Pflanze ihren Ursprung in den sumpfigen Schwemmebenen des Ganges-Deltas in Indien. In der Botanik wird die Reispflanze als Oryzia Sativa bezeichnet. Die Gattung Oryzia Sativa wird in zwei Haupttypen unterteilt: Oryzia Sativa Japonica und Oryzia Sativa Indica. Beide Typen unterscheiden sich in ihrer Körnung. Der Reis ist ein einjähriges Getreidegras, welches ungefähr 80 cm bis 150 cm hoch wächst. Am hohlen Halm wachsen schmale 25 - 50 cm lange Blätter. Der Halm trägt 10 bis 20 Rispen, an welchen 50 bis 200 Reiskörner wachsen. Der Reis wächst etwa 3 bis 5 Monate bis zu seiner Reife. Der Rohreis wird auch als Paddy bezeichnet. Das Rohreiskorn befindet sich in einer harten, kieselsäurehaltigen Hülse, der Reisspelze. Der Halbrohreis (= Cargo-Reis) wird von einem «Silberhäutchen» umschlossen, welche einen hohen Gehalt an Vitaminen, Proteinen und Mineralien aufweist. Das «Silberhäutchen» hat üblicherweise eine gelbrötliche oder gelbgrünliche Farbe. Jedes Reiskorn hat an seinem unteren, schmalen Ende einen vitamin- und mineralienhaltigen Keimling, welcher als Embryo bezeichnet wird. Dieser Teil wird bei der Weiterverarbeitung entfernt, damit das Korn nicht keimt und der Reis somit länger haltbar wird. Das Reiskorn besteht fast ausschliesslich aus reiner Stärke. Die Stärke (lat. Amylum) ist ein pflanzlicher Vorratsstoff, welcher in grünen Pflanzen durch Kohlenstoffassimilation entsteht. Ein Reiskorn ist aus vielen Stärkekörnern zusammengesetzt. Bei der Verdauung werden die Stärkekörner durch Enzyme in einfache Kohlenhydrate umgewandelt. Beim raffinierten Reis (= weisser Reis) wurde die «Silberhäutchen» in einer Reismühle abgeschliffen. Mit dem Parboiled-Verfahren wurde eine Weiterverbeitungsmethode entwickelt, bei welcher ein grosser Teil der Vitamine und Mineralstoffe im Reiskorn verbleibt.
Der Reisanbau
Der Reisanbau erfolgt in den meisten Ländern nach der traditionellen Methode mit viel Handarbeit. In einigen Ländern wie u.a. den U.S.A., Japan, den Mittelmeerländern, aber zunehmend auch in Indien, Thailand oder Malaysia kommen in mechanisierten Reiskulturen auch technische Hilfsmittel zum Einsatz. Es wurden Maschinen entwickelt, welche sich in dem sumpfigen Anbaugelände bewegen können. In einigen dieser Länder erfolgt die Aussaat aus Flugzeugen. Nasskulturen (= Bewässerungsfeldbau) Vor der Aussaat der Reiskörner oder dem Auspflanzen der Reisschösslinge muss das Feld eingeebnet, dann gepflügt und schliesslich geeggt werden. In den meisten Reisanbaugebieten im asiatischen Monsungürtel werden die Felder auf traditionelle Art und Weise mit Ochsen oder Büffeln sowie von Hand mit einer Hacke bearbeitet. Der Reis wird in speziellen bewässerten und ausreichend gedüngten Saatbeeten ausgesät. Die Reispflanze wird in dieser geschützten Umgebung gehegt und gepflegt, bis sie kräftig genug ist für die Umpflanzung. Für die Umpflanzung werden die Reisschösslinge mit ihren Wurzeln aus dem Boden gezogen und zu Bündeln zusammengefasst. Die Bündel werden auf die Felder getragen und dort Schössling für Schössling in Linien in das durchnässte Erdreich gesteckt. Nach der Umpflanzung wird das bepflanzte Reisfeld sofort bewässert und mit einer wenige Zentimeter hohen Wasserschicht bedeckt. In diesen "gefluteten" Reisfeldern können sich die Unkräuter nicht ausbreiten. Wasserkrebse oder Ratten können in den Reiskulturen beträchtliche Schäden anrichten. Der Reisanbau laugt die Böden stark aus. Dem Boden muss regelmässig mit Stickstoff angereicherter Dünger zugeführt werden. Zu diesem Zweck entwässert man die Felder, entfernt allfällige Schädlinge oder Unkräuter, säubert die Bodenschicht, düngt die Erde und lässt wieder Wasser einlaufen. Für die Düngung wird häufig Stallmist verwendet. Künstlich erzeugte chemische Düngemittel sind für viele Bauern zu teuer. Die Umpflanzungsmethode ist für die Reisbauern sehr arbeitsintensiv. Dank der sorgfältigen und kontrollierten Aussaat können sie jedoch zwei bis drei Ernten pro Jahr einbringen. Auf den meisten Feldern in Monsunasien wird regelmässig Reis angebaut. Einige Bauern haben sich zur Schonung ihrer Felder zu einer Fruchtfolge entschlossen. Zur Aufbereitung der Böden und zur Bekämpfung von Reisparasiten werden ab und zu Kulturen mit geringerem Wasserbedarf angepflanzt. Für den Fruchtwechsel eignen sich je nach klimatischen Bedingungen Erdnüsse, Hülsenfrüchte, Soja, Mais, Gemüse usw. Bei der Ernte werden die Reishalme mit einer Sichel oder einem speziellen Reismesser abgeschnitten. Die Reishalme werden anschliessend auf den Dreschplatz getragen. Dort werden die Reiskörner nach verschiedenen Methoden gedroschen. Beim Dreschen werden die Reiskörner von der Rispe getrennt. Bei einer der Dreschmethoden werden die Rispen büschelweise zusammengefasst und über ein Brett geschlagen. Bei einer anderen Meethode bearbeitet man die auf dem Boden liegenden Rispen mit einem Dreschflegel oder lässt Menschenfüsse oder Tierhufe die Trennung vornehmen. Der zurückbleibende Rohreis (= Paddy) muss nun durch Worfeln von der Spreu befreit werden. Dabei schleudert man den Rohreis mit einer Schaufel (oder einem Korb) in die Luft und lässt den Wind die leichtere Spreu wegwehen. Der geworfelte Reis wird auf Strohmatten oder auf Trockenböden in dünnen Schichten ausgelegt. Bei der Lufttrocknung muss ständig auf die Wetterbedingen geachtet werden. Zu viel Feuchtigkeit fördert die Bildung von Schimmelpilzen und lässt die Reiskörner keimen. Der getrockente Reis wird in luftdurchlässige Säcke abgefüllt und in gut durchlüfteten Lagerräumen gelagert. Die Lagerräume werden ständig kontrolliert. Das Einnisten von Schädlingen und das Keimen muss verhindert werden. Verschiedene Insekten, Falter, Raupen, Ameisen und Käfer haben die Reispflanze wie auch die anderen Getreidearten auf ihrem Speiseplan. Trockenkulturen im Regenfeldbau Der Reis ist ursprünglich eine Feuchtpflanze. Sie gedeiht im Wasser besonders gut. Die Nasskulturen werden künstlich bewässert (= Bewässerungsfeldbau). Der Reisanbau ist jedoch auch ohne künstliche Bewässerung möglich. In Trockenkulturen erhält der Reis das notwendige Wasser durch Regenfälle (= Regenfeldbau). Der in Trockenkulturen angebaute Reis wird als «Bergreis» bezeichnet. Der Reis wird dabei entweder auf Wander- oder Dauerkulturen angebaut. Der Wanderfeldbau wird vor allem in den tropischen Gebieten in Afrika und Asien gepflegt.
Auf dem gleichen Feld wird anschliessend in einer Fruchtfolge u.a. Maniok oder Mais angesät. Wenn die Ernteerträge sinken, darf sich der Boden während 7 bis 15 Jahren als Brache erholen. Die Bauern müssen daher für ihren Reisanbau ein neues Stück Wald roden (= Wanderkulturen). Bei den Dauerkulturen wird auf demselben Stück Ackerland ein Fruchtfolge-Zyklus eingeführt. Jedes Jahr wird auf einem bestimmten Feld eine andere Kultur angepflanzt. Es gibt keine Bracheperiode. Die Fruchtbarkeit des Bodens wird mit regelmässigen Düngerzugaben aufrechterhalten.
Satellitendaten sichern Einkommen der Reisbauern in Südostasien Satelliten liefern Daten über den Zustand von rund 15 Millionen Hektar Reisanbaufläche. Bei Ernteausfällen können versicherte Bauern schnell entschädigt werden. Kaum ein Lebensmittel wird weltweit häufiger angebaut als Reis. 90 Prozent der der weltweiten Reisernte stammen aus Asien. Reis ist damit nicht nur das wichtigste Grundnahrungsmittel für die Bevölkerung, sondern auch die Haupteinnahmequelle der asiatischen Bauern. Die gesamte Region hat allerdings mit extremen Wetterbedingungen zu kämpfen: Immer wieder werden Ernten durch Überflutungen oder Dürreperioden vernichtet. Die Allianz Rückversicherung, das International Rice Research Institute (IRRI), das Softwareunternehmen Sarmap SA, die Schweizer Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) und die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH haben 2013 eine Initiative gegründet, die Reisbauern und Regierungen in Südostasien dabei unterstützt, die Reisproduktion mit Hilfe von Satellitendaten zu überwachen. Sogenannte SAR-Satelliten liefern Daten von rund 15 Millionen Hektar Reisanbaufläche in Kambodscha, Indien, den Philippinen, Thailand und Vietnam. Gesammelt werden Informationen über den Zeitpunkt der Aussaat, die bebaute Fläche, die Entwicklung der Pflanzen und die zu erwartenden Erträge. Auch Dürren werden frühzeitig erkannt oder das Ausmass von möglichen Überflutungen festgestellt. Dies hilft den Behörden, schnell reagieren zu können und zum Beispiel Reissamen für den erneuten Anbau nach einer Flut zur Verfügung zu stellen. Die Bauern profitieren auch, wenn Versicherungen die Satellitendaten nutzen: Eine Begutachtung des Schadens durch einen Versicherungsmitarbeiter ist nicht mehr notwendig. Die Bauern können nun schnell - und nicht wie früher erst nach mehreren Monaten - entschädigt werden und haben so eine grössere Einkommenssicherheit.
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