Klima im Wandel
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Verbesserte Klimabeobachtungen durch nachhaltige Nutzung von Satellitendaten
Referat von Karl Trauernicht, Leiter des Referats Meteorologie, Klimaüberwachung, Erdbeobachtung, Raumfahrtnutzung und DWD im Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung

Anwendungen der satellitengestützten Erdfernerkundung erschliessen weite Bereiche der Existenzbedingungen auf unserem Planeten und haben daher eine grosse gesellschaftliche und volkswirtschaftliche Bedeutung.Die Erdfernerkundung hat sich zu einem bedeutsamen Element der deutschen und europäischen Raumfahrtpolitik entwickelt. Die Bundesrepublik Deutschland hat in Entschliessungen und Programmen auf die Nutzen stiftende Wirkung der Erdfernerkundung hingewiesen. Mit der heutigen Veranstaltung wenden wir uns einer ganz wichtigen Anwendung, der kontinuierlichen, systematischen und umfassenden Überwachung des Klimas mit Hilfe von Satellitendaten zu.

Der projizierte Klimawandel und die Rolle, die der Mensch dabei spielt, sowie die Fragen, welche Vermeidungs- und Anpassungsstrategien erfolgversprechend und realisierbar sind, haben sich anhaltend als brennende Themen von Gesellschaft, Wissenschaft und Politik etabliert.

Wir müssen den Klimawandel erkennen und verstehen, um ihn in die Zukunft projizieren und die Auswirkungen abschätzen zu können. Auf diesem Wissen aufbauend, können wir Anpassungs- und Vermeidungsstrategien entwickeln.

Genaue Messdaten mit grosser zeitlicher und räumlicher Abdeckung, wie sie die Kombination aus Satellitendaten und bodengestützten Messstationen liefert, bilden die Grundlage für ein verbessertes Verständnis des Klimasystems und für belastbare Aussagen zum Klimawandel. Diese sind notwendig, um in seriöser Weise politische Entscheidungen treffen zu können, die die Bedürfnisse der Menschheit nachhaltig mit der voranschreitenden Klimaveränderung und ihren Folgen für das gesamte Ökosystem in Einklang bringen.

Aussagen zum Klimawandel sind nur möglich, wenn es gelingt eine nachhaltige Datengewinnung, -archivierung, -erhaltung und -analyse durchzuführen. Dies ist in der Bundesrepublik Deutschland die Aufgabe des Deutschen Wetterdienstes. Dieser Aufgabe kommt der DWD auch durch die Entwicklung einer auf Satellitendaten beruhenden Klimatologie und durch die Leitung der von EUMETSAT eingerichteten Satellite Application Facility on Climate Monitoring - kurz CM-SAF genannt - in hervorragender Weise nach.

Das CM-SAF ist ein Zusammenschluss von sechs nationalen Wetterdiensten, die auf dem Gebiet der KlimaÜberwachung zusammen arbeiten. In enger Kooperation mit seinen europäischen Partnern in Belgien, Finnland, den Niederlanden, Schweden und der Schweiz hat der Deutsche Wetterdienst ein operationelles System für die Herstellung von Satellitendaten-basierten Klimaüberwachungsprodukten entwickelt, das weiter konsolidiert und ausgebaut wird. Ich möchte die Gelegenheit nutzen, den am CM-SAF beteiligten Institutionen meinen Dank für die äusserst erfolgreiche Mitwirkung auszusprechen.

Die vom CM-SAF zur Verfügung gestellten Datensätze tragen dazu bei, Klimamodelle zu verbessern undwerden beispielsweise zur Klimaanalyse und -diagnose genutzt. Neben diesen Forschungsaspekten gibt es auch wirtschaftliche Nutzungen wie beispielsweise die Planung von solartechnischen Anlagen.

In der heutigen Veranstaltung diskutieren Nutzer und Wissenschaftler aus rund zwei Dutzend Ländern Europas und Übersee die bis dato bereitgestellten Daten und Services sowie die fachlichen Anforderungen an das Klima-SAF für die Jahre 2012 bis 2017.

Notwendige Voraussetzung zur kontinuierlichen, systematischen und umfassenden Überwachung des Klimas mit Hilfe von Satellitendaten sind die langfristig angelegten Satellitenprogramme von EUMETSAT, der US-amerikanischen NOAA, aber auch die Forschungsmissionen der ESA und der NASA. Wir Europäer können stolz darauf sein, Meteosat Second Generation (MSG) und das EUMETSAT Polar System (EPS) auf den Weg gebracht zu haben. Und wir gehen bereits weiter in Richtung Zukunft: Das Nachfolgesystem der polarumlaufenden Satelliten, welche in der 2. Dekade des Jahrhunderts in Betrieb gehen sollen, ist initiiert. Ebenso ist die dritte Generation der geostationären Satelliten (MTG) in Arbeit. Diese dritte Generation wird Ende dieses Jahrzehnts die jetzige Generation ablösen.

Deutschland engagiert sich in besonderem Masse am Aufbau, Betrieb und Nutzung europäischer Umweltbeobachtungssatelliten. Dies wird beispielsweise auch darin deutlich, dass sich die Bundesrepublik mit 34 Prozent an der Finanzierung von MTG beteiligt.

Mit deutlich über 30 Prozent beteiligt sich Deutschland auch an dem kürzlich von der ESA, der europäischen Weltraumagentur, gestarteten optionalen Programm (Climate Change Initiative) zur Ableitung von Klimainformationen aus Satellitendaten.

Es ist notwendig, dass diese Klimainformationen regelmässig und kontinuierlich aktualisiert werden und diese Initiative daher nachhaltig und kontinuierlich weiterbetrieben wird. Es gilt Wege zu finden, wie diese Verstetigung, zum Beispiel im Rahmen eines GMES Climate Change Monitoring Services, erreicht werden kann.

Und nicht zuletzt manifestiert sich das Engagement Deutschlands an der Übernahme der Leitfunktion im Klima-SAF durch den Deutschen Wetterdienst.

Besonders interessant und beispielhaft ist der in Europa von den Mitgliedstaaten von EUMETSAT verfolgte Ansatz, die Verwertung der Messdaten für verschiedene Anwendungen nachhaltig mit finanziellen und personellen Ressourcen durch die Schaffung eine Netzwerkes aus themenorientierten Satellite Application Facilities voranzutreiben. Hier ist anzustreben, dass die Ressourcen für die Verwertung der Messdaten verstetigt werden, um die Nutzung der Raumfahrtkomponente ähnlich wie Entwicklung und Betrieb abzusichern. Dabei sollen die Ressourcen so bemessen sein, dass sie stetig an die technischen Herausforderungen der neuen Sensoren angepasst werden. Deutschland würde es begrüssen, wenn das SAF-Netzwerk in naher Zukunft ein eigenständiges EUMETSAT Programm, neben den Satellitenmissionen, werden würde.

Die Auswertung von Satellitendaten im Hinblick auf das Klimageschehen ist wissenschaftlich wie ressourcen-technisch eine sehr anspruchsvolle Aufgabe, die eine internationale Zusammenarbeit nahelegt. Diese Zusammenarbeit erfolgt bereits in vorbildlicher Weise im Rahmen des EUMETSAT SAF-Netzwerkes im Allgemeinen und im Klima-SAF im Besonderen. Die Kooperationen gehen weit über die im Klima-SAF beteiligten Länder hinaus, indem beispielsweise Forschungsinstitute und Universitäten weltweit zum Erfolg beitragen und technische Infrastruktur von leistungsfähigen Organisationen wie dem Europäischen Zentrum für Mittelfristvorhersage (EZMW) genutzt werden.

Damit ist das Klima-SAF in der Lage, Beiträge im Rahmen von Initiativen unter dem Dach der Weltorganisation der Meteorologie (WMO) wie dem WMO Space Programme und zum System von Erdbeobachtungssystemen (GEOSS) der Group on Earth Observation, GEO zu leisten.

Die klimarelevanten Beiträge des EUMETSAT-SAF-Netzwerkes und hier insbesondere des Klima-SAFs sind ein wichtiger europäischer Beitrag zum Erfassen und Verstehen des Klimawandels und sind unverzichtbare Bestandteile eines möglichen GMES Climate Change Monitoring Services.

Das Beispiel des SAF-Netzwerkes und des darin enthaltenen CM-SAF zeigt, dass innereuropäische Kooperation in der Forschung und Anwendung Ergebnisse und Institutionen hervorbringt, die weltweit konkurrenz- und kooperationsfähig sind.

Quelle: Text Deutscher Wetterdienst DWD 2010
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