Schweizer Landwirtschaft: Ein extremes Jahr - Trocken, heiss und viel Sonne Ein heisses und trockenes Jahr sorgte in der Schweizer Landwirtschaft für Herausforderungen, für Ernteausfälle und für Rekordernten. Das Jahr 2018 wird als ausserordentlich trocken, sonnig und heiss in Erinnerung bleiben. Laut MeteoSchweiz war der Frühling 2018 der viertwärmste und der Sommer 2018 der drittwärmste seit Messbeginn im Jahr 1864. Die drei Sommermonate präsentierten sich zudem überaus sonnig, einige Messstationen registrierten bei der Sonnenscheindauer Rekordwerte. 2018 hat es deutlich weniger geregnet als im Durchschnitt der letzten Jahre. Im Sommer fielen schweizweit lediglich 71 Prozent der sonst üblichen Niederschlagsmengen. Besonders gross war das Regendefizit etwa im östlichen Mittelland und entlang des östlichen Alpennordhangs, wo sich die Regenmengen im Juli lediglich auf 20 bis 30 Prozent der Norm beliefen. Das Wetter war dafür besorgt, dass das Landwirtschaftsjahr 2018 als aussergewöhnlich in die Geschichte eingehen wird. Die hohen Temperaturen und die Trockenheit sorgten bei zahlreichen Bauernfamilien für Mehrarbeit und teils für Ernteausfälle. So sorgte der Wassermangel für tiefe Erträge beim Emd, dem zweiten Schnitt. Das sorgte für Futtermangel und daraufhin zu einem hohen Angebot an Schlachtkühen, was die Preise im August purzeln liess. Auch für die Gemüseproduzenten war das Jahr von tiefen Preisen geprägt und Trockenheit. Diese sorgte teils für Ernteausfälle und die Produzenten mussten grossflächig bewässern. Das wirkte sich auf die Kostenseite aus. Bereits zu Beginn des Jahres hart getroffen wurde die Waldwirtschaft. Burglind am 3. Januar bildete den Auftakt zu einer Reihe von Stürmen. Die Winterstürme warfen 1,5 Millionen Kubikmeter Holz zu Boden, ein Drittel der normalen Jahresnutzung. Die Trockenheit im Sommer setzte den Bäumen weiter zu. Einige profitierten Doch es gibt auch Branchen, die vom Wetter profitierten. Die Zwetschgen-Ernte fiel in Rekordhöhe aus, die Erträge bei Äpfeln waren überdurchschnittlich. Die viele Sonne und geringer Krankheits- und Schädlingsdruck trugen ebenso dazu bei wie die "ausgeruhten" Bäume. Sie hatten im Vorjahr wegen des Frostes oft nur wenige Früchte getragen. Einen tollen Jahrgang erwarten die Winzerinnen und Winzer. Nicht nur die Erntemenge liegt teils auf Rekordhöhe, auch die Qualität ist äusserst gut.
Heuernte 2018: Schlechtere Qualität im zweiten und dritten Schnitt Die Heuernte 2018 lieferte gemäss Schweizer Bauernverband ähnlich hohe Mengen wie im Vorjahr und das bei guter Qualität. Aufgrund der im Frühling einsetzenden Trockenheit fielen die Erträge beim Emd hingegen deutlich unterdurchschnittlich aus. Zudem verschlechterte sich die Qualität im zweiten und dritten Schnitt massiv. Als Folge wurde auf vielen Rindvieh-Betrieben das Futter knapp, Importe mussten die Lücke füllen. In den ersten 10 Monaten 2018 beliefen sich die Einfuhren auf 215'000 Tonnen. Noch nie wurde so viel Heu importiert wie 2018. Obst und Beeren: Üppige Ernten Rekordhohe Zwetschgen-Ernte, überdurchschnittliche Erträge bei Äpfeln, Birnen, Kirschen, Aprikosen und Himbeeren. Nach den frostbedingt schlechten Ernten des Vorjahres meinte es die Natur heuer besser mit den Obstbauern. Gründe für das Grosserntejahr: Die Bäume waren heuer in vielen Regionen weitgehend "ausgeruht", weil sie im letzten Jahr wegen des Frosts nur wenige oder gar keine Früchte trugen. Zum anderen herrschten ideale Bedingungen: anhaltend trocken-warmes Wetter, viel Sonne sowie ein geringer Krankheits- und Schädlingsdruck. Grosse Aprikosen-Ernte Die Aprikosen-Ernte 2018 liegt 17 Prozent über dem Durchschnitt der letzten 5 Jahre. Hauptanbaugebiet ist das Wallis. Volle Äpfel-Lager Ende November 2018 lagen rund 60 Prozent mehr Äpfel an Lager als vor einem Jahr. Die wichtigsten Sorten sind Gala und Golden Delicious. Randvolle Birnen-Lager Ende November 2018 waren viermal mehr Birnen an Lager als im Vorjahr. Die wichtigsten Sorten sind Kaiser Alexander, Conférence und Gute Luise. Zwetschgen: Rekord-Ernte 4'645 Tonnen: Noch nie haben die Obstbauern so viele Zwetschgen gepflückt wie 2018. Die Rekordernte liegt rund 50 Prozent über dem Durchschnitt der letzten 5 Jahre. Überdurchschnittlich viele Kirschen Die Kirschenernte 2018 liegt mit rund 2'500 Tonnen knapp 20 Prozent über dem Durchschnitt der letzten 5 Jahre. Heuer gab es nicht nur mehr Kirschen, sondern auch deutlich mehr grosse Kirschen (Durchmesser ab 28mm). Hauptanbaugebiet ist die Nordwestschweiz. Erdbeeren: Kein gutes Jahr Die Erdbeeren-Ernte 2018 liegt 11 Prozent unter dem Durchschnitt der letzten 5 Jahre. Himbeeren: Starke Ernte Die Himbeeren-Ernte 2018 liegt 13 Prozent über dem Durchschnitt der letzten 5 Jahre. Die Anbaufläche ist mit 168 Hektaren heuer um 3 Prozent grösser als im Schnitt der letzten 5 Jahre. Gemüse: Schwierige Saison Für die Gemüseproduzenten war 2018 ein anspruchsvolles Jahr. Es war geprägt durch tiefe Preise, vereinzelte Überproduktion und Trockenheit. Die Salatsaison startete laut dem Verband Schweizer Gemüseproduzenten später als im Vorjahr, die Mengen explodierten kurz nach Erntebeginn aufgrund des überaus warmen Frühlings. Trockenheit und Hitze sorgten im weiteren Jahresverlauf für Ausfälle. Gross fielen auch die Karottenmengen zum Saisonstart aus, die Abnehmer mussten zeitweise gar die Annahme stoppen. Die Tomaten-Produktion lag heuer über dem Vorjahr, der Absatz der grossen Mengen stockte, was auf die Preise drückte. Die Spargel-Ernte fiel heuer überdurchschnittlich aus. Die Gemüseproduzenten mussten vielerorts aufgrund des trocken-heissen Sommers grossflächig bewässern, was die Produktionskosten in die Höhe trieb. Beim Lagergemüse zeichnen sich durchschnittliche bis leicht unterdurchschnittliche Mengen ab. Diese Ware wurde unter einem grossen Arbeits- und Bewässerungsaufwand produziert. Wein: Ein tolles Jahr Die Winzerinnen und Winzer können nach dem wegen Spätfrost schwierigen 2017 auf ein ausserordentliches, hervorragendes Weinjahr 2018 zurückblicken - so tönt es vom Waadtland über Bern bis nach Schaffhausen und Graubünden. Das trockene und warme Wetter mit viel Sonne gefiel den Reben und sorgte für wenig Krankheitsdruck. Dem Wetter entsprechend begann die Ernte früh und viel reichhaltig - teils mit kantonalen Rekordwerten - aus. Und auch die für Wein so wichtige Qualität fiel hervorragend aus. Kartoffeln: Gute Qualität Die Kartoffel-Ernte 2018 liegt mit von der Branchenorganisation Swisspatat geschätzten Menge von 446'978 Tonnen um gut 14'000 Tonnen unter dem Vorjahreswert und ungefähr im Schnitt der letzten 10 Jahre. Trotz Trockenheit liegt der Flächenertrag mit 403 Kilo pro Are nur knapp unter dem Vorjahr. Die Bäuerinnen und Bauern pflanzten die Kartoffeln wegen der tiefen Temperaturen dieses Jahr erst spät. Weil der Frühling sonnig und warm war, holten die Kartoffeln aus, so dass je nach Region um 1 bis 2 Wochen früher als üblich geerntet werden konnte. Die Qualität ist mehrheitlich gut, obwohl in einigen Regionen die Trockenheit den Kartoffeln zu schaffen machte - dies vor allem im Nordosten des Landes. Trockene Böden erschwerten zudem die Erntearbeiten. Zuckerrüben: Zu tiefe Ernte Aus den schätzungsweise 1,26 Millionen Tonnen Rüben werden rund 195'000 Tonnen Schweizer Zucker gewonnen. Die Rübenernte ist so tief wie seit 2006 nicht mehr. Dementsprechend wird zu wenig Schweizer Zucker produziert, um die Nachfrage zu decken. "Wir produzieren gesamthaft mit Bio- und Importrüben knapp 220'000 Tonnen Zucker, was im Bereich der letzten schwachen Jahre 2013, 2015 und 2016 liegt", sagt Guido Stäger, CEO der Schweizer Zucker AG. Um den Schweizer Markt zu versorgen, würden 260'000 Tonnen benötigt. Es werden deshalb bedeutende Importe von Zucker und Dicksaft nötig werden. Getreide und Ölsaaten: Unter dem Vorjahr Beim Brotgetreide konnte die letztjährige Ausnahme-Ernte konnte dieses Jahr nicht erreicht werden. Praktisch alle Getreide-Kulturen liegen unter diesen Mengen. Eine Ausnahme bildet Dinkel, bei dem die Fläche ausgedehnt worden ist sowie kleinere Kulturen wie Emmer oder Hirse. Das Schweizer Getreide war deutlich weniger stark von der Trockenheit betroffen als andere europäische Länder. Die backfähige Brotgetreidemenge liegt bei 442'088 Tonnen, wobei 407'299 Tonnen auf Brotweizen entfallen. Die Brotweizen-Ernte fällt qualitativ gut aus. Die Futtergetreide-Ernte liegt unter dem Vorjahr. Hier wirkte sich die Trockenheit vor allem auf die Hafer-Produktion aus, weil dieser vor allem als Sommergetreide angebaut wird. Die Hafer-Menge sank um 24 Prozent auf 6'368 Tonnen. Wegen der guten Qualität ist nur wenig Brotgetreide nicht backfähig und wird im Futtergetreidekanal verwendet. Die Raps-Ernte fiel mit 77'478 Tonnen deutlichschwächer als erwartet aus. Grund hierfür ist die Trockenheit, wieStephan Scheuner, Geschäftsführer der Branchenorganisation swiss granumsagt. Die Sonnenblumen profitieren von der Wärme. Die Erntemenge lag mit 16'513 Tonnen über dem bereits hohen Vorjahresniveau. Die Sojamengeliegt mit 3'740 Tonnen um rund einen Drittel unter der Vorjahresmenge.
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