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Entwicklung in Afrika Westafrika - Burkona Faso |
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Burkina Faso: Fruchtbares Land für heute und morgen |
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Bericht von Johanna Monney |
In den letzten 50 Jahren hat sich in Westafrika die Fläche, auf der Baumwolle angebaut wird, fast vervierfacht. In Burkina Faso, dem grössten Produzenten von Baumwolle in Westafrika, zeigen sich jetzt die Folgen: Die Böden sind ausgelaugt und nicht mehr kultivierbar. Im Westen des Landes bildet die Genossenschaft der Getreideerzeuger von Gossina, eine Partnerorganisation des Fastenopfers, die Bäuerinnen und Bauern in nachhaltigen Anbaumethoden, damit sich die Böden erholen können.
«Ich will den Anbau von Baumwolle reduzieren. Er rentiert einfach nicht», erklärt Adama Lancina: «Ich muss Kredite begleichen und Taglöhner bezahlen: Am Ende verdiene ich nichts. Nur wenn die Getreideernte gut ausfällt, kann ich meine Familie ernähren. Aber wenn der Regen ausbleibt, wird die Situation schwierig.» Der 41jährige Bauer pflanzt Baumwolle und Getreide im Dorf Gossina an. Er ist einer von 300'000 Bauern, die in Burkina Faso von der Baumwollproduktion leben - oder es versuchen.
Lancina hat sich entschieden: «Ich werde die Baumwolle nach und nach durch Erdnüsse und Sesam ersetzen. Und wenn sie niemand kauft, können wir sie wenigstens essen.»
Keine Wahl
Baumwollbauernfamilien in Burkina Faso haben keine Wahl: Sie sind abhängig von Agrounternehmen, die ihnen bislang aber als einzige ein Einkommen ermöglichen. In der Gegend von Gossina übernimmt das Unternehmen Sofitex die Entwicklung und Vermarktung der Baumwolle. Das Unternehmen liefert Saatgut, Dünger und Pestizid - gegen Kredit. "Nur wenn wir weiterhin Baumwolle pflanzen, erhalten wir den Dünger, den wir für unser Land brauchen, ohne sofort bezahlen zu müssen", erklärt Bassama Ko, ein anderer Baumwollbauer. Bei den Produkten hat er keine Wahl: «Auf meinem Feld wächst Gentech-Baumwolle.»
Wichtig ist vor allem der Dünger: Nirgends sonst in der Landwirtschaft wird weltweit so viel Chemie eingesetzt wie beim Anbau von Baumwolle: Während die Baumwollplantagen nur 2,5% der Anbauflächen ausmachen, werden hier 25% der Agro-Chemikalien eingesetzt.
Ein Teufelskreis
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Nichts bestimmt die Baumwollernte in Burkina Faso so sehr wie der Regen: «Es regnet nur zwei bis drei Monate pro Jahr», sagt Gabriel Lompo, Koordinator des Landesprogramm des Fastenopfers. Der Klimawandel bereitet den Bauernfamilien die grössten Sorgen: Die Niederschläge fallen weniger regelmässig und seltener dafür heftiger. Bleibt der Regen aber aus, wächst keine Baumwolle.
«Der Boden ist karg», sagt Bauer Bassama Ko: «Dort, wo ich Baumwolle anbaue, bin ich auf Dünger angewiesen. Wenn ich auf diesem Feld im nächsten Jahr dann Getreide anpflanze, ist der Ertrag viel besser. Der Dünger macht unseren Boden reich.»
Kritischer zeigt sich Lancina: «Hier bei uns sollte man keine Baumwolle pflanzen: es regnet nicht genug und der Baumwollanbau laugt die Böden aus.»
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Auch Gabriel Lompo warnt: «Die Bauern müssen nach der Baumwollernte das Land einige Zeit brach liegen lassen, sonst trocknet der Boden ganz aus.»
Biokompost statt Kunstdünger |
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Die Genossenschaft der Getreideproduzenten von Gossina begleitet mit Unterstützung von Fastenopfer die Bauernfamilien, um mit diesen Schwierigkeiten fertig zu werden. Ihr Hauptziel: Die Familien produzieren ihre eigene Nahrung. So bewältigen sie die Soudure - die Zeit des Jahres, in der die Speicher leer sind und die Ernte noch nicht begonnen hat.
Die Bauernfamilien organisieren sich in Gruppen, um gemeinsam Lösungen zu finden. Die Genossenschaft bildet sie in nachhaltigen Anbaumethoden aus, die den lokalen klimatischen Bedingungen angepasst sind.
So lernen die Gruppen, um ihre Felder herum Steinmäuerchen zu bauen. Die Mäuerchen halten das Regenwasser zurück und sorgen so für mehr Feuchtigkeit für den Boden. So erst wird der Boden bebaubar.
Die Bäuerinnen und Bauern entdecken auch die traditionelle Zaï-Methode wieder. Das System ist einfach: Vor der Aussaat wird alle 70 Zentimeter ein faustgrosses Loch ausgehoben. Dieses wird mit zwei Handvoll Erde und einem Samen gefüllt. Der Kompost düngt den Boden und das Loch behält das Regenwasser zurück.
Auch eben diesen Kompost lernen die Bäuerinnen und Bauern selber herzustellen: In grossen Grubenmischen sie Gras, Kuhdung, Sand und Asche, um es regelmässig zu netzen, bis alles zersetzt ist. Er macht die Felder fruchtbar und kostet nichts - im Gegensatz zum Kunstdünger nichts.
«Die Erfolge sieht man auf den Feldern»
Das Projekt bedeutet eine grosse Veränderung und die Techniken erfordern viel Zeit und Organisation. Die gegenseitige Unterstützung innerhalb der Gruppe steht im Vordergrund! Aber die Ergebnisse sind da. Dies bestätigt der Feldbesuch mit Eric Ouedraogo, dem Koordinator der Genossenschaft: «Auf den Feldern sieht man die Erfolge des Projekts: Die Hirseähren sind grösser und zahlreicher.»
Und Ouedraogo freut sich: «Im Durchschnitt haben wir die Getreideproduktion um 70 Prozent gesteigert. Auch die Soudure haben wir von fast drei Monate auf ein paar Wochen verkürzt.»
Die Arbeit der Genossenschaft ist noch lange nicht zu Ende: Sie will in anderen Dörfern einfache Alternativen aufzeigen. Diese Methoden erfordern viel Begleitarbeit. Programmdirektor Gabriel Lompo sagt: «Wir wollen den Bauernfamilien aufzeigen, dass der Anbau von Baumwolle nicht nachhaltig ist. Er geht auf Kosten der Pflanzen, die sie für die tägliche Nahrung benötigen.»
Quelle: Text Fastopfer Schweiz, 2014 |
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