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Schweiz. Arbeitgeberverband und seine «Altersstrategie»
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Gefragte ältere Mitarbeitende - ein Erfordernis der Zukunft
Warum befasst sich der SAV mit einer «Altersstrategie»?

von Dr. Rudolf Stämpfli, Präsident des Schweizerischen Arbeitgeberverbandes

Der Anteil der älteren Menschen in der Schweizer Bevölkerung wird immer höher. So waren Ende 2005 von 7,5 Mio. Menschen rund 1,2 Mio. oder 16 % über 64 Jahre alt. Im Jahr 2035 werden es voraussichtlich 25 % der Bevölkerung sein.

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Alterpyramiden 1900 und 2004
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Die Beschäftigtenrate der älteren Mitarbeitenden ist in der Schweiz im internationalen Vergleich zwar hoch, doch lassen sich heute knapp die Hälfte aller Erwerbstätigen vor dem offiziellen Rentenalter pensionieren. Unterstützt wurde diese Tendenz zu mehr Frühpensionierungen, vorab durch die wechselnden konjunkturellen Entwicklungen, die strukturellen Umwälzungen und den attraktiven Rentenplänen der 90er Jahre. Vorher war über Jahrhunderte die Arbeit bis zum Tod das Schicksal der meisten gewesen, da die Erwerbstätigkeit auch im höheren Alter wichtig war, um die Existenz zu sichern. So waren noch im Jahr 1920 über 83 % der 65- bis 69-jährigen Männer erwerbstätig. Erst nachdem 1948 die Alters- und Hinterlassenenversicherung (AHV) eingeführt wurde, änderte sich dies langsam.

Wir sind weder die ersten noch die einzigen, die erkannt haben, dass wir die Zukunft nicht ohne einen vermehrten Einbezug der älteren Mitarbeitenden gestalten können. So gibt es in verschiedenen Ländern in Europa, aber auch in Australien, Programme zur Verbesserung der Arbeitsmarktchancen älterer Arbeitnehmender. Die Erfahrungen zeigen klar, dass Erfolge nur erzielt werden können, wenn Regierung, Arbeitgeber und Arbeitnehmer konsequent gemeinsame Strategien erarbeiten und auch gemeinsam die Umsetzung angehen.

Wir haben deshalb mit einem Austausch am Runden Tisch begonnen. Beigezogen waren von der Verwaltung, über die Experten und Arbeitnehmerorganisationen auch die Vertreter von Pro Senectute und des Seniorenrates. Aus diesem Austausch entstand die heute vorliegende Broschüre, die gerade aus dem Wissen darum, dass es nur gemeinsam geht, die Vertreter dieser verschiedenen Bereiche zu Wort kommen lässt.

In den letzten Jahren ist man im Hinblick auf das Alter in der Regel von einem Defizit- Modell ausgegangen. Dieses hat sich jedoch grundsätzlich als falsche Basis erwiesen; man spricht heute vielmehr von einem Kompetenzmodell. Mit dem Alter kann zwar die Leistungsfähigkeit im Hinblick auf verschiedene grundlegende Prozesse abnehmen. Das betrifft den körperlichen Bereich (z.B. Körperkraft, Seh- und Hörvermögen), aber auch den geistigen Bereich: Wir können Informationen nicht mehr so schnell aufnehmen und verarbeiten, neue Informationen nicht mehr so gut im Gedächtnis behalten («Arbeitsgedächtnis»), Störendes (z.B. ein Gespräch im Hintergrund) nicht mehr so leicht ausblenden. Besonders stark zeigen sich diese Veränderungen unter Druck.

Die berufliche Leistung bestimmt sich aber nicht nur aus diesen grundlegenden Elementen, sie speist sich aus vielen Quellen: Eine verzögerte Reaktionszeit macht noch keine schlechtere berufliche Leistung. Breite Kenntnisse, umfassende Erfahrung, clevere Arbeitsstrategien kommen hinzu. Und gerade in solchen Bereichen haben ältere oft Leistungsvorteile.

Sie verarbeiten Informationen vielleicht nicht mehr ganz so schnell, aber effizienter und zielgerichteter. Sie können Wesentliches von Unwesentlichem oft besser unterscheiden, sie können Probleme ganzheitlicher angehen. Sie können mit manchen Belastungssituationen vielleicht nicht mehr ganz so effektiv umgehen - aber sie haben Strategien, die dazu beitragen, dass diese Situationen seltener eintreten! Hinzu kommt, dass sie zwar oft etwas langsamer, aber dafür genauer arbeiten und daher die Qualität steigt und zugleich weniger Zeit für die Behebung von Fehlern anfällt.

Es ist Zeit, die Bilder, die wir in uns tragen zu hinterfragen und Vorurteile abzubauen. Anstatt darüber zu klagen, dass die demografische Entwicklung eine Abnahme der Dynamik und Kreativität zur Folge haben wird, weil weniger Junge nachrücken, wäre es besser die Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass die Generationen vermehrt voneinander profitieren können. Die Jungen, die frisch von der Ausbildung kommen, haben ihr Wissen auf dem neuesten technischen Stand: Wissen, das unter Umständen im Betrieb noch nicht vorhanden ist. Auf der anderen Seite haben die älteren den Erfahrungsschatz, der den Jungen noch fehlt. Es braucht den Willen aller, eine Kultur des gegenseitigen Respekts zu schaffen, damit der Erfahrungs- und Wissensaustausch ungehindert in beide Richtungen fliessen kann. Ein Nachdenken über den Personalbedarf muss damit immer auch Antwort auf die Frage geben, wie viele Leute mit welchem Wissenstand und welchen Erfahrungen wo gebraucht werden.

Obwohl es in der Zwischenzeit regelmässig Berichte über die demografische Entwicklung gibt, ist in vielen Unternehmen aktuell zu wenig Problembewusstsein vorhanden; es sind kaum Massnahmen eingeleitet oder umgesetzt worden, um den Herausforderungen des demografischen Wandels zu begegnen.

Eine Verknappung von Arbeitkräften mag für viele Schweizer Unternehmen nicht oder noch nicht vorstellbar sein: die letzten Jahren waren eher von einem Überangebot an Arbeitskräften geprägt und mit der EU-Erweiterung und dem Freizügigkeitsabkommen haben sich die Rekrutierungsmöglichkeiten im Ausland erweitert. Aber - der demografische Wandel betrifft alle entwickelten Industrienationen. Er ist eine Rahmenbedingung, mit der alle Unternehmen konfrontiert sein werden. Je nach Branche oder Unternehmensgrösse können die Auswirkungen dieser Rahmenbedingung unterschiedlich sein. So wird ein regional ausgerichtetes KMU, das seine Arbeitskräfte in der Umgebung rekrutiert von einem zukünftigen Arbeitskräftemangel stärker betroffen sein, als ein «Global Player», der sein Personal bereits heute weltweit rekrutiert. Sich den Herausforderungen jedoch erst anzunehmen, wenn die Folgen der demografischen Entwicklung bereits für das Unternehmen deutlich spürbar sind, kann zu spät sein und erlaubt nur ein Reagieren, anstelle eines proaktiven Gestaltens. Die vorliegende Broschüre soll einen Beitrag dazu leisten, dass sich die Unternehmen mit den Folgen der demografischen Entwicklung auseinandersetzen. Die dazu gehörenden «Tipps für Arbeitgeber» fassen die für die Unternehmen wichtigsten Erkenntnisse und praktischen Ideen zusammen. Sie sollen ein Hilfsmittel für die Leute sein, die mit der Umsetzung in den Betrieben konfrontiert sind.

Quelle: Text Schweizerischer Arbeitgeberverband, 29. August 2006
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Bevölkerungsentwicklung 1999-2060
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Weitere Informationen
Bevölkerungsentwicklung und Arbeitsmarkt: Alter
Bevölkerungsentwicklung und Arbeitsmarkt: Die Frage des Alterns
Arbeit: 40+ - ältere Arbeitskräfte
Statistik Schweiz: Demographie
Kanton Zürich: Altersverteilung 1970 - 2050
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SozialInfo Wörterbuch der Sozialpolitik
Alter und Arbeit Avenir Suisse
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