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Bildungsprojekte Schweiz |
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Bildungsprojekte Schweiz |
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Tagesstrukturen
- Tagesschulen |
Mögliche
Vorteile von Tagesstrukturen für die Bildung |
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Die
Ergebnisse von PISA 2000 haben aufgeschreckt und aufgerüttelt: Zu
viele Neuntklässlerinnen und Neuntklässler in der Schweiz können
sehr schlecht lesen, und unserer Volksschule gelingt es nicht, ungleiche
Lernvoraussetzungen auszugleichen.
Es
wurde jedoch nicht nur ein Zusammenhang von schulischen Leistungen und
sozioökonomischer sowie sprachlicher oder kultureller Herkunft festgestellt. |
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PISA
hat gezeigt, dass auch der Selektionsentscheid am Ende der Primarschule
Kinder aus bildungsfernem Elternhaus und Kinder mit Migrationshintergrund
benachteiligt. Die Gründe für diese Benachteiligung sind auf
zwei Ebenen zu suchen. Einerseits wirkt die sozioökonomische und die
sprachliche Herkunft auf die Leistung, und diese wiederum wird beim Selektionsentscheid
berücksichtigt. Im Schweizer Bildungssystem, das die Selektion in
unterschiedliche Schultypen sehr früh vornimmt, bleibt der Schule
wenig Zeit, die unterschiedlichen Lernvoraussetzungen der Kinder auszugleichen. Unter Umständen werden Kinder also in einen Schultyp mit tieferen
Anforderungen eingewiesen, weil sie zuwenig Zeit erhielten, um ihren familiären
Nachteil aufzuholen. |
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Andererseits wurden in der Analyse der PISA Daten
auch Hinweise darauf gefunden, dass beim Selektionsentscheid in der Schweiz
nicht nur die Leistung des Kindes eine Rolle spielt. Bei gleicher Leistung
werden Kinder mit Migrationshintergrund zum Beispiel eher niedrigeren Schultypen
zugeteilt als Schweizer Kinder.
Das
Fazit lautet also: Es ist ein Problem, wenn benachteiligten Kindern nicht
genug Zeit zur Verfügung haben, in der sie ihre sprachlichen und fachlichen
Nachteile ausgleichen, und den Kommunikationsstil in der Schule erlernen
können. Denn nicht nur ihre Leistungen sind dadurch schlechter, sondern
sie haben auch schlechtere Voraussetzungen bei der zentralen Weichenstellung
für das spätere Berufsleben, beim Selektionsentscheid am Ende
der Primarschule.
Es
gilt nun, mögliche Lösungen für dieses Problem zu suchen.
Die Volksinitiative "Schule und Familie" setzt dazu bei den Tagesstrukturen
an. Tagesstrukturen sollen helfen, allen Kindern gleiche Voraussetzungen
für den Schulerfolg zu bieten. Ein wesentliches Argument dabei ist:
Die Zeit, in der ein Kind die Möglichkeit hat, eine bildungsnahe Umgebung
zu erleben und die Unterrichtssprache zu lernen, wird durch Tagesstrukturen
verlängert; das Auffangen von Ungleichheiten also besser ermöglicht.
Die erläuterten Erkenntnisse aus der PISA Studie stützen dieses
Argument.
Aus
wissenschaftlicher Sicht stellt sich jedoch noch die Frage, ob es auch
weitere Hinweise darauf gibt, dass Tagesstrukturen den genannten Herausforderungen
wirksam begegnen können. Zunächst kann wieder auf PISA verwiesen
werden.
Die Länder, deren Schülerinnen und Schüler in den
PISA-Tests sehr gut abgeschnitten haben, bieten ausgebaute Tagesstrukturen
an. Diese Feststellung kann aber nicht als wissenschaftlicher Beweis gelten;
zu viele Einflüsse müssten mitberücksichtigt werden, bevor
die Rolle der Tagesstrukturen eindeutig identifizierbar wäre. Wissenschaftliche
Studien, welche sich explizit mit dem Zusammenhang des Besuchs von Tagesstrukturen
und dem schulischen Erfolg auseinandersetzen, sind leider rar. In der Schweiz
hat das auch damit zu tun, dass Tagesstrukturen bis jetzt sehr selten angeboten
werden. Man kann nicht etwas untersuchen, das es nicht gibt. Eher zu finden
sind Studien über vorschulische Betreuung.
Eine Untersuchung von Andrea
Lanfranchi aus dem Jahr 2002 hat zum Beispiel den Einfluss der vorschulischen
Betreuung auf den Schulerfolg unter die Lupe genommen. Die Ergebnisse zeigen,
dass sich der Besuch von familienexternen Betreuungseinrichtungen in der
Vorschulzeit positiv auf die schulischen Leistungen von Kindern mit Migrationshintergrund
auswirken. Studien aus dem Ausland weisen in dieselbe Richtung, auch wenn
es um sozioökonomisch benachteiligte Kinder geht (z.B. Zoritch et
al., 1998; Lazar et al., 1982). Insgesamt legen solche Ergebnisse nahe,
dass auch Tagesstrukturen auf der Stufe der Volksschule den Lernerfolg
fördern und die Chancengleichheit verbessern können.
Quelle: Text Maja
Coradi Vellacott Schweizerische Koordinationsstelle für Bildungsforschung |
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Tagesstrukturen
bieten Vorteile für Wirtschaft und Gesellschaft |
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In
der heutigen Gesellschaft ist es normal, dass Väter und Mütter
mit schulpflichtigen Kindern arbeiten. Davon profitieren die Familien und
die Wirtschaft.
Für
junge Männer und Frauen gehören heute Kinder haben und einen
Beruf ausüben zum Alltag. In drei Vierteln der Familien, deren jüngstes
Kind zwischen 7 und 14 Jahre alt ist, üben beide Elternteile eine
Erwerbstätigkeit aus. Beides, Kinder und Beschäftigung, gehören
in der modernen Gesellschaft zum Glücklichsein der Familien. |
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Für
die Gesellschaft ist dies ein Vorteil. Denn eine höhere Erwerbsquote
der Bevölkerung steigert das Wirtschaftswachstum. Ein solches ist
u. a. erforderlich, um die Finanzierung der Alters- und Sozialwerke weiterhin
sichern zu können. Mehr Beschäftigte tragen auch zum Wohlstand
der Gesellschaft bei. Insbesondere dann, wenn die Berufstätigen hohe
Leistungen erbringen. In der Schweiz sind es vor allem die know-how-intensiven
Dienstleistungen und Technologien die eine hohe Wertschöpfung generieren.
Dafür sind gut ausgebildete Arbeitskräfte und ein hohes Bildungsniveau
der Bevölkerung gefragt.
Aber
gerade gut ausgebildete Paare haben heute aber immer weniger Kinder. Bei
jungen Frauen mit Hochschulabschluss liegt die Kinderzahl unter dem Schweizer
Durchschnitt von 1,4 Kindern. Da aber das Bildungsniveau der Eltern entscheidend
zum Schulerfolg der Kinder beiträgt, ist diese Entwicklung fatal.
Ebenso besorgniserregend ist, dass immer mehr Kinder mit verschiedenem
familiärem, sozialem oder kulturellem Hintergrund die Arbeit der Lehrpersonen
in den Klassen sehr anspruchsvoll machen.
Schulen
mit Tagesstrukturen schöpfen die Bildungspotenziale verschiedener
Anspruchsgruppen und damit das Humankapital der Gesellschaft besser aus:
Sie ermöglichen Schülerinnen und Schülern, besonders auch
aus solchen bildungsferneren Schichten, eine bessere Sozialisation und
einen grösseren Schulerfolg. Zudem entlasten sie die Lehrpersonen
von Erziehungsaufgaben und erlauben ihnen eine Konzentration auf den Unterricht.
Und die Eltern können ohne schlechtes Gewissen, motiviert und konzentriert
einer Erwerbsarbeit nachgehen. Damit ergibt sich aus den früher in
sie investierten Bildungsfranken wiederum einen Nutzen für Wirtschaft
und Gesellschaft.
Wenn
Tagesstrukturen an den Schulen vielleicht noch dazu beitragen, dass mehr
junge Paare Lust auf Kinder verspüren, wäre das, vor dem Hintergrund
der Alterung der Gesellschaft, sicherlich eine positive Nebenwirkung.
Quelle:
Christian Aeberli Avenir Suisse, Zürich |
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Externe
Links |
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