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Basel-Stadt Schulbekleidungsversuch in zwei Basler Klassen der WBS
Bildungsforschung & Bildungsreformen
Schulbekleidungsversuch in zwei Basler Klassen der WBS

Oktober 2006

Basel
"Schuluniformen"
Aus einem Designwettbewerb hat im letzten Frühjahr eine Jury aus Schülerinnen, Schülern, Lehrpersonen und Fachleuten sich für die Entwürfe der Basler Modedesignerin Tanja Klein entschieden. Inzwischen sind die Kleider entwickelt und produziert, so dass sie ab Mitte Oktober für vorerst sechs Monate getragen und getestet werden können. Da das Tragen von Schulkleidern bei uns nicht «normal» ist, wird es eine Irritation auslösen und zum Nachdenken anregen.

Die Norm wird nirgends so gut erfahrbar wie bei ihrer überschreitung, d.h. die Bedeutung von Kleidern für die Individualität und die soziale Zugehörigkeit wird nie so deutlich, wie wenn alle plötzlich Schulkleidung tragen und sich fragen müssen, was denn ihre Individualität eigentlich ausmacht. Zu dieser Reflexion über Werte und Normen wird das Projekt anregen und helfen, die Mechanismen von Identität und Zugehörigkeit besser zu durchschauen und dadurch die eigene Persönlichkeit zu stärken.

Bei Jugendlichen werden Kleider besonders deutlich zur Selbstdarstellung eingesetzt. Das Label bestimmt, wer in und wer out ist, wer anerkannt und wer ausgelacht wird. Identitätsbildung im Jugendalter erfolgt über Abgrenzung gegenüber der Aussengruppe, Zugehörigkeit zur Eigengruppe und interne Differenzierung. Kleider sind das offensichtlichste Merkmal, diese Zuteilungen vorzunehmen. Mit der Schulkleidung werden die Statusunterschiede wohl nicht verschwinden.

Die Initianten sind aber überzeugt, dass mit dem Experiment die angedeuteten Mechanismen erfahren und diskutiert werden können.

Mit der Reduktion der äusserlichen Selbstdarstellung während der Schulzeit erhofft sich die Schule eine verbesserte Unterrichtsatmosphäre und Aufmerksamkeit der Schülerinnen und Schüler. Gleichzeitig erwartet man von diesem Versuch erste Antworten auf die Fragen, ob die Schulkleidung zur Entlastung armuts- und verschuldungsgefährderter Familien, zur Erhöhung des Gemeinschaftsgefühls und des Selbstwertgefühls, zur Reflexion der eigenen finanziellen Kompetenz, zu weniger Stress für Schüler, Eltern und Lehrer führen kann.

Das Institut für Psychologie (Abteilung Entwicklungs- und Persönlichkeitspsychologie) der Universität Basel, welches das Projekt wissenschaftlich begleitet und evaluiert, sieht in ihm eine grosse Chance, mehr über die Zusammenhänge zwischen dem Tragen von Schulkleidung und Faktoren wie soziales Wohlbefinden, Kaufverhalten, Selbstwertgefühl und Identität zu erfahren. Dies ist nicht zuletzt vor dem Hintergrund des öffentlichen Interesses am Projekt Schulbekleidung von Bedeutung.

Die Designerin Tanja Klein hat eine moderne, zeitgemässe Schulbekleidung entworfen, die aus 14 weitgehend frei zusammensetzbaren Teilen besteht: drei Basic-Shirts, zwei Polo-shirts langarm, ein Pullover, eine Trainerjacke, eine Winterjacke, eine Jeans, eine lange Hose, ein Jupe (oder wahlweise eine zweite Jeans), eine Strickmütze und ein Gürtel. Das Kleider-Set entspricht heutigem Zeitgefühl und erinnert nicht im Entferntesten an die traditionellen Schuluniformen, die manche an Drill und Ordnung denken lässt. Damit ist eine Vorgabe der Initianten bestens erfüllt, die denn auch bewusst lieber von Schulbekleidung als von Schuluniformen sprechen.

Die Kosten einer Kollektion belaufen sich gesamthaft auf rund Fr. 730.-.

Zu einem kleinen Teil werden die Kosten von den Eltern getragen und zu einem grösseren Teil durch Unterstützungsbeiträge etwa des Textilverbandes Schweiz «Swiss Textiles» und verschiedener Stiftungen.

Auch die Schule beteiligt sich in dieser Phase des Projekts an einem Teil der Produktionskosten.

Es ist das Ziel dieses Projekts einen qualifizierten und wissenschaftlich begleiteten Test durchzuführen, der es der Schulleitung erlauben wird, aufgrund der Erfahrungen und Evaluationsergebnisse allfällige weitere Schritte zu unternehmen. Dies kann sowohl die Beendigung, die Weiterführung oder die Ausdehnung des Projekts bedeuten.

Quelle: TextSchulen Basel, Oktober 2006
Februar 2007
Der Bekleidungsversuch wurde mangels Akzeptanz bei denSchülerinnen vorzeitig abgebrochen.

Vom Entwurf bis zum Tragtest der Schülerbekleidung «Unidress»

Vom ersten Entwurf bis hin zur tragbaren Kollektion war es ein weiter Weg. Die Modedesignerin Tanja Klein entwickelt mit Schülern und Produzenten zusammen über mehrere Monate hinweg die beste Kollektion.

Im März 2006 gewann die Designerin Tanja Klein die Wettbewerbsausschreibung zum Thema Schülerbekleidung, welcher von der nationalen Präventionskampagne MAX.MONEY in Zusammenarbeit mit der WBS Leonhard ausgeschrieben wurde.

Ende Juni 2006 wurden bei den Schülern eine Grössenaufnahme gemacht.
Bis Ende September 2006 waren die verschiedenen Modell fertig gestellt.
Am 15. Oktober 2006 kamen die Schüler kommen in ihrem eigenen Kleidern zur Schule, und bekamen dann dort ihre Schülerbekleidung "Unidress" ausgehändigt.

Quelle: Text Money Max, Oktober 2006

Das Basler Schuluniformprojekt ist in der Schweiz einzigartig. In anderen Kantonen herrscht Skepsis: So hatte etwa das Luzerner Kantonsparlament im vergangenen Februar eine entsprechende SVP-Motion abgelehnt. Und in den Kantonen Zürich und Solothurn sprachen sich die Regierungen gegen Schuluniformen aus.

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