Schule und Bildung
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PISA-Bericht 2012
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PISA 2012 Ergebnisse aus der Sicht der EDK
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PISA 2012: Ergebnisse aus der Sicht der EDK
Redebeitrag von Regierungsrat Christoph Eymann (BS), Präsident der EDK anlässlich der Medienkonferenz PISA 2012 vom 3. Dezember 2013 in Bern

1. Das Mathematikergebnis ist für unser Land, das im Vergleich zu vielen anderen Ländern eine heterogenere Zusammensetzung der Schülerschaft hat, bemerkenswert. Kein europäisches Land erreicht einen signifikant1 höheren Mittelwert; der Mittelwert der Schweiz liegt erstmals deutlich über dem finnischen Mittelwert.

Auch die Konstanz beim Ergebnis ist - Sie haben es gehört - positiv zu werten. Bedeutsam verbessern konnten sich fast ausschliesslich Länder, die in PISA 2003 vergleichsweise tiefe Mathematikleistungen erzielten (siehe Darstellung 1 Seite 2). Von einem hohen Niveau aus sind signifikante Verbesserungen dagegen sehr schwierig. Es wäre also falsch zu meinen, dass man in PISA einfach kontinuierlich besser wird. Dagegen gibt es durchaus signifikante Negativtrends bei den Good-und Top-Performers von 2003. Finnland ist das wohl prominenteste Beispiel.

Besonders hervorheben möchte ich das Ergebnis zum Einfluss der sozialen Herkunft. Man hört immer wieder, dass in der Schweiz der Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und schulischen Leistungen im internationalen Vergleich besonders hoch sei. Sie haben gehört, dass dem nicht so ist. Die Schweiz liegt diesbezüglich im OECD-Mittel (siehe Darstellung 2, Seite 2).

Die Herausforderung für die Zukunft wird darin bestehen, das sehr gute Mathematikergebnis zu
halten und den Einfluss der sozialen Herkunft noch weiter zu verringern.

2. Beim Lesen ist der positive Trend seit 2000 erfreulich und die deutliche Reduktion bei der Gruppe der Schwächsten. Das wird in einer ersten Auswertung zum grossen Teil auf eine andere Zusam.mensetzung der Einwanderer der 1. Generation zurückgeführt. Das tönt plausibel: die veränderte Einwanderungspolitik macht sich bemerkbar. Dazu würde ich aber im geplanten nationalen Bericht, der im Juni 2014 erscheint, gerne noch mehr erfahren. Auch würde ich dann Aussagen zu den verstärkten Massnahmen im Lesen erwarten, also zu den Massnahmen, die von allen Kantonen seit PISA 2000 im Lesen ergriffen worden sind.

1 Wenn von «signifikanten» oder «deutlichen» Unterschieden die Rede ist, dann sind damit immer statistisch signifikante Unterschiede gemeint.

Die Leseförderung ist und bleibt ein Thema, besonders auch die Förderung der Knaben. Gerade beim Lesen, oder beim Spracherwerb generell, ist die Schule aber in besonderem Masse auch auf die Unterstützung von «ausserschulischen Systemen» angewiesen. Ich erwähne die frühe Förderung, die vor-und ausserschulische Betreuung und Lernunterstützung oder die Angebote von Bibliotheken, Freizeitangebote usw. Und natürlich die Unterstützung des Elternhauses.

3. Das Ergebnis in den Naturwissenschaften stufe ich als beachtlich ein. Im Vergleich zu vielen anderen Ländern hat dieser Fachbereich nämlich bei uns heute einen weniger hohen Stellenwert. Hier ist der Handlungsbedarf erkannt. Im Juni 2011 hat die EDK erstmals nationale Bildungsziele für die obligatorische Schule freigegeben, auch für Naturwissenschaften. Damit haben wir uns erstmals auf interkantonaler Ebene darauf geeinigt, was der Stellenwert und was die Ziele dieses Fachbereichs in Zukunft sein sollen. Die Auswirkungen werden sich erst in einigen Jahren zeigen, aber wir sind unterwegs.

Hervorheben möchte ich das Abschneiden der Mädchen in den Naturwissenschaften, dies besonders vor dem Hintergrund von aktuell laufenden Diskussionen zum MINT-Fachkräftemangel. In Naturwissenschaften ist das Ergebnis von Knaben und Mädchen - entgegen dem was man erwarten könnten -sehr geschlossen, d.h. sie erreichen einen vergleichbaren Mittelwert. Das ist erfreulich. Die Herausforderung für die Zukunft wird darin bestehen, dieses Ergebnis «geschlossen» anzuheben.

4. Bei PISA reden wir viel von Mittelwerten. Aussagen wie: «Mädchen erreichen einen tieferen Mittelwert in Mathematik» werden sehr schnell zu Aussagen wie «Mädchen rechnen weniger gut». Damit zementieren wir falsche Vorstellungen. Es lohnt sich, einen Blick auf die Verteilung der Kompetenzniveaus zu werfen: Fast ein Fünftel der Mädchen (19%) erreicht beste Ergebnisse in Mathematik (Kompetenzniveaus 5 und 6), 24% sind es bei den Knaben. Oder: Rund 7% der Knaben und 12% der Mädchen erreichen beste Lesekompetenzen.

Vor diesem Hintergrund fände ich es aufschlussreich, wenn in weiteren Auswertungen - ich denke an die Arbeiten für den nationalen Bericht, der im Juni 2014 erscheinen wird - der Fokus auch auf die «Best Performers» gerichtet würde. Was charakterisiert Mädchen, die beste Ergebnisse in Mathematik erreichen? Was charakterisiert Jugendliche mit einer tiefen sozialen Herkunft, die beste Ergebnisse erreichen? Wie ist das mit den Knaben, die super lesen? usw.

5. Die Ergebnisse in den drei getesteten Kompetenzbereichen, und insbesondere das Ergebnis in Mathematik, stellen unserer Schule im internationalen Vergleich einen guten Leistungsausweis aus. Es ist mir ein Anliegen, den Lehrpersonen, den Schülerinnen und Schülern und anderen an der Schule Beteiligten, die das geleistet haben, meine Anerkennung auszusprechen.

Selbstverständlich werden wir weiter daran arbeiten, dass das Schulsystem noch besser wird. Die Resultate bestätigen uns, dass wir in eine gute Richtung gehen.

6. Wir machen weiter mit PISA. Der internationale Vergleich bleibt wichtig. Wir werden die Stichprobe bei der nächsten Erhebung aber zurückfahren. Bisher hatten wir eine sehr grosse Stichprobe, weil wir auch Vergleiche zwischen den Kantonen gemacht haben. Ab PISA 2015 wird die Schweizer Stichprobe nur noch rund 6’000 Personen statt wie bisher rund 20'0002 Personen umfassen. Der internationale Vergleich bleibt weiterhin möglich.

2016 und 2017 wird die EDK in der obligatorischen Schule erstmals die Erreichung «unserer» nationalen Bildungsziele überprüfen lassen. Basierend auf Stichproben (eines Jahrgangs) wird im Jahr 2016 die Erreichung der Ziele in Mathematik überprüft, 2017 folgen Schulsprache und erste Fremdsprache. Wie es danach weitergeht, werden wir aufgrund der Erfahrungen, die wir damit machen, entscheiden. Wir erwarten von dieser Evaluation aussagekräftigere Hinweise zur Weiterentwicklung unseres Systems als von PISA.

Quelle: Text EDK , Dezember 2013

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