Bildungsreformen in der Schweiz
vorangehende Seite
end
Qualitätsmanagement - Qualitätskontrolle - Bildungsstandards
Fremdsprachenprojekte in den Kantonen
Fremdsprachen an der Primarschule
Berufsverbände «Passepartout» - Vorbehalte
Bern «Passepartout» - LEBE für Moratorium
Links
Bildungsforschung u. Bildungsreformen
Fremdsprachenprojekt «Passepartout»
Sorge um Unterrichtsqualität - mehr Zeit für Frühfremdsprachenprojekt

Die Lehrmittel sind noch kaum getestet worden, die Weiterbildung läuft erst an und andere Projekte belasten die Schule schon heute stark - dies sind die Gründe, warum die Berufsverbände der Lehrerinnen und Lehrer der Kantone Bern, Baselland, Basel-Stadt, Solothurn und Oberwallis ein Moratorium bei der Einführung des Fremdsprachenkonzeptes "Passepartout" fordern.

In zwei Jahren sollen alle Schülerinnen und Schüler der dritten Klasse in den "Passepartout"Kantonen mit dem Französischunterricht beginnen. Zwei Jahre später sollen die Jugendlichen dann mit dem Englischunterricht starten.

Gegen die Vorverlegung des Starts der 1. Fremdsprache in die 3. Klasse und der zweiten in die 5. Klasse ist nichts einzuwenden. Die Berufsverbände der Lehrerinnen und Lehrer der Kantone Bern, Baselland, Basel-Stadt, Solothurn und Oberwallis stören sich aber am überhasteten Zeitplan. Die zwei verbleibenden Jahre reichen nicht für eine seriöse Schulung der Lehrpersonen und für die nötigen Testreihen der Lehrmittel in allen beteiligten Kantonen. Zudem ist die Schule in den meisten Kantonen bereits durch andere Reformprojekte stark belastet. Um die Lehrpersonen fachlich und methodischdidaktisch auf den Frühfremdsprachenunterricht vorzubereiten sind vorrangig zusätzliche zeitliche Ressourcen nötig.

Es ist zu beachten, dass im Kanton Bern rund zwei Drittel der zukünftigen Französisch- und Englischlehrpersonen der Primarstufe bisher kaum oder überhaupt keinen Fremdsprachenunterricht erteilt haben. Die Berufsverbände der fünf Kantone fordern in einem offenen Brief an die Erziehungsdirektionen und Bildungsdepartemente zusätzliche Zeit bei der Umsetzung des "Passepartout"-Projektes. Nur so kann die geforderte Unterrichtsqualität gewährleistet werden.

Offener Brief

An die kantonalen Erziehungsdirektionen der "Passepartoutkantone" (BE; BL; BS; SO und VS)

An die Projektleitung Passepartout

Die Berufsverbände der Lehrerschaft der Passepartoutkantone (BE;BL;BS; SO und VS) haben berechtigte Bedenken, was die Umsetzung des Projektes Passepartout betrifft. Sie orten ungelöste Probleme und offene Fragen und sind der Ansicht, dass das geplante Vorgehen eine erfolgreiche Umsetzung gefährdet.

Obschon die Ausgangslage in den Kantonen unterschiedlich ist, sind sich die unterzeichnenden Berufsverbände darüber einig, dass eine erfolgreiche Umsetzung des Projektes im vorgesehenen Zeitrahmen nicht möglich ist. Den Lehrpersonen muss mehr Zeit gegeben werden sich die notwendige Sprachkompetenz anzueignen. Nur so wird ein erfolgreicher Fremdsprachenunterricht erst gewährleistet. In 2 respektive 4 Jahren ist dies aber berufsbegleitend nicht möglich und noch weniger zumutbar.

Wir gehen davon aus, dass weder 2011 für Französisch noch 2013 für Englisch genügend Lehrpersonen über die notwendige Sprachkompetenz verfügen werden. Zudem fordern wir die vollständige übernahme der Kosten dieser Weiterbildung der Lehrpersonen durch den Arbeitgeber. Die Umsetzung des Projektes hat bedeutende Auswirkungen auf das Statut der Primarlehrpersonen.

Diese Auswirkungen sind noch nicht geklärt. Die Vielzahl der verschiedenen Profile wird unkoordiniert erweitert. Diese unterschiedlichen Lehrerprofile mit eingeschränkter Unterrichtsberechtigung verringern nicht nur die Arbeitsmöglichkeiten der Lehrpersonen, sie erschweren auch den Behörden die Anstellung einer passenden Lehrperson. Wird das Projekt in der vorgesehen Zeit durchgezogen, befürchten wir negative Auswirkungen auf den Fremdsprachenunterricht.

Durch die ungenügende Vorbereitung und die überstürzte Einführung werden auch die allgemeine Schulqualität und die Gesundheit der Lehrpersonen beeinträchtigt. Wir fordern darum dingend ein Verschieben der Fristen um mindestens 3 Jahre.

Die Präsidentinnen und Präsidenten der unterzeichnenden Lehrerverbände Lehrerinnen und Lehrer Bern
Lehrerinnen und Lehrerverein Baselland
Freiwillige Schulsynode Basel-Stadt
Verband Lehrerinnen und Lehrer Solothurn
Oberwalliser Lehrerinnen & Lehrer Organisation

Quelle: Text LEBE, Lehrerinnen und Lehrer Bern, Juni 2009


Kanton Bern: LEBE verlangt "Passepartout"-Moratorium

"Zuerst das Schiff fertig bauen, dann in See stechen." Unter dieses Motto könnte man die Forderung des Berufsverbandes LEBE stellen, das Frühfremdsprachenkonzept im Kanton Bern erst drei Jahre später umzusetzen. Der LEBE-Vorstand hat einstimmig entschieden, mit der entsprechenden Forderung an die Erziehungsdirektion zu gelangen.

Die Leitungskonferenz von LEBE verlangt von der Erziehungsdirektion, dass die Umsetzung des Frühfremdsprachenkonzeptes "Passepartout" um drei Jahre hinausgeschoben wird. Das Moratorium soll Zeit schaffen, damit die betroffenen Lehrpersonen vor Beginn des Französischunterrichts ab der 3. und des Englischunterrichts ab der 5. Klasse die nötigen, aber sehr zeitintensiven, Weiterbildungen absolvieren können. Angesichts der anspruchsvollen Umsetzung des Integrationsartikels und weiterer Reformen wäre es unseriös, jetzt auch schon mit "Passepartout" zu beginnen.

Zudem fragt sich LEBE, ob "Passepartout" in genügendem Ausmasse mit dem geplante Deutschschweizer Lehrplan 21 verzahnt ist. Vor der Einführung müsste eine hohe Akzeptanz des neuen Französischlehrmittels erreicht werden. Dies braucht eine gute Kommunikation, genügend Zeit, eingehende Erprobungen an bernischen Klassen und die Bereitschaft, das Lehrmittel bei Bedarf anzupassen.

LEBE macht sich grosse Sorgen um die Qualität der Schule und die Belastung der Lehrpersonen, wenn das Fremdsprachenkonzept bereits 2011 umgesetzt würde. Der Grundsatzentscheid, wonach der Französischunterricht ab der 3. und der Englischunterricht ab der 5. Klasse eingeführt werden soll, wird vom Verband nach wie vor unterstützt.

Quelle: Text LEBE, Lehrerinnen und Lehrer Bern, Februar 2009

Weitere Informationen
EDK HarmoS Harmonisierung der oblig. Schule
Qualitätsmanagement - Qualitätskontrolle - Bildungsstandards
Aargau Studie zu Arbeitsbedingungen, und Belastungen 2008
Bern Arbeitsbedingungen der Berner Lehrkräfte 2008
Lehrberuf Berufsattraktivität Zürich Neuer Berufsauftrag 2008
Burn out ist keine Viruskrankheit
Lohnentwicklungen Schweiz
Links
Externe Links
Lehrplan CH
Information Dokumentation Erziehung Schweiz
EDK Schweiz
Erziehungsdirektoren-Konferenz
Projekt Lehrplan für die Volksschule
EDK Sprachenportfolio
Schweizer Sprachenportfolio
Erziehungsdirektion des Kantons Bern
Verband Schweizer Lehrerinnen und Lehrer LCH
top
vorangehende Seite