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Bericht Naturgefahren Schweiz 2016
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Gletscher: Risikomanagement
51 gefährliche Gletscher im Wallis

Im Wallis sind 51 Gletscher durch das Europäische Forschungsprojekt Glaciorisk als gefährlich klassiert worden. Bislang werden nur 8 Gletscher regelmässig kontrolliert. 29 Gletscher könnten in den nächsten 10 bis 20 Jahren Schäden an Siedlungen, Verkehrswegen, Tourismus-Anlagen oder Kraftwerken anrichten, teilte die kantonale Dienststelle Naturgefahren mit. Gefahren seien u.a. Eislawinen oder der Ausbruch von Gletscherseen, so ETH-Glaziologe Matthias Wegmann. Der Klimawandel verschärfe die Lage. Als Massnahmen seien Überwachung und Notfallplanung wirksamer als Schutzdämme.

Risikomanagement glaziologischer Gefahren
Ansprache von Professor Martin Funk, Glaziologe und Leiter der Versuchsanstalt für Wasserbau, Hydrologie bei der ETH in Zürich

Die finanziellen Mittel für den Schutz vor Naturgefahren sind knapp. Deshalb kann es in Zukunft bei der Planung der Sicherheit vor Naturgefahren nicht mehr in erster Linie darum gehen, wie wir uns vor Naturgefahren schützen können, sondern welche Sicherheit zu welchem Preis erhältlich ist, respektive sein soll. Dahinter steckt die Vision eines nachhaltigen Risikomanagements, welches dank transparenten und nachvollziehbaren Regeln eine ausgewogene Sicherheit für das Gesamtsystem erlaubt.

Im Rahmen des Europäischen Forschungsprojektes GLACIORISK (2001 - 2003) wurde ein neues Verfahren für das Risikomanagement am Beispiel der Gletschergefahren entwickelt und im Kanton Wallis flächendeckend eingesetzt. Von Gletschern können verschiedene Gefahrenarten ausgehen. Kritische Situationen entstehen durch Gletscherveränderungen, die zu gefährlichen Eislawinen oder zum Ausbruch von Gletscherseen führen können. Die unterschiedlichen Gletschergefahren können sich gegenseitig verstärken und in Kombination mit weiteren Gefahrenarten (z.B. Murgänge), zu katastrophalen Schäden führen. Angesichts der gegenwärtigen Klimaänderung und dem schnellen Rückzug der Gletscher kann sich die Gefährdungssituation schnell verändern. Aus diesem Grund ist ein flexibles, jedoch stabiles Verfahren für das Risikomanagement erforderlich.

Schweizer Partner im Forschungsprojekt GACIORISK sind die Versuchsanstalt für Wasserbau, Hydrologie und Glaziologie (VAW) der ETH Zürich sowie der Kanton Wallis. Der Kanton Wallis hat die Firma Ernst Basler + Partner AG (Zollikon) beauftrag, in Zusammenarbeit mit der VAW ein geeignetes Verfahren für das Risikomanagement zu konzipieren und an den im Kanton Wallis identifizierten, ca. 30 als mittelfristig gefährlich beurteilten Gletschern anzuwenden (vgl. Inventar der gefährlichen Gletscher in der Schweiz).

Auf der Basis dieser Risikoübersicht wurde für die zehn Gletscher mit den grössten Risiken eine Massnahmenplanung durchgeführt. Für diese zehn Gletscher wurden verschiedene Sicherheitsmassnahmen betrachtet und ihre Kostenwirksamkeit bestimmt. Dabei werden die jährlichen Kosten (Betrieb, Unterhalt, Abschreibung von Investitionen) in Relation zur Risikoreduktion gesetzt. Je kleiner ein Kostenwirksamkeitsverhältnis desto geeigneter ist die entsprechende Massnahme. So bedeutet ein Kostenwirksamkeitsverhältnis von 0.5, dass sich pro investierten Franken das Risiko um zwei Franken reduzieren würde.

Das Ausgangsrisiko der zehn betrachteten Gletscher, beträgt 4.4 Mio. Fr. / Jahr. In der folgenden Abbildung wird die Reduktion dieses Ausgangsrisikos als Funktion der kumulierten Massnahmenkosten dargestellt. Aus dieser Darstellung erkennt man, dass je mehr Massnahmen realisiert werden, desto weniger wird Risiko kostenwirksam reduziert. Würden alle elf dargestellten Massnahmen realisiert, hätte das Massnahmenpaket eine Kostenwirksamkeit von 0.3. Allerdings ist dabei zu beachten, dass die beiden letzten Massnahmen eine Kostenwirksamkeit von 1.3 resp. 9.2 aufweisen und deshalb nicht zur Realisierung empfohlen werden können.

Diese Massnahmenbeurteilung hat gezeigt, dass Gletscherrisiken ohne grossen Aufwand effizient reduziert werden können. Als kostengünstige, sehr wirksame Massnahme hat sich die Kombination aus überwachung, Alarmierung und Notfallplanung herausgestellt. Die Kosten für bauliche Massnahmen wie beispielsweise die Konstruktion von Schutzdämmen, stehen meistens in einem schlechten Verhältnis zur Risikoreduktion.

Das oben beschriebene Verfahren für das Risikomanagement von Gletschergefahren kann auf analoge Weise bei anderen Naturgefahren in anderen Regionen und Ländern.

Quelle: Text Kanton Wallis, Medienkonferenz, Walliser Gletscher: Entwicklung und Risiken, 25. November 2003

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