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Gletscherschutz wird konkreter

Anfangs Juni 2019 reichte die Hochschule für Technik und Wirtschaft HTW Chur bei der Schweizerischen Agentur für Innovationsförderung (Innosuisse) ein spektakuläres Projekt ein. Unter der Leitung von Dr. Felix Keller (Academia Engiadina Samedan und HTW Chur) zusammen mit zusätzlichen Forschungs- und Industriepartnern verfolgt das Technologie-Entwicklungsprojekt «Bodenunabhängiges Beschneiungssystem» die Gletscherrettungsidee. Das Projekt in Höhe von 2,5 Millionen Franken und einer Dauer von 30 Monaten wurde nun bewilligt. Innosuisse übernimmt dabei die Hälfte der Kosten.

Wenn man das massenweise im Sommer anfallende Schmelzwasser des Gletschers möglichst hoch oben sammeln, im Winter in Form von Schnee wieder recyceln und so dem Gletscher zurückgeben würde, könnte das Gletscherschmelzen verzögert werden - der Begriff «Schmelzwasser-Recycling» entstand.

Was passiert also, wenn man Gletscher mit Schnee abdeckt?

Das war eine zentrale Frage, die sich der Glaziologe Felix Keller an der Academia Engiadina in Samedan zusammen mit Johannes Oerlemans von der Universität Utrecht (NL) im Auftrag der Gemeinde Pontresina seit 2015 stellte. Es folgten zahlreiche Studien und Feldversuche auf den Oberengadiner Gletschern und eine Machbarkeitsstudie wurde durchgeführt. Als Grundlage dieser diente die weltweit längste Energiebilanz-Messreihe auf einer Gletscherzunge, welche vom Team von Johannes Oerlemans auf dem Morteratschgletscher gemessen wurde. Zudem liegen aus dem Schweizerischen Gletschermessnetz Längenmessungen seit 1878 vor. Es konnte rechnerisch dargelegt werden, dass unter den heutigen Bedingungen sogar ein Gletscherwachstum in 10 Jahren möglich sei, wenn man 10% der Gletscherfläche mit Schnee ganzjährig abdecken würde.

Schneeerzeugung ohne elektrische Energie

Für das lokale Beschneien eines Gletschers sind verschiedene Aspekte zu berücksichtigen. Die Installation herkömmlicher Schneilanzen ist aufgrund der Bodenbeschaffenheit (Permafrost- und Gletschergebiete) nicht möglich. Zudem sollte möglichst keine elektrische Energie für den Wassertransport und die Schneeerzeugung notwendig sein und es muss genug Schmelzwasser vorhanden sein. Die Idee eines bodenunabhängigen Beschneiungssystems entstand. Dabei werden neu zu entwickelnde Beschneiungsseile mit Schneeerzeugern über den Gletscher angebracht. Die Schweizer Firma Bartholet Maschinenbau AG ist auf dem Weltmarkt führender Hersteller von Seilbahnsystemen. Die Firma Bächler Top Track AG hat zudem ein Patent auf das «Nessy» System, dass eine stromfreie Schneeproduktion möglich macht. Beide Industriepartner hat Felix Keller zusammengebracht und für die Idee begeistern können. Das Institut für Bauen im alpinen Raum (IBAR) der Hochschule für Technik und Wirtschaft HTW Chur bringt seine Forschungskompetenzen unter anderem aus der Erfahrung aus dem See-Eisprojekt im Engadin ein. Weitere Forschungspartner sind die Hochschule Luzern, die Interstaatliche Hochschule für Technik Buchs und St. Gallen (NTB) und die Fachhochschule Nordwestschweiz.

Weltweite Märkte warten auf Innovation

Potentielle Kunden für ein solches bodenunabhängiges Beschneiungssystem finden sich in Regionen Europas, Zentralasiens sowie in den Anden. In vielen Regionen hängt die Existenz vom Schmelzwasser nahegelegener Gletscher ab. Das Verschwinden der Gletscher bedroht das Überleben der dort lebenden Menschen. Gemäss einer kürzlich erschienenen Studie des Glaziologen Hamish D. Pritchard im Wissenschaftsmagazin «Nature» sind in wenigen Jahrzehnten bis zu 221 Millionen Menschen im Himalayagebiet von einer knappen Trinkwasserversorgung direkt betroffen. Mit dem Abdecken der dortigen Gletscher mit Schnee könnte das Schmelzen stark verzögert werden. «Eine Verzögerung von bis zu 50 Jahren könnte dort möglich sein», so Keller. Weitere Regionen mit touristischen Hintergründen würden Interesse zeigen. Vermehrt müssen in Skigebieten Zonen mit Permafrost und Gletschereis beschneit werden um den Skibetrieb zu gewährleisten.

«Das ist ein Meilenstein für unsere Arbeit. Alle Studien und Forschungen sind fast wertlos, wenn wir diese nicht technisch umsetzen können», sagt Keller zum positiven Entscheid von Innosuisse.

Das Pilotprojekt startet in den kommenden Wochen im Oberengadin und wird 30 Monate durchgeführt.

Hochschule für Technik und Wirtschaft HTW Chur

Die Hochschule für Technik und Wirtschaft HTW Chur ist eine innovative und unternehmerische Fachhochschule mit über 2'000 Studierenden. Sie bildet verantwortungsvolle Fach- und Führungskräfte aus. Als regional verankerte Fachhochschule überzeugt die HTW Chur mit ihrer persönlichen Atmosphäre über die Kantons- und Landesgrenze hinaus.

Die HTW Chur bietet Bachelor-, Master- und Weiterbildungsangebote in Architektur, Bauingenieurwesen, Digital Science, Management, Multimedia Production, Photonics, Technik sowie Tourismus an. In diesen Disziplinen betreibt sie auch angewandten Forschung und trägt mit dieser zu Innovationen, Wissen und Lösungen für die Gesellschaft bei. Die institutionelle Akkreditierung nach HFKG und die Labels «Recognised for Excellence» mit vier Sternen im EFQM-Modell sowie ISO 9001 und ISO 29990 bilden eine wichtige Basis der ganzheitlichen Entwicklung der Fachhochschule.

Die Fachhochschule aus Graubünden ist seit dem Jahr 2000 Teil der FHO Fachhochschule Ostschweiz. Mit der vom Bundesrat gesprochenen Beitragsberechtigung wird die HTW Chur per 1. Januar 2020 die 8. öffentlich-rechtliche Fachhochschule der Schweiz sein. Bereits 1963 begann ihre Geschichte mit der Gründung des Abendtechnikums Chur.

Quelle: Text Hochschule für Technik und Wirtschaft HTW Chur , 17. Juli 2019
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