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Schulreformen im Kanton Aargau
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Schulreformen im Aargau
Schulleitung: Eine Studie aus dem Kanton Bern
Aus- und Fortbildung der Schulleiterinnen und Schulleiter (AFS): Erkenntnisse
Bildungsforschung u. Bildungsreformen
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Schulleitungen: Eine Studie aus dem Kanton Bern
Sich in einer Schulleitung engagieren, ist eine der raren Aufstiegsmöglichkeiten für Lehrerinnen und Lehrer. Der Job ist kein Honiglecken. Doch trotz hoher Belastung sind die meisten Leitungspersonen grundsätzlich zufrieden, wie eine Studie zeigt.

Die Aus- und Fortbildung der Schulleiterinnen und Schulleiter (AFS) ist durch eine externe Stelle evaluiert worden. Die umfassende Untersuchung zeigt, dass an geleiteten Schulen hohe Berufszufriedenheit, echte Partizipation und klare Führung vorherrschen.

Die Rolle der Schulleitung wird von den meisten Lehrkräften als unterstützend, initiativ und vorausschauend beschrieben. Die Lehrerinnen und Lehrer können sich besser auf das Unterrichten und dessen Vor- und Nachbereitung konzentrieren. Auch die Schulleiterinnen und Schulleiter begrüssen ihre neu definierte Verantwortung, umso mehr, als sie ja eine Doppelrolle haben: Leitung und Lehrkraft.

Klare Führung ermöglicht echte Partizipation des Lehrkräfte-Teams
Die Befragung zeigt deutlich: Wenn die Lehrkräfte wissen, was man als Kollegium will, können sie sich an der Umsetzung der Ziele aktiv beteiligen. Gleichzeitig akzeptieren sie, dass einmal entschieden werden muss.

Gleichzeitig akzeptieren sie, dass einmal entschieden werden muss Eine geleitete Schule fördert die Berufszufriedenheit der Lehrpersonen
Eine breit angelegte Befragung zur Berufszufriedenheit von Deutschschweizer Lehrpersonen im Dezember 2001 zeigt, dass die Werte der Berner Lehrkräfte gemessen am schweizerischen Mittel hoch sind.

Bei drei Aspekten äussern sich die Berner Lehrpersonen am zufriedensten im Deutschschweizer Vergleich:

Mitspracherecht bei schulischen Entscheidungen
Kooperation mit ausserschulischen Einrichtungen

bzw. fast am zufriedensten:

Kooperation im Kollegium.

Auch die folgenden Aspekte, die von den Berner Lehrkräften überdurchschnittlich bewertet werden, stehen in engem Zusammenhang mit der Schulleitung:

Führungsstil der Schulleitung
Arbeitsklima an der Schule
Stundenplangestaltung
Anregung durch Weiterbildung

Der externe Evaluator Charles Landert deutet diese Ergebnisse so: In den Berner Schulen haben viele Schulleiterinnen und Schulleiter die AFS absolviert, und das hat tatsächlich die erwünschten Wirkungen hervorgebracht. In einem Punkt ist die Evaluation an eine klare Grenze gestossen:

Unterrichtsqualität und Lernergebnisse sind noch kaum ein Thema

Die vertiefte Untersuchung der Frage, wie geleitete Schulen die Qualität des Unterrichts und den Lernerfolg beeinflussen, ergab noch wenige Hinweise auf konkrete Auswirkungen. Das lässt sich so erklären: In den Schulen wurde die Energie zunächst vor allem auf die Einrichtung einer kohärenten Organisation verwendet. Im Zentrum der Anstrengungen stand zudem die gute Zusammenarbeit im Team.

Gespräch mit Elisabeth Fröhlich und Hermann Kündig, Ausbildungsleitung AFS, und Rolf Gschwend, Leiter Kaderbildung ZS LLFB, über die Evaluation der Aus- und Fortbildung der Schulleiterinnen und Schulleiter.

Wie stellen Sie mit einem 15-tägigen Aus- und Fortbildungskurs sicher, dass Lehrpersonen in die schwierige Vorgesetztenrolle des Schulleiters schlüpfen und diese Aufgaben dann mit Bravour lösen können?

Fröhlich: Der Grundkurs von AFS ist nur ein Teil der ganzen Ausbildung, die gesamthaft über 40 Tage dauert. Der Grundkurs gibt den Anstoss, ein Führungsverständnis zu entwickeln. Vertieft werden darin Aspekte der Führung, Qualität, Planung und Evaluation sowie der Personalentwicklung. Im Rahmen von AFS führen wir ein ganzes Programm von Vertiefungskursen zu unterschiedlichen Führungsthemen.

Kündig: Die zweite Kurswoche mündet darin, dass die Teilnehmenden ein Qualitätsentwicklungsprojekt planen, das sie dann an ihrer Schule durchführen können. Dieses hat Ernstfallcharakter. Anwendung und Reflexion über die Steuerung eines Planungsprozesses werden geübt. Deshalb müssen alle Teilnehmenden bereits ein Schulleitungsamt ausüben.

Ein Grundpfeiler von AFS ist das Schulleitungsverständnis. Demzufolge übernimmt die Schulleiterin oder der Schulleiter einen Führungsauftrag und die Lehrpersonen werden zu Untergebenen. Dies erinnert sehr an das Management einer Firma mit verschiedenen Mitarbeiterinnnen und Mitarbeitern.

Kündig: Im Unterschied zu einer Firma produziert die Schule geistige Inhalte. Dies setzt voraus, dass die Mitarbeitenden die Grundlagen für den Unterricht selbstständig legen und pädagogisch begründen können, was sie im Unterricht machen. Und dies auch auf psychologischer Ebene, indem sie den Unterricht selbst steuern und führen und ein hohes Arbeitsethos haben. Daraus wird klar, dass die Steuerungsaufgaben anders gelagert sind als in Produktionsbetrieben. Die Qualitätsentwicklung beispielsweise erbringen die Lehrerinnen und Lehrer miteinander, indem die gemeinsamen Vereinbarungen eingehalten und überprüft werden. Die Schulleitung nimmt in dieser Zusammenarbeit eine Steuerungsaufgabe wahr.

Aus- und Fortbildung der Schulleiterinnen und Schulleiter (AFS): Erkenntnisse

Fröhlich: Dennoch: Lehrerinnen und Lehrer sind Mitarbeitende, die in ihrer Kerntätigkeit Unterrichten eine hohe Autonomie brauchen. Ihre Aufgabe gleicht auf der einen Seite dem des Designers in einem Architekturbüro, welcher etwas selbstständig mit einem hohen Freiheitsgrad entwickelt. Auf der andern Seite sind sie Mitarbeitende einer Organisation. Wenn es in einer Schule nur Professionals gibt und nichts, das sie zusammenhält, dann fällt diese auseinander.

Eine wichtige Erkenntnis der Evaluation ist, dass Lehrpersonen an geleiteten Schulen eine höhere Berufszufriedenheit aufweisen. Nicht untersucht wurde, ob dieser Erfolg auch gegen aussen, d. h. gegenüber den Eltern sichtbar wird. Wie schätzen Sie diese Wirkung ein?

Fröhlich: Schulleitungen sind gefordert, eine offene Informationspraxis gegenüber den Eltern zu pflegen. Bestehende Defizite in der Information sind vielerorts von den Schulleitungen erkannt und behoben worden. Dies zeigen Umfragen von Schulleitungen zum Thema. Wenn eine Schulleitung ihre Funktion voll ausfüllt, dann sind oft auch die Eltern zufrieden. Sie finden in der Schulleiterin oder im Schulleiter einen direkten Ansprechpartner, der Verantwortung für die Leistungen der Schule übernimmt. Der Kern der Schulleitungstätigkeit ist die Steuerung der Qualitätsentwicklung. Diese fragt danach, welche Bedürfnisse die wichtigen Ansprechgruppen haben und orientiert sich daran. Die Schule wird für die Kinder und deren Eltern gemacht - das ist die Grundphilosophie.

Die Evaluation hat auch Schwächen ans Tageslicht gebracht. Wie interpretieren Sie den Nachholbedarf bei der Sicherung der Unterrichtsqualität und der Lernergebnisse?

Kündig: Wir sehen dies nicht als eine Schwäche von AFS an. Die Schulentwicklung ist ein zentrales Ausbildungsthema, es kann jedoch in der Praxis Schwierigkeiten geben. Letztlich ist es hier, wo die Schule sich als Organismus zu verstehen beginnt. Hier öffnet sich die Schulzimmertüre wirklich zu einem fachlichen Diskurs unter Kolleginnen und Kollegen sowie zur Evaluation durch die Schulleitung.

Fröhlich: In vielen Schulen bestand ein sehr grosser Nachholbedarf im organisatorischen Bereich: Es galt vorerst Abläufe einzurichten und zu definieren, was Führung ist. In einer ersten Stufe der Entwicklung hat dies Priorität. Für einige Schulen sind zudem wirklich Grenzen gesetzt, da sie auf Grund der geringen Schulleiter-Entlastung nicht über die notwendigen Kapazitäten verfügen. Generell sind die Schulleitenden motiviert dazu, die Thematik Schulentwicklung aufzugreifen, doch die Gründe liegen in den Rahmenbedingungen.

Welche Konsequenzen ziehen Sie aus den Evaluationsergebnissen?

Fröhlich: Die langfristige Planung der Schulentwicklung und der Qualitätsentwicklung im Bereich Unterricht müssen wir mehr gewichten. Zudem ist es augenscheinlich, dass Schulleiterinnen und Schulleiter wegen den angesprochenen Rahmenbedingungen in Schwierigkeiten geraten und sich als Folge davon zurückziehen. Wir möchten das Coaching für Schulleitungen forcieren.

Kündig: Die Schulleitung ist auf ein gutes Zusammenspiel mit der Schulkommission angewiesen. Das Selbstverständnis der Schulleitung (operativer Bereich) und der Schulkommission (strategischer Bereich) wollen wir nun in übereinstimmung bringen. Deshalb haben wir ein Angebot für beide Führungsebenen konzipiert.

Was wird sich konkret am AFS ändern, wenn die Zentralstelle für Lehrerinnen- und Lehrerfortbildung zu einem Institut der Pädagogischen Hochschule wird?

Gschwend: Die neue Pädagogische Hochschule kümmert sich unter anderem um die Grundausbildung, die Berufseinführung und um die Lehrerinnen- und Lehrerweiterbildung. Die Zentralstelle für Lehrerinnen- und Lehrerfortbildung hat vom Erziehungsdirektor einen Projektauftrag erhalten; sie wird ein Konzept zur Errichtung eines Instituts für Weiterbildung und Beratung (Arbeitstitel des Projektes) ausarbeiten. Das Institut wird in die neue Pädagogische Hochschule integriert. Die Aus- und Fortbildung der Schulleiterinnen und Schulleiter wird am neuen Institut als Nachdiplomkurs angeboten. Dabei ist es unser Ziel, aus der vorliegenden Evaluation, aus den Erfahrungen der Aus- und Fortbildung für Schulleiterinnen und Schulleiter und aufgrund einer stärkeren Vernetzung mit anderen Weiterbildungsangeboten Folgerungen für die Gestaltung des Nachdiplomkurses zu ziehen. Die strategischen und operativen Führungsaufgaben, das Qualitätsmanagement, die Personal- und Unterrichtsentwicklung sollen besonders berücksichtigt werden.

Quelle: Erziehungsdirektion des Kantons Bern - Newsletter

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Externe Links
VSLCH
Vereinigung
der Schweizerischen Schulleiter
Kanton Bern : Erziehungsdirektion - Schulen
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