15. Oktober 2009
Er stützt sich dabei auf das bewährte, bestehende System von Kindergarten und dreigliedriger Oberstufe mit Real-, Sekundar- und Bezirksschule. Regierungsrätin Susanne Hochuli und Regierungsrat Alex Hürzeler erläuterten anlässlich einer Medienkonferenz die vom Regierungsrat geplanten Schritte zur Stärkung der Volksschule und der Familien. Einerseits habe der starke Wandel in Wirtschaft und Gesellschaft Auswirkungen auf die Volksschule und den Familienalltag. Darauf wolle der Regierungsrat reagieren. Andererseits gebe es auch dadurch einen Handlungsbedarf, dass die Aargauer Stimmberechtigten mit deutlichem Mehr den Bildungsrahmenartikeln in der Bundesverfassung 2006 zugestimmt haben. Zudem sind zwei Initiativen hängig: die Initiative "Schule und Familie", welche die Einführung von Tagesstrukturen fordert und die SVP-Initiative für die Stärkung der Schule Aargau. Einführung von Tagesstrukturen Der Regierungsrat plant konkrete Massnahmen zur Stärkung der Familien. Er hat dem Departement Gesundheit und Soziales (DGS) den Auftrag erteilt, auf der Basis des Sozialhilfe- und Präventionsgesetzes ein Normkonzept für die Einführung von bedarfsgerechten Tagesstrukturen zu erarbeiten, wie Regierungsrätin Susanne Hochuli darlegte. Nach dem Willen des Regierungsrats sollen die Tagesstrukturen im Interesse der Familien und Kinder zügig ab dem Schuljahr 2012/13 eingeführt werden. Dies vor dem Hintergrund, dass Tagesstrukturen zum einen ein bildungspolitisches Erfordernis sind, gleichzeitig aber auch gesellschafts-, sozial-, gleichstellungs- und wirtschaftspolitisch relevant sind. Zwei Jahre Kindergarten für alle Regierungsrat Alex Hürzeler führte aus, dass die Entwicklungsunterschiede der Kinder bei der Einschulung heute sehr gross seien. Dem Kindergarten solle deshalb besondere Beachtung geschenkt werden. Er soll in der heutigen Form erhalten bleiben, jedoch in der Regel für alle Kinder während zwei Jahren verbindlich sein. Von diesem Grundsatz kann auf Wunsch der Eltern unbürokratisch abgewichen werden. Damit wird eine Entwicklung gestärkt, die in der Praxis bereits stattgefunden hat. Bereits heute besuchen 95 Prozent der Aargauer Kinder den zweijährigen Kindergarten. Vor allem ermöglicht das Obligatorium aber, dass alle Kinder gute Voraussetzungen für einen erfolgreichen Schuleinstieg haben. Zudem erhält der Kindergarten dadurch die gleichen Ressourcen wie die Primarschule, zum Beispiel im Rahmen von Zusatzlektionen oder heilpädagogischer Unterstützung. Ausserdem soll die Möglichkeit von ersten Kontakten mit Kulturtechniken bestehen. Der Übergang in die Primarschule und die Dauer des Kindergartens sollen flexibel erfolgen. So können besonders aufgeweckte Kinder bereits ein Jahr früher übertreten. Von 5/4 zu 6/3 Die Bildungsrahmenartikel der Bundesverfassung haben zum Ziel, einen "Bildungsraum Schweiz" zu formen. Dafür sollen das Schuleintrittsalter, die Erfüllung der Schulpflicht, Dauer und Bildungsziele der Primar- und der Oberstufe und die Übergänge zwischen den Schulstufen einheitlich sein. Das Aargauer Schulsystem mit fünf Jahren Primarschule und vier Jahren Oberstufe erfüllt diese Anforderungen nicht. Die Primarschule soll deshalb um ein Jahr verlängert werden, die Oberstufe um eines verkürzt. Beide Systeme 5/4 und 6/3 haben pädagogische Vor- und Nachteile. Massgeblich ist, dass sich der Aargau damit der grossen Mehrheit der Kantone angleicht, die das System 6/3 seit Jahren kennen. Zusätzlich können Primarschulen in kleinen Gemeinden eher erhalten und etwas kostengünstiger geführt werden. Die Oberstufe soll weiterhin in den drei Schultypen Real-, Sekundar- und Bezirksschule geführt werden, in Gemeinden ohne integrative Schulung zusätzlich mit Kleinklassen. Auch Werk- und Berufswahljahr werden weitergeführt. Zusatzlektionen für belastete Schulen und temporäre Unterstützung für Lehrpersonen Schulen mit durchschnittlicher und übermässiger sozialer Belastung sollen Zusatzlektionen erhalten. Mindestens zur Hälfte sollen diese für Teamteaching eingesetzt werden. Über die weitere Verwendung entscheidet die Schule vor Ort. Real- und Sekundarlehrpersonen mit besonders schwierigen Klassen sollen neu dank einer temporären Unterstützung durch eine qualifizierte Person entlastet werden können. Mit diesen Massnahmen werden die Sekundar- und insbesondere die Realschule gestärkt, wie es auch die SVP-Initiative "Für die Stärkung der Schule Aargau!" fordert. Die Vernehmlassung zur Stärkung des Kindergartens und der Volksschule ist für den Sommer 2010 geplant, die Beschlussfassung des Grossen Rats ist für den Herbst 2011 vorgesehen. Attraktivität des Lehrberufs erhöhen Neben den erwähnten Zusatzlektionen sowie den temporären Entlastungen sollen weitere Massnahmen die Attraktivität des Lehrberufs erhöhen. Dazu gehören insbesondere die Überprüfung des Berufsauftrags und der Löhne. Mit verschiedenen Massnahmen wird somit auch auf die Studie zur Arbeitssituation der Lehrpersonen reagiert und die Wettbewerbsfähigkeit des Kantons Aargau auf dem Lehrpersonenmarkt gestärkt.
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