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Wie ein Tornado entsteht

Tornados, welche im August 2008 im nordfranzösischen Hautmont gewütet haben, gehören weltweit zu den folgenreichsten Wettergefahren. Immer wieder sind wie jetzt in Frankreich Opfer zu beklagen und entstehen grosse Sachschäden.

In den vergangenen Jahren haben auch in Deutschland Tornados für Schlagzeilen gesorgt. Dramatische Fälle wie im Sommer 2004 in Micheln oder im März 2006 in Hamburg schufen in der Öffentlichkeit ein Bewusstsein für die Gefahren dieser Unwetter.

Am 4. August 2008 gab es in Birkenau in Südhessen (Deutschland) Wetterschäden, die möglicherweise einem Tornado zugeordnet werden können. Um Menschenleben zu retten und Schäden zu vermindern weist der Deutsche Wetterdienst (DWD) in seinem Warnmanagement frühzeitig auch auf Tornadorisiken hin. "Tornados treten vor allem in der sommerlichen Gewittersaison auf. Sie sind sehr kleinräumig und haben oft nur eine Lebensdauer von wenigen Minuten. Deshalb sind grundsätzlich keine exakten Warnungen vor Tornados möglich", so Andreas Friedrich, Tornadobeauftragter des nationalen Wetterdienstes.

Ein Tornado ist mit einer horizontalen Ausdehnung von meist wenigen hundert Metern so klein, dass er weder vom Wetterradar noch von Satelliten erkannt werden kann. Auch die engmaschigsten Wettervorhersagemodelle mit einer Auflösung von zwei bis drei Kilometern - wie sie der DWD nutzt - können Tornados nicht vorhersagen. Deshalb versuchen die Meteorologen den Tornados indirekt auf die Spur zu kommen. Friedrich: "Mit unseren ganz Deutschland abdeckenden Wetterradars versuchen wir die als Auslöser von Tornados bekannten rotierenden Gewitterwolken zu erfassen. Uns liegen alle fünf Minuten aktuelle Radarbilder für ganz Deutschland vor."

Warnhinweise auf Tornadorisiken bis zu 18 Stunden im Voraus

Prognostizieren die Wettervorhersagen für Tornados typische Gewitterwolken und Windverhältnisse, verbreitet der DWD in seinen regionalen Warnlageberichten Hinweise auf Tornadorisiken. Gewarnt wird maximal 18 Stunden im Voraus. Die Berichte können im Internetangebot des DWD unter www.dwd.de/warnungen abgerufen werden.

Um vor unmittelbar drohenden Tornados warnen zu können, reichen Radarinformationen nicht aus. Entscheidend sind direkte Beobachtungen von dünnen, rotierenden Wolkenschläuchen, die noch nicht den Erdboden erreicht haben, oder von ausgebildeten Tornados. Denn sind bei Gewittern solche Erscheinungen bereits aufgetreten, besteht in den folgenden 15 bis 60 Minuten höchste Tornadogefahr.

Liegt dem DWD eine Augenbeobachtung rechtzeitig vor und wird eine rotierende Gewitterwolke durch das aktuelle Radarbild bestätigt, gibt der DWD sofort eine Unwetterwarnung mit Hinweis auf aktuelle Tornadogefahr heraus. Dies erfolgte zum Beispiel vergangenen Freitag für die Region Bamberg aufgrund einer Augenbeobachtung und des Radarbilds. Die Warnung geht direkt an die Katastrophenschutzbehörden und die Medien. Gewarnt wird für einzelne Landkreise. Friedrich: "Wenn unsere Warnung vor Ort sofort weitergegeben wird, können gefährdete Gebiete noch rechtzeitig alarmiert und Leben gerettet werden - obwohl oft nur wenige Minuten zum Handeln bleiben."

Angesichts der grossen Bedeutung von Augenbeobachtungen für die Warnung vor Tornados arbeitet der DWD eng mit dem Verein Skywarn Deutschland e.V. zusammen. Dessen geschulte 'Sturmjäger' geben ihre Unwetterbeobachtungen per Handy an den DWD weiter. Auch die Polizei, Feuerwehren sowie Rettungs- und Hilfsorganisationen unterstützen als Unwettermelder den DWD. Alle Bürger können ihre Unwetterbeobachtungen unter www.dwd.de/unwettermeldung in einen Meldebogen eintragen und an den DWD senden. Sie liegen dann sofort bei den Meteorologen zur Auswertung auf dem Tisch.

Rotierende Gewitterwolken können Tornados erzeugen

Obwohl Meteorologen seit Jahrzehnten Tornados erforschen, ist immer noch nicht eindeutig geklärt, wie sie entstehen.

Eine bekannte Voraussetzung für die Entstehung starker Tornados sind seltene, um eine vertikale Achse rotierende Gewitterwolken. Diese sogenannten Superzellen haben einen Durchmesser von 20 bis 30 Kilometern. Hinzu kommen muss eine bodennahe Wolkenuntergrenze der Superzelle sowie eine Zunahme der Windgeschwindigkeit und eine änderung der Windrichtung vom Boden bis in etwa sechs Kilometer Höhe. Erst dann herrschen geeignete Voraussetzungen für die Entstehung von Tornados.

Allerdings erzeugen höchstens zehn Prozent aller Superzellen Tornados. Sehr kurzlebige und meist deutlich schwächere Tornados treten in Deutschland auch unabhängig von Superzellen auf. Durch starke änderungen der Windgeschwindigkeit und der Windrichtung bis in etwa ein Kilometer Höhe können sich solche Tornados auch unter normalen Schauerwolken bilden.

Schwächere Tornados, die nur geringere Schäden verursachen, bleiben in vielen Fällen heute noch unentdeckt. Der DWD schätzt, dass in Deutschland mehrere Dutzend Fälle pro Jahr auftreten. Stärkere Tornados mit grosser Zerstörungskraft sind in Deutschland selten. Im Mittel rechnen die Meteorologen mit etwa zehn Fällen im Jahr. Ob die Zahl der Tornados in Deutschland zugenommen hat, ist laut DWD aufgrund der Dunkelziffern in der Vergangenheit nicht nachweisbar.

Die Zukunftsszenarien der Klimaforscher weisen darauf hin, dass es in Deutschland bis zum Jahr 2050 im Sommer zunehmend längere Trocken- oder Hitzeperioden geben könnte - häufig unterbrochen durch heftige Kaltlufteinbrüche mit schweren Unwettern. Friedrich: "Diese Szenarien sprechen nicht generell für eine Zunahme von Tornados in Deutschland, da lange Trockenperioden das Tornadorisiko mindern. Kommt es allerdings im Sommer zu immer heftigeren Gewittern, wächst das Risiko sehr zerstörerischer Tornados."

Quelle: Text Deutscher Wetterdienst DWD , August 2008
Weitere Informationen
Entstehung eines Tornados
Extremereignis 2006 "Tornados im Mittleren Westen der USA"
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