Von 1925 bis 1927 ging das erste deutsche Forschungsschiff METEOR auf grosse Expedition im Atlantik. Die Ergebnisse liefern Klimaforschern bis heute einen wahren Schatz an Messdaten. Der Ozeanograph Viktor Gouretski hat die Messungen mit seinen Kollegen vom Hamburger Max-Planck-Institut für Meteorologie, Dr. Johann Jungclaus und Dr. Helmuth Haak, jetzt erstmals vollständig ausgewertet und mit modernen hydrografischen Daten verglichen. Fazit: Der historische Datensatz bestätigt einen deutlichen Erwärmungstrend im Atlantik. Dieser deckt sich mit den Ergebnissen der Computersimulationen am Max-Planck-Institut für Meteorologie in Hamburg. "Die Wissenschaftler haben damals sehr gute und präzise Arbeit geleistet. Ihre Daten sind ausserordentlich wertvoll, um unsere aktuellen Klimamodelle zu überprüfen", sagt Gouretski. Mithilfe der METEOR-Daten konnten die Hamburger Forscher die Temperaturänderungen genau quantifizieren. Seit der Expedition hat sich die Oberfläche des atlantischen Ozeans um knapp ein Grad Celsius erwärmt. Insgesamt ist das Wasservolumen des Atlantiks um 0,12 Grad wärmer geworden. "Diese Zahl mag klein erscheinen. Da dies aber ein riesiges Volumen betrifft, ist die Wärmemenge im atlantischen Ozean in den letzten 88 Jahren insgesamt stark gestiegen", erklärt Gouretski. Hauptsächlich hat sich das Wasser innerhalb der oberen 2000 Meter erwärmt und ist dort salziger geworden. Andererseits hat es sich unterhalb von 2000 Metern leicht abgekühlt. Die Wissenschaftler haben auf der Basis dieser Veränderungen berechnet, dass sich das Ozeanwasser stark ausgedehnt hat und der Meeresspiegel damit seit Anfang des letzten Jahrhunderts um zirka vier Zentimeter gestiegen ist. Aus ihrer Analyse der METEOR- und weiterer historischer Daten schliessen sie, dass die Erwärmung des Atlantiks erst Anfang des 20. Jahrhunderts eingesetzt hat. Vorher hatte das Klimasystem noch nicht auf Veränderungen reagiert, die vom Menschen - zum Beispiel durch die industrielle Revolution - verursacht wurden. METEOR-Expedition Bei der METEOR-Expedition in den 1920er Jahren nahmen die Wissenschaftler auf einer Fläche von etwa 60 Millionen Quadratkilometern Proben. Das sind 16 Prozent des gesamten Weltozeans. Dafür fuhr das Schiff dreizehn Mal von Küste zu Küste vom südlichen Ozean bis zu den tropischen Breiten des Nordatlantiks. Erstmals wurde bei einer grossen Expedition konsequent von der Meeresoberfläche bis zum Meeresboden gemessen. Dabei sammelten die Forscher Beobachtungsdaten, die in ihrem Umfang bis in die 1990er Jahre unerreicht blieben. "Doch der Aufwand war damals beträchtlich", so Gouretski. "Während wir heute unsere Geräte per Knopfdruck elektronisch steuern, war es auf dem relativ kleinen Dampfer vor allem bei stürmischem Wetter sehr schwierig, Daten zu gewinnen. Die Analyse der historischen Daten veröffentlichte Gouretski mit seinen Kollegen vom Max-Planck-Institut für Meteorologie im Wissenschaftsjournal "Geophysical Research Letters". Der Artikel wurde zum Research Spotlight der "American Geophysical Union" nominiert. Originalveröffentlichungen: Viktor Gouretski, Johann H. Jungclaus and Helmuth Haak, 2013, Geophysical Research Letters: Revisiting the Meteor 1925-27 hydrographic dataset reveals centennial full-depth changes in the Atlantic Ocean. Fritz Spiess et al., 1932: Wissenschaftliche Ergebnisse der Deutschen Atlantischen Expedition auf dem Forschungs- und Vermessungsschiff METEOR.
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