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Kanton Bern: Strategie über den Umgang mit dem Wolf

Bern ist Pionierkanton: Strategie für den Umgang mit dem Wolf

Der Volkswirtschaftsdirektor des Kantons Bern, Andreas Rickenbacher, hat am 15.03.2007 die Strategie für den Umgang mit dem Wolf im Kanton Bern vorgestellt. Mit dieser Strategie werden die Voraussetzungen für die langfristige Koexistenz zwischen Mensch und Wolf definiert. Die betroffenen kantonalen Interessenverbände haben sich zur Unterstützung der Strategie und zur konstruktiven Zusammenarbeit in der Umsetzung verpflichtet. Der Kanton Bern nimmt damit eine Pionierrolle in der Schweiz ein.

Verbreitung des Wolfs Schadensverhütung Einzelmassnahmen 1
Einzelmassnahmen 2 Umsetzungsplan 1 Umsetzungsplan 2
Umsetzungsplan 3 Schlussbemerkungen
Als Anfang Dezember 2006 im Kanton Bern ein Wolf auftauchte, reagierte die Volkswirtschaftsdirektion rasch: Sie setzte eine Kerngruppe mit Vertretern der betroffenen Kreise ein. Der Auftrag bestand darin, eine Strategie für den Umgang mit dem Wolf zu erarbeiten, damit sich der Kanton Bern auf die Rückwanderung des europäisch streng geschützten Wolfs einstellen kann. Das Ziel der Strategie besteht darin, die Probleme zu minimieren, die zwischen den Aktivitäten und Bedürfnissen der Menschen und der Anwesenheit von Wölfen entstehen können. Weiter geht es darum, die Diskussion über den Wolf zu versachlichen und nach nachhaltigen Lösungen zu suchen, hinter denen alle betroffenen Kreise stehen können.

Vertreter aus den Kleintierzucht-, Jagd- und Umweltverbänden sowie Fachleute aus der Verwaltung haben nun in kurzer Zeit und einvernehmlich die vorliegende, gemeinsame Strategie erarbeitet. Schweizweit erstmals ist es damit auf kantonaler Ebene gelungen, eine zwischen Landwirtschaft, Jagd und Naturschutz abgestimmte Strategie zu vereinbaren. Der Kanton Bern übernimmt damit eine Pionierrolle im Umgang mit dem Wolf. Unter Leitung des Jagdinspektors erarbeitet nun die Kerngruppe ein Umsetzungsprogramm mit dem Schwergewicht "Prävention und Herdenschutz". Darin wird vorab zu klären sein, wie die Schafe und auch die Ziegen am besten vor dem Wolf geschützt werden können.

Ausgangslage

Ursprünglich war der Wolf weltweit das am stärksten verbreitete Grossraubtier. Er bevölkerte die gesamte Halbkugel nördlich des 15. Breitengrades. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts verschwand der Wolf aus den letzten Rückzugsgebieten der Schweiz.

1890 wurden im Jura und inder Ajoie die letzten Wölfe beobachtet. Heute sind die Bestände vor allem in den Vereinigten Staaten und in Europa stark geschrumpft. Während der Wolf im Osten und Süden Europas (Oststaaten,Griechenland, Balkan, Karpaten, Italien, Iberische Halbinsel) überlebt hat, wurde er in Westeuropaund selbst in Skandinavien ausgerottet. In Skandinavien leben heute wieder ungefähr 40 Wölfe, in Finnland rund 100, während auf der Iberischen Halbinsel über 2000 und in Italien ungefähr 500 bis 1000 Tiere vorkommen. Die grösste europäische Population befindet sich in Rumänien. Sie umfasst ungefähr 4000 Wölfe.

Aus Italien ist der Wolf nie ganz verschwunden. Da die natürlichen Beutetiere zu Beginn dieses Jahrhunderts praktisch ausgerottet waren, mussten sich die Wölfe an Kehrichtdeponien und Haustiere halten, was zu Konflikten mit Menschen führte. Die Population befand sich in den frühen 70er-Jahren mit nur noch 100 Wölfen auf einem kritischen Tiefstand.

Italien stellte deshalb denWolf 1976 unter Schutz, verbot die Anwendung von Giften, führte ein Entschädigungssystem bei Haustierschäden ein und startete Informationskampagnen in der öffentlichkeit. Die Wildbestände, ganz speziell auch die Wildschweine, konnten sich - vor allem in den Abruzzen - wieder erholen.

1985 konnte die Anwesenheit des Wolfs in der Gegend von Genua und Allessandria - ungefähr130 km von der Schweizer Grenze - offiziell bestätigt werden.

Von 1985 bis 1992 hat sich die Ausbreitungsfront (etablierte Tiere, keine umherziehenden) von Genua 190 Kilometer nach Westen vorgeschoben, d.h. mit einem Tempo von durchschnittlich über 22 Kilometer pro Jahr. In den letzten Jahren ist der Wolf in die Schweiz zurückgekehrt. Seine Anwesenheit ist seit 1995 eine Tatsache geworden.

In den Kantonen Graubünden, Wallis und Tessin leben zurzeit mindestens vier nachgewiesene Wölfe. Seit 2001 wurden auch im Berner Oberland verschiedene Wolfsbeobachtungen gemeldet, die allerdings vorerst nicht mit einem gesicherten Nachweis verifiziert werden konnten.

Die ersten unbestätigten Beobachtungen stammen vom Grimselpass (11. Mai2001), vom hinteren Lauterbrunnental (24. August 2002) und von Gsteigwiler (12. Oktober 2004).

Am Mittwoch, 22. März 2006, wurde um 22.10 Uhr in Gsteigwiler ein Wolf von einem Zug überfahren.Am Montag, 27. November 2006, wurden in Pohlern bei Thun acht Schafe gerissen. Eine DNA-Analyse hat ergeben, dass es sich beim Beutegreifer um einen männlichen Wolf handelt, deraus einer italienischen Population stammt.

Die seit Ende des 19. Jahrhunderts gesetzlich vorgegebene Wiederbewaldung der weitgehend abgeholzten Voralpen und Alpen und damit verbunden die Erholung der fast ausgestorbenen Schalenwildbestände wie Reh, Gams und Hirsch haben die ökologischen Voraussetzungen für die Rückwanderung des Wolfs aus Italien in den Kanton Bern geschaffen. Er kehrt in eine veränderte Landschaft zurück, in der die anthropogenen Voraussetzungen völlig anders sind als vor 200 bis300 Jahren. Fremdenverkehr und Freizeit in einer möglichst naturnahen, erlebnisreichen Kulturlandschaft sind die bedeutenden Einnahmequellen im Alpen- und Voralpengebiet. Mit der heutigen traditionellen, hauptsächlich nicht behirteten Sömmerung der Schafe und Ziegen im Alpgebiet besteht die Gefahr von übergriffen des rückwandernden Wolfs auf die Nutztiere. Deshalb wird die Alpbewirtschaftung mit Schafen und Ziegen, insbesondere in entlegenen Gebieten, langfristig schwierig.

Zweck der Strategie

Die Rückkehr des Wolfs, der in der Schweiz und in Europa unter strengem Schutz steht, hat Auswirkungen auf verschiedene Bereiche des Kantons Bern. Mit der vorliegenden Strategie soll deshalb - im Rahmen der übergeordneten gesetzlichen Vorgaben und des Konzepts Wolf Schweiz - frühzeitig Klarheit über den Umgang mit dem Wolf im Kanton Bern geschaffen werden. Sie wurde zusammen mit den betroffenen Kreisen erarbeitet und dient der Volkswirtschaftsdirektion als Basis für künftige Entscheide.

Quelle: Kanton Bern, Volkswirtschaftsdirektion, März 2007
Bilder: Folienreferat Peter Juesy, Jagdinspektor (Bilder bearbeitet von RAOnline)
Schweiz: Wolfsbeobachtungen ab 2008
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Quelle: Kanton Bern
Strategie über den Umgang mit dem Wolf
Bern ist Pionierkanton: Strategie für den Umgang mit dem Wolf
Mit dieser Strategie werden die Voraussetzungen für die langfristige Koexistenz zwischen Mensch und Wolf definiert
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