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Islam
Der Weg nach Mekka Muhammad Asad ein Film
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Der Weg nach Mekka - Die Reise des Muhammad Asad
Muhammad Asad - Mittler zwischen den Kulturen

Der Jude Leopold Weiss bricht Anfang der 20er Jahre zu einer Reise in den Nahen Osten auf. Die Wüste zieht ihn in ihren Bann, der Islam wird seine geistige Heimat. Das Judentum lässt er hinter sich, konvertiert zum Isalm und nennt sich nun Muhammad Asad. Er wird zu einem der bedeutendsten Muslime des 20. Jahrhunderts: Er ist Berater am Königshof Saudi-Arabiens, übersetzt den Koran, wird Mitbegründer Pakistans und schliesslich UN-Botschafter. Von den Wüsten Arabiens bis zum Ground Zero folgt der Regisseur den schon verwehten Spuren, findet einen, der nicht nach Abenteuern suchte, sondern vermitteln wollte zwischen Orient und Okzident. Ein Film, der sich einlässt auf eine aktuelle Debatte von zunehmender Dringlichkeit.

DER WEG NACH MEKKA - DER FILM

Die Reise des Muhammad Asad folgt dem Lebensweg von Leopold Weiss alias Muhammad Asad, von den Randgebieten der ehemaligen Donaumonarchie bis nach Israel, Palästina, Saudi-Arabien, Pakistan und New York. Er besichtigt die Orte, an welchen er sich einst aufgehalten hat. Parallel entblättert sich ein vielschichtiges Bild des Islams.Auf den Stationen der Reise werden die Überlegungen Asads heutigen Problemen zwischen Orient und Okzident gegenübergestellt.

Das Filmteam tritt in seine Fussstapfen und trifft auf dem rekonstruierten Lebenspfad Menschen aus seinem nahen Umfeld: Familie und Freunde, Experten und Wissenschafter, Verehrer seines Werks sowie zahlreiche Zufallsbekanntschaften, die von dem in Vergessenheit geratenen Reformisten viel, noch nichts oder nur wenig wissen. Dass ein Österreicher der Schlüssel zu einem besseren Verständnis dieser konträren Welten hätte sein können, überrascht. Muhammad Asad war ein Visionär, dessen Gedankengut ihn beinahe zum Martin Luther des Islam werden liess. Ein vergessener Autor, Philosoph, Träumer sowie Gründervater und UN-Botschafter Pakistans, der neben seinen Schriften über das Weltbild, Recht und die Philosophie des Islam, mit seiner Koranübersetzung das moderne theologische Denken dieser Religion immens beeinflusste. Noch heute gilt seine Übersetzung unter Wissenschaftern und Akademikern als die beste überhaupt.

Er verstand sich als "Mittler" wiewohl seine religiösen Überzeugungen und politischen Sympathien klar verteilt waren und im Film auch wiederholt eine Problematisierung erfahren. Durch sein Wirken wurde Asad zu einem der bedeutendsten Kulturvermittler zwischen der abendländischen Kultur und jener des Orients. Dabei erscheint es erstaunlich, dass heute nur noch Wenige von Muhammad Asad wissen. Rede und Gegenrede sind Strukturprinzip des Films DER WEG NACH MEKKA - Die Reise des Muhammad Asad, welcher sich wohlfeilen Lösungen beharrlich verweigert.

Der Film insistiert auf Widersprüchlichkeiten, was ihn auszeichnet. Die heutigen Kontakt- und Konfliktpunkte werden aus einem neuen Blickwinkel untersucht und gezeichnet.

Berührend sind neben biographischen Einzelheiten, Textzitate, private Fotografien und Filmaufzeichnungen eingewebt, welche Lebenswelten verschiedenster Menschen sichtbar machen: Die einfacher, saudischer Beduinen, palästinensischer Flüchtlinge, Beratern Sharons, pakistanischer Asadianern und Wegbegleiter Asads.

Asads Gedankengut immer im Hintergrund, räumt der Film mit tiefverwurzelten Vorurteilen auf und veranschaulicht wieweit sich fundamentalistische, terroristische Kräfte vom grundsätzlich höchst menschlichen Islam entfernt haben. Ein palästinensischer Protagonist bringt es auf den Punkt: "Asad lehrte den wahren Islam, dass es falsch ist, dass der Islam Terrorismus sei.

Der Islam ist Frieden. Der Islam ist Brüderlichkeit.

Während sich DER WEG NACH MEKKA zu Beginn hauptsächlich in der arabischen Welt bewegt, wird spätestens bei den gezeigten Szenen der 9/11-Feierlichkeiten in New York klar, dass Fanatismus ein globales Problem darstellt. Zuletzt ist die Geschichte, die der Film erzählt, auch die Geschichte eines tragischen Scheiterns.

Archivaufnahmen von Leopold Weiss alias Muhammad Asad zeigen einen betagten, weisen, immer noch hellwachen Mann. So naiv er als junger Mensch vielleicht war, so kritisch sah er später die Menschheit. "Ich hab mich in den Islam verliebt", resümierte er in einem Gespräch kurz vor seinem Tod im Jahr 1992 lapidar, "aber ich hab die Muslime überschätzt." Es gelingt Georg Misch, Schönheiten und Abgründe beider Welten sensibel und objektiv darzustellen. Nichts wird ausgelassen, auch nicht die Tatsache, dass Asad gegen Ende seines Lebens vom Zustand der islamischen Welt, deren intellektueller Abschottung und der Intoleranz der Extremisten enttäuscht war.

DER WEG NACH MEKKA - Die Reise des Muhammad Asad zeigt auf, wie zeitlos und nach wie vor höchst relevant das Leben und Werk eines herausragenden Österreichers ist.


LEOPOLD WEISS alias MUAHMMAD ASAD

BIOGRAPHIE

Muhammad Asad (geb. Leopold Weiss) 1900-1992

Eine biografische Skizze von Günther Windhager

Muhammad Asad wurde 1900 in der damals zu Österreich-Ungarn gehörenden galizischen Stadt Lemberg (heute L'viv bzw. Lwiw, Ukraine) als Leopold Weiss geboren. Der Enkel eines orthodoxen Czernowitzer Rabbiners wuchs in der jüdischen Glaubenstradition auf, entfernte sich jedoch schon in jungen Jahren vom Glauben seiner Vorfahren. In Wien, wo die Familie Weiss bei Ausbruch des I. Weltkriegs ansässig wurde, besuchte Leopold zunächst dasGymnasium, ab 1918 die Hochschule,Universität. Bereits während des Studiums der Philosophie und Kunstgeschichte suchte "Poldi" Weiss, wie auch sein Jugendfreund Anton Kuh ihn nannte, die Nähe der Wiener Literatenzirkel und der Schüler Freuds - am liebsten im Cafe Herrenhof und nicht selten in Begleitung von Milan Dubrovic, später u. a. Chefredakteur der Presse,oder des Psychoanalytikers und Gesellschafts-revolutionärs Otto Gross.Wie viele junge Talente versuchte Leopold Weiss zu Beginn der "goldenen" Zwanziger Jahre sein Glück in Berlin. Er traf u. a. Bert Brecht, Max Reinhardt, Marlene Dietrich; Friedrich W. Murnau assistierte er bei einem seiner Filme, mit Anton Kuh schrieb er ein zwei Drehbücher. Häufig sah man Weiss mit dem Expressionismus nahe stehenden Künstlern und Schriftstellern. Der "Orient" - so gegenwärtig er in den Moden und künstlerischen Trends jener Tage war - schien fern.

Aber schon bald wurde alles anders. Als ihn die Einladung eines in Jerusalem lebenden Onkels 1922 erstmals in den Nahen Osten führte, wurde die Begegnung mit der arabisch-islamischen Welt zur Zäsur. In Palästina und Ägypten begann er Beiträge für die Frankfurter Zeitung zu schreiben und bereiste auch bald schon Transjordanien und Syrien. Noch bevor sein erstes Buch Unromantisches Morgenland (1924) erschien, befand er sich bereits auf seiner zweiten Orientreise, diesmal v. a. durch den Iran und Afghanistan. Nach seiner Rückkehr nach Berlin konvertierte er 1926 zum Islam und nahm den Namen Muhammad Asad an. Die Konversion markiert den Auftakt zu einer unvergleichlichen Laufbahn, die zunächst eng mit der Gründungsphase zweier Staaten verbunden war - Pakistan und zuvor noch Saudi-Arabien: Hier verbrachte der Korrespondent führender europäischer Tageszeitungen im Anschluss an seine erste Pilgerfahrt nach Mekka mehrere Jahre. Er fand Aufnahme in den engeren (Berater-)Kreis um König Abd al-Aziz Al Sa'ud (bekannt auch als Ibn Sa'ud), dem Gründer des Königreiches Saudi-Arabien, und hatte gesellschaftlich wie geografisch Zugang zu Bereichen, die den meisten europäischen Arabienreisenden zuvor verschlossen geblieben waren.

In den frühen 1930er Jahren kam Muhammad Asad nach (Britisch)-Indien, wo er sich, angeregt von der Begegnung mit dem Dichter und Philosophen Muhammad Iqbal, dem Gründervater der pakistanischen Staatsidee, am Aufbau des künftigen Staates beteiligte. Nach der Gründung Pakistans wurde M. Asad zum Direktor des Department of Islamic Reconstruction bestellt und später mit der Leitung der Middle East-Abteilung im Aussenamt betraut. Im Rang eines Gesandten vertrat M. Asad Pakistan 1952 bei den Vereinten Nationen in New York. Nach seinem Austritt aus dem diplomatischen Dienst Pakistans wandte sich Muhammad Asad verstärkt seiner schriftstellerischen Arbeit zu und erlangte mit der Veröffentlichung seines autobiografischen Buchs The Road to Mecca (1954; dt. Der Weg nach Mekka, 1955) grosse Bekanntheit. Er lebte in der Folge u. a. im Libanon, der Schweiz, in Marokko, Portugal und Spanien, wo er 1992 verstarb.Mit seinem publizistischen Werk avancierte Muhammad Asad zu einem bedeutenden Impulsgeber auf das modernistische und reformorientierte Denken im Islam und zu einem wichtigen Mittler zwischen den Kulturen. Zu seinen wichtigsten Arbeiten gehören neben seinem autobiografischen Bestseller u. a. Islam at the Crossroads (1934), The Principles of State and Government in Islam (1961), sowie The Message of the Qur'ân (1980), eine umfassend kommentierte Übersetzung des Korans ins Englische.

Quelle: Mischief Films
RAOnline Kommentar: Der Islam ist nicht "schwarz oder weiss"

Der Film hat uns beeindruckt, weil er ein Bild über den Islam und die Muslime entwickelt, welchem wir auf unseren Reisen durch zahlreiche islamische Länder immer wieder begegnet sind. Nicht schwarz oder weiss, sondern fazettenreich und mit starken kulturellen Wurzeln. Wir sind auf anderen Ideen gegenüber aufgeschlossene Menschen gestossen, egal ob Polizisten, Zöllner, Händler, Soldaten, Pilger, Busfahrer usw., welche uns oft mit einer warmherzigen Freundlichkeit begegnet sind.In Gesprächen vertraten sie den Islam miteiner würdevollen und selbstbewussten Haltung. Ihre Gesten und Meinungen verrieten keine erkennbare Überheblichkeit anderen Religionen gegenüber.

Wir verstanden ihre Ängste und Vorbehalte, welche sie gegenüber einigen Entwicklungen in unserer westlichen Gesellschaft äusserten. Wir konnten ihnen nicht widersprechen, wenn sie mit Schilderungen den Respekt der westlichen Gesellschaft den Frauen gegenüber in Zweifel zogen. Wir begriffen, dass sie sich vor den Extremisten unter ihren Glaubensbrüdern genau so fürchten wie wir. Sie machten uns klar, dass "Dschihad" keineswegs Krieg bedeutet und ,dass vieles, was sich an Vorurteilen über den Islam in unseren westlich geprägten Köpfen festzusetzen droht, gar nicht im Koran geschrieben steht. Wir verstehen nun, dass der Koran wie auch die Bibel nur in Form von Übersetzungen vorliegen, welche so oder so interpretiert werden können.

Der Film erinnerte uns auch an die vielen Begegnungen mit Muslimen, bei denen wir ihre herzliche Gastfreundschaft erleben durften. Wir erinnern uns zum Beispiel an die Hunderten von weissgewandeten Mekka-Pilgern auf den Flughäfen von New Delhi (Indien) oder Surabaja (Indonesien), welche uns in ihre Mitte aufnahmen und reichlich mit Wasser versorgten; oder die muslimische Hochzeitsgesellschaft in Zentralsulawesi, welche uns mit kulinarischen Köstlichkeiten versorgte; oder jene gläubigen Muslime, welche uns in der algerischen Wüste aus unserer misslichen Lage befreiten und uns Unterschlupft gewährten, ohne auch nur eine Gegenleistung für die Hilfe zu erwarten.In erster Linie begegneten uns Menschen, welche viele unserer Sorgen und Nöte teilten.

Wir verkennen nicht, dass es sie gibt, die Extremisten. Leider gewinnen ihre Ideen an Einfluss. Reisen nach bestimmten Regionen u.a. in Pakistan und in Algerien sind heute auch für Muslimemit Risiken verbunden. Die Fundamentalisten finden den Nährboden für ihr Gedankengut vor allem in Gebieten, wo der Weg der Bevölkerung zu Wohlstand und Achtung versperrt bleibt.

Bei machtpolitischen, moralischen oder religiösen Auseinandersetzungen haben es die Stimmen die "Mittler" zwischen den Meinungspolen oft schwer, Gehör zu finden. Ähnlich erging es Muhammad Asad, welcher am Schluss seines Lebens in die Schusslinie fundamentalistischer Muslime geriet.

Text: RAOnline

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