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Mehr Dichte im "Stadtland Schweiz" verlangt nach mehr urbaner Qualität 2015
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Mehr Dichte im "Stadtland Schweiz" verlangt nach mehr urbaner Qualität

Um die Zersiedelung zu stoppen, braucht es eine Verdichtung der baulichen Nutzung. Das Nationale Forschungsprogramm "Neue urbane Qualität" (NFP 65) zeigt nach Abschluss der Forschungsarbeiten Wege auf, um Agglomerationen in stadtgewordene Quartiere und Ortsteile umzubauen. Die bauliche Weiterentwicklung des "Stadtlandes Schweiz" soll zu höherer Lebensqualität und mehr Effizienz führen.

​Damit die Zersiedelung gestoppt und die Landschaften geschützt werden können, müssen sich die Schweizer Agglomerationen nach innen entwickeln. Diese politisch beschlossene Strategie ist unumstritten. Komplexer wird es, wenn es um die Umsetzung geht, da quantitative Verdichtung alleine noch keine Qualität schafft. Der bevorstehende Umbau betrifft grosse Teile der Bevölkerung: Die Schweiz hat sich in den letzten hundert Jahren zu einem "Stadtland" entwickelt, und das Siedlungsgebiet wird immer grösser. Die Stadt Schweiz muss aber auch qualitativ gewinnen. Dazu präsentiert das Nationale Forschungsprogramm "Neue urbane Qualität" (NFP 65) heute seine Resultate und Empfehlungen.

"Agglomerationen sind unfertige Siedlungsräume", stellt Jürg Sulzer, Präsident der Leitungsgruppe des NFP 65, pointiert fest. Die Stadtwerdung der Agglomeration sei das Ziel einer neuen urbanen Qualität, sagt der Professor an der Universität Dresden und ehemalige Stadtplaner von Bern: "Der urbane Reifungsprozess der Agglomerationen zu Stadtteilen und Stadtquartieren ist voranzubringen." Das sei nicht nur eine bauliche Aufgabe, betont Sulzer, sondern habe auch eine gesellschaftspolitische Dimension: "Die herausragende Wohn- und Lebensqualität historischer Innenstädte kommt nur wenigen Menschen zugute. Diese Qualitäten sind auch in den stadtgewordenen Quartieren und Ortsteilen der Agglomeration zu erhöhen, um den gesellschaftlichen Kitt zu stärken."

Was bedeutet urbane Qualität?

Bei urbaner Qualität geht es um sehr zentrale Fragen des Wohlbefindens, um Lebensqualität im Raum. Mit der neuen urbanen Qualität rücken räumlich-bauliche Qualitäten in den Fokus: Soziale und nutzungsbezogene Dichte, kurze Wege in der Stadt und besondere Erlebnisqualitäten. Hinzu kommt die Identifikation der Bewohnerinnen und Bewohner mit der gebauten Umwelt.

Der Kern der Forschungsarbeiten des NFP 65 liegt in der urbanen Qualität der Agglomerationssiedlungen: Die Agglomerationen - in denen rund 73 Prozent der Schweizer Bevölkerung leben - sollen umgebaut werden zu Städten mit hohen urbanen Qualitäten. "Zuneigung zur Stadt statt Landliebe" könnte das Motto der künftigen Entwicklung lauten, die Energieeffizienz und haushälterischen Umgang mit dem Boden anstrebt.

"Agglomerationen sind unfertige Siedlungsräume", stellt Jürg Sulzer, Präsident der Leitungsgruppe des NFP 65, pointiert fest. Die Stadtwerdung der Agglomeration sei das Ziel einer neuen urbanen Qualität, sagt der Professor an der Universität Dresden und ehemalige Stadtplaner von Bern: "Der urbane Reifungsprozess der Agglomerationen zu Stadtteilen und Stadtquartieren ist voranzubringen." Das sei nicht nur eine bauliche Aufgabe, betont Sulzer, sondern habe auch eine gesellschaftspolitische Dimension: "Die herausragende Wohn- und Lebensqualität historischer Innenstädte kommt nur wenigen Menschen zugute. Diese Qualitäten sind auch in den stadtgewordenen Quartieren und Ortsteilen der Agglomeration zu erhöhen, um den gesellschaftlichen Kitt zu stärken."

Was bedeutet urbane Qualität?

Bei urbaner Qualität geht es um sehr zentrale Fragen des Wohlbefindens, um Lebensqualität im Raum. Mit der neuen urbanen Qualität rücken räumlich-bauliche Qualitäten in den Fokus: Soziale und nutzungsbezogene Dichte, kurze Wege in der Stadt und besondere Erlebnisqualitäten. Hinzu kommt die Identifikation der Bewohnerinnen und Bewohner mit der gebauten Umwelt.

Doch nicht für alle Gemeinden, Städte oder Agglomerationen bedeutet urbane Qualität dasselbe. Die Eigenheiten des jeweiligen Ortes und die Bedürfnisse seiner Bewohnerinnen und Bewohner müssen zwingend berücksichtigt werden. Ein Forschungsteam des NFP 65 hat sieben urbane Qualitäten erarbeitet, mit denen sich urbane Profile erstellen lassen und anhand derer die künftige urbane Entwicklung diskutiert werden kann: Zentralität, Zugänglichkeit, Brauchbarkeit, Adaptierbarkeit, Aneignung, Diversität und Interaktion.

Im Rahmen des NFP 65 haben Forschende Modellierungs- und Visualisierungsplattformen entwickelt, in die auch subjektive Nutzerperspektiven einfliessen können. Dadurch werden die konkreten räumlichen Auswirkungen von Ansprüchen unterschiedlicher Nutzer oder Eigentümer sichtbar und debattierbar.

Empfehlungen zum Umbau der Agglomeration

Als Synthese des NFP 65 erschienen zwei Publikationen, welche nebst den Forschungsresultaten auch Empfehlungen enthalten. Jürg Sulzer konstatiert: "Die Stadtwerdung der Agglomeration wird zur Kernaufgabe des 21. Jahrhunderts werden." Dazu müssten bereits heute erste Schritte des Umbaus der Agglomeration eingeleitet werden, weil hierzu mehr als ein halbes Jahrhundert benötigt würde. Die Empfehlungen lauten:

- Es braucht eine Gestaltungsoffensive für die öffentlichen Räume. Die Gestaltung eindeutig lesbarer öffentlicher Räume muss zum Rückgrat der Innenentwicklung werden.

- Zur Kompensation höherer Nutzungsdichten in stadtgewordenen Quartieren sind der Umgang mit Freiräumen sowie Konzepte des Urban Gardening and Farming einzusetzen.

- Die kleinteilige Parzellenstruktur in den traditionellen Einfamilienhaussiedlungen bietet eine Chance zur schrittweisen Nutzungserhöhung in einer vielfältigen, kleinteiligen Baustruktur.

Brigit Wehrli, ehemalige Leiterin der Stadtentwicklung Zürich, hat als Mitglied der Leitungsgruppe des NFP 65 praxistaugliche Empfehlungen zur Umsetzung von urbaner Qualität ausgearbeitet: "Zumindest bei grösseren Entwicklungsvorhaben fehlt es anfänglich nicht an guten, auf Qualität ausgerichteten Projektzielen. Diese erweisen sich allerdings im Verlauf des Prozesses oft als zu wenig robust und werden zunehmend vergessen. In der Raumentwicklung braucht es transparente, verständliche und diskursiv ausgerichtete Planungs- und Entscheidungsprozesse."

Zentral ist eine Herangehensweise, die über die Grenzen der wissenschaftlichen Disziplinen hinweg geht, kombiniert mit Mitwirkungsmöglichkeiten für die Betroffenen und einem guten städtebaulichen Entwurf. Zudem ist der Ortsbezug eminent wichtig: Die Gemeinden sind gefordert, das öffentliche Interesse des Ortes verstärkt in private Projekte einfliessen zu lassen. Mit kollaborativen Plattformen, die Planungsprozesse Schritt für Schritt mit einfachen Visualisierungen erkennbar machen, können die langfristigen Ziele und Auswirkungen der Politik und der Bevölkerung vermittelt werden. Der Agglomerationsumbau muss auf lesbaren Zukunftsbildern aufbauen und sich an den Kriterien Vielfalt der Nutzung, Anspruch auf Schönheit von Stadträumen sowie Unterschiedlichkeit orientieren.

Gefordert sind nicht nur Kantone, Städte und Gemeinden, sondern auch bauwillige Eigentümer, Projektentwickler und Investoren. Kooperativen Planungsprozessen mit frühzeitigem Einbezug von öffentlicher Hand, Bauherren, Nachbarn und weiteren Akteuren ist mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Nur so kann die notwendige Verdichtung mit der erwünschten urbanen Qualität in der Stadt Schweiz erreicht werden.

Zwei Syntheseberichte fassen die Forschungsresultate des NFP 65 "Neue urbane Qualität" zusammen:

Sulzer, Jürg und Desax, Martina, Leitungsgruppe NFP 65 (Hg.): Stadtwerdung der Agglomeration. Die Suche nach einer neuen urbanen Qualität. Scheidegger & Spiess, Zürich, 2015.

Wehrli-Schindler, Brigit, Leitungsgruppe NFP 65 (Hg.): Urbane Qualität für Stadt und Umland. Ein Wegweiser zur nachhaltigen Raumentwicklung. Scheidegger & Spiess, Zürich, 2015 .

Quelle: Text Schweizerischer Nationalfonds SNF, September 2015
Kanton Zürich Raumentwicklungsstrategie
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