Im Zentrum stehen ein weiträumig verbreiteter Videospot und neue Möglichkeiten, Hinweise auf Verdachtsfälle per Internet zu melden. Die Schweiz entwickelte hierfür das weltweit erste Online-Meldeformular seiner Art: www.stopchildsextourism.ch. Kindersextourismus ist keine Seltenheit. Auch an fernen Feriendestinationen ist die sexuelle Ausbeutung von Kindern eine Straftat. Sie kann geahndet werden, sofern substanzielle Verdachtsmomente vorliegen. Doch die Dunkelziffer ist hoch, der Beweis für die Tat oft schwer zu führen. Das soll sich ändern. Am 2. November 2010, einen Tag vor Eröffnung des nationalen Tourismusfachkongresses Travel Trade Workshop TTW in Montreux, lancierten das Staatssekretariat für Wirtschaft SECO und ECPAT Switzerland in Bern die «Kampagne zum Schutz von Kindern und Jugendlichen vor sexueller Ausbeutung im Tourismus». Kurz zuvor hatten die deutschsprachigen Nachbarländer Deutschland und Österreich ihrerseits die trilaterale Allianz aus Regierungen, Behörden, Kinderschutzorganisationen und Reiseverbänden zum Schutz der Kinder eingeläutet. Kampagnen-Partner sind das SECO in der Schweiz, das deutsche Familien -und das Wirtschaftsministerium, das Bundesministerium für Wirtschaft, Familie und Jugend in Österreich sowie die jeweiligen Ländervertretungen der internationalen Kinderschutzorganisation ECPAT. Mit gezielten Massnahmen soll in den drei Ländern die Sensibilisierung gegen Kindersextourismus vorangetrieben werden. «Wir geben über die Grenzen hinweg dem politischen und wirtschaftlichen Willen Ausdruck, dass alle Kinder und Jugendlichen in der Welt die Möglichkeit erhalten sollen, ein würdevolles Leben zu führen», sagte Eric Scheidegger, stellvertretender Direktor des SECO. Politik ist bereit Seit Jahren hat sich das SECO aktiv an der Ausarbeitung des Child-Protection Code im Tourismussektor beteiligt und die Umsetzung im Ausland mit Projekten der wirtschaftlichen Entwicklungszusammenarbeit unterstützt. Die Sensibilisierungskampagne ist eine Fortführung des 2003 von ECPAT Switzerland in der Schweiz initiierten Verhaltenskodex für die Reisebranche. Sie trägt dazu bei Verantwortung für den Schutz der Kinder und Jugendlichen vor sexueller Ausbeutung im Tourismus auf viele Schultern zu verteilen. «Unser Engagement muss langfristig wirksam sein», betonte Eric Scheidegger vom SECO: «Ich appelliere an alle Akteure der Schweizer Tourismusbranche, sich uns anzuschliessen, um unsere Aktion zu unterstützen.» Reisende sind aufgefordert: Augen auf und Handeln Ziel der Kampagne ist es, das Netz zum Schutz von Minderjährigen enger zu knüpfen. Unter anderem sollen den Strafverfolgungsbehörden mehr Verdachtsfälle an die Hand gegeben werden. Ins Boot holen will das neue Bündnis dafür vor allem verantwortungsbewusste Reisende und Mitarbeitende der Tourismusbranche. «Wir können sexuellen Missbrauch verhindern, wenn wir nicht wegsehen» - lautet denn auch die eindringliche Botschaft des kurzen Videospots «Kleine Seelen», der als erste Sensibilisierungsmassnahme über die Länderallianz grossräumig Verbreitung finden wird. Er soll Reisende motivieren, Verdachtsfälle von Kindersextourismus per Online-Formular zu melden. Erstmals stellen alle drei Länder leicht zu erinnernde Meldeadressen zur Verfügung. Als Grundlage hierfür diente das in internationalen Fachkreisen als «Best Practice»-Beispiel anerkannte Schweizer Meldeformular www.stopchildsextourism.ch. Dieses wurde im Jahr 2008 vom Bundesamt für Polizei, fedpol, in Zusammenarbeit mit ECPAT Switzerland entwickelt. «Mit dieser länderübergreifenden Kommunikationsoffensive gehen wir neue Wege», erläuterte Jacqueline Fehr, Präsidentin der Stiftung Kinderschutz Schweiz, an der Medienkonferenz. «Wir sind sicher, damit mehr Vorkommnisse aufdecken und so Kinder besser schützen zu können.» Reisebranche zieht mit Auch die Tourismusbranche unterstützt die Kampagne. Die TTW Management AG promotet den Spot am Fachkongress in Montreux. Und die fünf namhaften Unterzeichnenden** des Child-Protection Code (ehemals Code of Conduct) bekennen sich parallel dazu, einen neuen E-Learning Kurs für Tourismusfachpersonen zur Prävention von Kindersextourismus zu verbreiten (www.childprotection-tourism.org). Dieses kostenlose Tool soll Mitarbeitende der Reisebranche befähigen, auf Hinweise zu reagieren und Meldungen zu machen. Der bisher in sieben Sprachen produzierte Kurs wurde von ECPAT Deutschland in Zusammenarbeit mit der Tourismusindustrie entwickelt.
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