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Kaiserpinguine leben weiter nördlich als angenommen 2022
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Kaiserpinguine leben bis zu 600 Kilometer weiter nördlich als angenommen

Besenderungsprojekt weist nach, dass Jungtiere sich weit ausserhalb bestehender und geplanter Schutzgebiete aufhalten

Junge Kaiserpinguine aus der Atka-Bucht nahe der deutschen Neumayer-Station III in der Antarktis schwimmen in ihrem ersten Lebensjahr bis weit über den 50. südlichen Breitengrad nach Norden hinaus. Somit sind sie durch bestehende und geplante Schutzgebiete und -massnahmen nur unzureichend geschützt, berichten Forschende unter Beteiligung des Alfred-Wegener-Instituts in einer aktuellen Studie im Fachmagazin Royal Society Open Science.

Kaiserpinguine stehen für die Antarktis wie kaum eine andere Art und spielen eine wichtige ökologische Rolle im Nahrungsnetz des Südlichen Ozeans. Da letzterer unter anderem durch die Klimaerwärmung und Fischerei unter Druck gerät, gibt es Meeresschutzgebiete und Fischereiregulierung. Die zuständigen Kommissionen beziehen für das Management bestehender und die Einrichtung neuer Schutzgebiete sowie die Festlegung von Fischereiquoten unter anderem die Ausbreitung der Vorkommen des Kaiserpinguins mit ein. Diese basiert bisher überwiegend auf Beobachtungen erwachsener Tiere. Damit eine Art überleben kann, müssen jedoch alle Lebensphasen gute Bedingungen vorfinden.

Wie weit junge Kaiserpinguine nach Norden schwimmen, hat ein internationales Forschungsteam jetzt untersucht. Im Januar 2019 (antarktischer Sommer) statteten sie acht Jungtiere mit Sendern aus, die in der Folgezeit sechsmal täglich ihre Positionsdaten per Satellit übermittelten. Die sogenannten Juvenilen sind im Südwinter 2018 in der Kaiserpinguin-Kolonie in der Atka-Bucht geschlüpft, nahe der deutschen Neumayer-Station III, die vom Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI) betrieben wird. Die Kaiserpinguine waren bei der Besenderung etwa sechs Monate alt und dabei, sich vom plüschigen hellgrauen Küken zum typischen Frackträger zu mausern.

Das überraschende Ergebnis der so aufgezeichneten Schwimmrouten: Alle Jungtiere hielten sich im antarktischen Winter (August) ausserhalb des Ausmasses des Vorkommens (Extent of Occurrence: EOO) auf, das die Internationale Union zur Bewahrung der Natur (International Union for Conservation of Nature: IUCN) für die Art angibt. Einige der besenderten Kaiserpinguine waren zusätzlich sogar bis zu 1'260 Kilometer von den vorgeschlagenen Schutzgebieten entfernt, so dass Kaiserpinguine in diesem Lebensstadium nur unzureichend geschützt würden, wenn nur das Schwimmverhalten adulter Tiere als Basis zur Definition der Schutzgebiete genommen wird. Ein Vergleich mit weiteren wissenschaftlichen Studien an jungen Kaiserpinguinen anderer Kolonien in anderen Gebieten des Südozeans zeigte, dass auch deren Schwimmgebiete überwiegend ausserhalb von Schutzgebieten liegen.

omit zeigen die Ergebnisse der Forschenden an, dass das von der IUCN definierte EOO des Kaiserpinguins um das aktuelle Verbreitungsgebiet der Art vergrössert werden sollte. Bestehende und geplante Meeresschutzgebiete (Marine Protected Areas, MPAs) sind derzeit zu klein angelegt, da sie im Durchschnitt nur 10 ± 5 % der geschätzten Verbreitungsgebiete abdecken. Was die in Schutzgebieten verbrachte Zeit betrifft, so verliessen junge Kaiserpinguine aus der Kolonie in der Atka-Bucht, die sich innerhalb des vorgeschlagenen MPA im Weddellmeer (WSMPA, das grösste derzeit vorgeschlagene MPA im Südlichen Ozean) befindet, im Januar im Durchschnitt nach nur neun Tagen (± 4 Tagen) die Grenzen des MPA und blieben nur 10,6 ± 7,5 % ihrer Zeit innerhalb der Grenzen. Lediglich im Sommer (Januar und Dezember) verbrachten die Jungtiere einen nennenswerten Teil der Zeit innerhalb des vorgeschlagenen Weddellmeer-MPA (48 ± 24 % bzw. 31 ± 13 %) und im Februar sowie von Juli bis November befand sich kein einziger der markierten Pinguine innerhalb der Grenzen dieses Schutzgebiets. "Unsere Daten verdeutlichen, dass strategische Schutzpläne für den Kaiserpinguin und andere langlebige, ökologisch wichtige Arten den dynamischen Lebensraumbereich aller Altersklassen berücksichtigen sollten", fasst Prof. Dr. Olaf Eisen, wissenschaftlicher Leiter der AWI-Antarktis-Forschungsinfrastrukturen und Mitautor der Studie die Erkenntnisse zusammen.

Originalpublikation

Aymeric Houstin, Daniel P. Zitterbart, Karine Heerah, Olaf Eisen, Víctor Planas-Bielsa, Ben Fabry, Céline Le Bohec: Juvenile emperor penguin range calls for extended conservation measures in the Southern Ocean. Royal Society Open Science (2022). DOI: https://doi.org/10.1098/rsos.211708

Das Institut

Das Alfred-Wegener-Institut forscht in den Polarregionen und Ozeanen der mittleren und hohen Breiten. Als eines von 18 Forschungszentren der Helmholtz-Gemeinschaft koordiniert es Deutschlands Polarforschung und stellt Schiffe wie den Forschungseisbrecher Polarstern und Stationen für die internationale Wissenschaft zur Verfügung.

Quelle: Text AWI, 31. August 2022
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1992 wurden in der Antarktis 135'000-175'000 brütender Pinguinpaare gezählt. Die neuen Zahlen aus dem Jahr 2009 zeigen, dass auf dem Kontinent 238'000 Pinguinpaare brüten. 2009 wurden 43 Bilder aus dem Weltraum ausgewertet. Bei der Schätzung wurde davon ausgegangen, dass 80% der Pinguinpaare jedes Jahr brüten.

Der Kaiserpinguin ist die einzige Pinguinart, welche während dem Antarktischen Winter bei Temperaturen unter -50°C und Windgeschwindigkeiten von über 200 km/h brüten.

Die Kaiserpinguine bilden auf dem Meereis grosse Kolonien, in welchen die weiblichen Pinguine ein einziges Ei pro Saison legen, welches sie den männlichen Pinguinen in ihre Brutfalten übergeben.

Das Pinguinmännchen brütet dann das Ei aus. Das mit Federn und Haut bedeckte Ei wird rund 70°C wärmer gehalten als die Umgebungstemperatur.

Die Kaiserpinguine haben eine doppelte Schicht Federn und grosse Fettreserven, um die tiefen Temperaturen zu überstehen.

Das Pinguinweibchen begibt sich auf die Futtersuche, während das Männchen das Ei warm hält. Die Weibchen legen auf ihrer Futtersuche eine Wegstrecke von rund 100 km bis zum Eisrand zurück.

Auf ihrem langen Marsch fastet das Pinguinweibchen und verliert dadurch rund 45% ihres Körpergewichts. Nach einem rund 4 Wochen dauernden Marsch kehrt das Weibchen zum Brutplatz zurück und würgt das gefangene Futter für das Jungtier heraus.

Quelle: British Antarctic Survey & National Science Foundation, April 2012 (Text: RAOnline)
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