Zermatt, 25. September 2009 ETH Zürich und Schweizer Alpen-Club SAC präsentieren "Hütte der Zukunft" Die "Berghütte der Zukunft" ist errichtet.Nach einer Planungszeit von rund sechs Jahren - davon vier Semester Entwurf als Studierendenprojekt - und einer Bauphase von zwei Sommern wird die Neue Monte Rosa-Hütte oberhalb von Zermatt eröffnet. Das innovative Gebäude mit dem Spitznamen "Bergkristall" versorgt sich zu über 90 Prozent selber mit Energie. Im März 2010 wird es den normalen Gästebetrieb aufnehmen und der ETH Zürich weiterhin als Forschungsobjekt in den Bereichen Energie- und Gebäudetechnik dienen.
Das Gebäude soll sich zu mindestens 90 Prozent selbst mit Energie versorgen. Im Gelände aufgestellte Solarkollektoren gewinnen solare Wärme. Damit wird einerseits Warmwasser erzeugt und andererseits die Zuluft der Lüftungsanlage erwärmt, um die Räume zu temperieren. Das während nur weniger Monate im Jahr anfallende Schmelzwasser wird in einer Kaverne gesammelt und gespeichert. So profitieren die Gäste von wassergespülten Toiletten und vier Warmwasserduschen. Eine Mikrofilteranlage auf bakterieller Basis reinigt die Abwässer; das Grauwasser wird für die Toilettenspülung und zum Waschen wiederverwendet. Computer in Zürich steuert die Technik in der Hütte Damit die Hütte einen so hohen Energieautarkiegrad erreicht, braucht es das Zusammenspiel der einzelnen Komponenten sowie ein ausgeklügeltes Energiemanagement. Eine Software, die an der ETH Zürich entwickelt wird, soll die Haustechnik der Neuen Monte Rosa-Hütte steuern. Die relevanten Daten, etwa des Reservationssystems, der Energiespeicher und der Wetterstation, werden von der Hütte auf einen Rechner an der ETH Zürich übermittelt. Basierend auf diesen Daten berechnet der Computer das Energiemanagement in der Weise, dass ein möglichst hoher Energieautarkiegrad resultiert. Die daraus folgenden nötigen Aktionen - beispielsweise der Befehl zum Zuschalten des Blockheizkraftwerks, sollte die Sonneneinstrahlung nicht ausreichen, um genügend Strom zu erzeugen - werden zurück an die Hütte kommuniziert und dort automatisch umgesetzt. Heute weihten Vertreter der ETH Zürich und des Schweizer Alpen-Clubs SAC die Neue Monte Rosa-Hütte gemeinsam mit dem Generalplanerteam sowie Gönnern und Sponsoren feierlich ein. Auch zahlreiche Medienvertreter nutzten die Gelegenheit, das innovative Berghaus mit Blick aufs Matterhorn am Fuss der Dufourspitze zu besuchen. Der Grundstein für das Gebäude war im August 2008 gelegt worden, bis zum Wintereinbruch hatte man das Fundament errichtet. Dank vorgefertigten Elementen, die erst mit der Bahn transportiert und dann per Hubschrauber zum Bauplatz geflogen und gleich montiert wurden, gelang es, den Bau im Sommer 2009 in bloss fünf Monaten fertig zu stellen. Nach der Eröffnung wird die Hütte mit 120 Plätzen für die Winterpause geschlossen. Sie steht den Alpinisten ab März 2010 offen; die Saison dauert jeweils bis September. Meilenstein für nachhaltiges Bauen Das Projekt mit seiner Kombination aus hervorragender Architektur und wegweisender Technologie leitet ein neues Kapitel im nachhaltigen Bauen ein. Die ETH Zürich will an diesem Beispiel die gelungene Verknüpfung von ausgezeichneter Architektur mit Nachhaltigkeit und modernster Technologie zeigen. Für den SAC, mit seinen über 120'000 Mitgliedern einer der grössten Sportverbände der Schweiz, ist der Bau der neuen Hütte ein Meilenstein in der über 145-jährigen Hüttengeschichte. Die Kosten der Neuen Monte Rosa-Hütte belaufen sich auf rund CHF 6.5 Millionen. Neben dem SAC und der ETH Zürich haben sich zahlreiche Gönner und Sponsoren an der Finanzierung beteiligt. Ohne deren Unterstützung hätte das ehrgeizige Projekt nicht realisiert werden können.
Neu: «Panoramaweg» zur neuen Monte-Rosa-Hütte SAC Der alte Hüttenzustieg zur neuen Monte-Rosa-Hütte SAC hat sich von Jahr zu Jahr verschlechtert. Vor allem die Abschnitte über den Gletscher mussten fast im Wochentakt angepasst werden. Eine Sisyphusarbeit für den Hüttenwart Richard Lehner und sein Team. «Grund ist unter anderem ein Gletschersee, der sich immer wieder entleert und den Weg beschädigt», sagt Richard Lehner. Das geht ins Geld. Zwischen 15'000 und 20'000 CHF kosteten die jährlichen Unterhaltungsarbeiten. Bezahlen muss das die SAC-Sektion Monte Rosa als Besitzerin der Monte-Rosa-Hütte. Bereits seit einigen Jahren plante die Sektion zusammen mit dem Hüttenwart eine Alternativroute in Stand zu setzen. Der Zivilschutz der Region Visp kam zu Hilfe. Im Juni 2019 pickelten 20 junge Männer während rund einer Woche die neue Wegstrecke in die Bergflanke, befreiten den Weg von Hindernissen und Gefahren wie lose Felsblöcke, brachten Seile an und markierten die Strecke. Der neue Weg heisst «Panoramaweg». Zu Recht. Er gibt einen herrlichen Blick über das Alpenpanorama mit der Hütte im Blickfeld frei. Der Weg ist weiter oben angelegt als der alte Weg und führt über dem Gornersee durch, die Gehzeit verkürzt sich um eine halbe Stunde auf ca. drei Stunden. Es handelt sich aber immer noch um eine alpine Wanderung im Schwierigkeitsbereich T4. Auf dem Zustieg wird ein Gletscher überquert. Steigeisen und Seil gehören also in den Rucksack.
|