Gotthard Region - Val Bedretto (Kanton Tessin)
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Wandern Schweiz: Tessin |
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Val Bedretto (Kanton Tessin)
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Militärgeschichte am Passo San Giacomo |
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Militärische Sperrstellen von nationaler Bedeutung |
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Passo San Giacomo |
Passübergang von grosser militärstrategischer Bedeutung |
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Bereits im Mittelalter führten wichtige Handelswege über den St. Gotthard- , den San Giacomo- und den Griespass. Über die drei Alpenpässe führten mit Stützmauern, Dämmen und Brücken befestigte Saumpfade durch die Täler in Kehren hinauf auf die Passhöhen und wieder entlang der Talflanken hinunter in die Talböden. Die Saumpfade waren an einigen Stellen gepflästert und oft so breit angelegt, dass die Maultiere mit ihren Warenladungen und ihre Säumer einander passieren konnten. Über den St. Gotthardpass wurdes später zusätzlich eine Strasse für Kutschen und Fuhrwerke mit geringerem Gefälle bzw. Steigung als beim Saumpfad gebaut.
Eine wichtige Handelsroute führte von Basel bzw. Schaffhausen über den St. Gotthardpass (siehe Kulturwege der Schweiz : ViaGottardo) in die Lombardei in Italien. Ein anderer Handelsweg begann in Luzern am Vierwaldstättersee und führte über den Brünig- oder den Jochpass bei Engelberg, den Grimselpass und den Griespass nach Domodossola (siehe Kulturwege der Schweiz: ViaSbrinz ) in Italien. Die ViaSbrinz ist die Route der Käsehändler und -säumer aus der Innerschweiz und dem Berner Oberland nach Italien. Der Hartkäse, heute unter dem Namen Sbrinz bekannt, war damals auf den norditalienischen Märkten sehr begehrt. Am Saumpfad über den San Giacomopass wurde bei Val d'Olgia ein Hospiz und beim heutigen San Giacomo eine Kapelle errichtet.
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Das Beherrschen und der Schutz der Handelswege über die Alpen war in allen Zeitepochen ein grosses Anliegen der jeweiligen Machthaber. Historische Fakten, Geschichten sowie Mythen wie jene von Hannibal, dem grossen Heerführer und Schreckensgegner der Römer aus dem 3. Jahrhundert n. Chr., und seinen Elefanten oder die Berichte über den russischen General Suworow (siehe Kulturwege der Schweiz: ViaSuworow) am Ende des 18. Jahrhunderts prägten die Geschichte des Alpenraums.
1848 entstand mit der Einführung der Bundesverfassung die neue Schweizerische Eidgenossenschaft mit der Bundeshauptstadt Bern. Der Bundesregierung (= Bundesrat) und dem eidgenössischen Parlament war auch die neu formierte Schweizer Armee unterstellt. Auch für den neuen Bundesstaat war die Sicherung der Handelswege ebenfalls ein wichtige Aufgabe.
Noch vor dem Ersten Weltkrieg, welcher von 1914 bis 1918 dauerte, wurden in den 1880er-Jahren die militärischen Verteidigungsanlagen in der Gotthard-Region ausgebaut. Das Forte Airolo wurde 1890 fertig gestellt. Auch der San Giacomopass lag bereits im Fokus der Armeeführung. In einem Blockhaus wurden Beobachter untergebracht. Verdächtige militärische Bewegungen im oberen Val Formazza auf der italienischen Seite wurden über eine Telegrafenleitung unverzüglich an die Geschützstellungen im Forte Airolo gemeldet.
Mit dem Bauende der Gotthardbergstrecke der Schweizerischen Bundesbahnen im Jahr 1885 bekam die Region um den St. Gotthardpass eine zusätzliche strategische Bedeutung. Die Schweizer Regierung beschloss, die Zugänge zum St. Gotthardpass inkl. den Furka-, Oberalp- und den San Giacomopass durch militärische Befestigungsanlagen zu schützen.
Die legendäre Gotthardfestung wurde im Rahmen der Reduit-Strategie von General Guisan während des Zweiten Weltkriegs (1939 bis 1945) erbaut. Nach dem zweiten Weltkrieg wurden die Festungsanlagen in den Zeiten des «Kalten Krieges» unter grösster Geheimhaltung weiter ausgebaut.
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Militärgeschichte: Reduit-Anlagen der Schweizerischen Armee |
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Zwei der 15 cm Festungsartilleriekanonen 42 in der Festung «Sasso da Pigna» waren auf den San Giacomopass gerichtet. Mit «Fondo del Bosco» im «Forte Airolo» und «Motto Bartola» entstanden auf der Südseite des St. Gotthardpasses weitere Artilleriewerke.
Um die Artilleriestellungen herum wurde ein Netz mit Infanteriebunkern und Beobachtungsposten eingerichtet. Die Infantriebunker hatten die Aufgabe, Angriffe von infanteristischen Truppen im Vorfeld der Artilleriestellungen abzuwehren. Die Beobachtungeposten informierten die Leitstellen über verdächtige Bewegungen im Gelände.
1931 erstellte die Schweizerische Armee Pläne für ihre Verteidigungsanlagen im Raum San Giacomo.
1935 wurden die Artilleriestellung Manegorio auf der Alpe San Giacomo di Manió, welche rund 1,5 km vom Passo San Giacomo entfernt liegt, und das Artilleriewerk am Nordfuss des Pizzo Grandinagia in rund 2,5 km Entfernung von der Grenze gebaut. Die Versorgung der Festungsanlagen wurde später durch eine 1948 erstellte Luftseilbahn mit zwei Sektionen vom Weiler All'Acqua im Bedrettotal her gewährleistet. Die erste Sektion versorgte das Artilleriewerk Grandinagia und die zweite Sektion das Infanteriewerk San Giacomo.
Die Infanteriewerke verfügen meistens nur über Infanteriewaffen wie Panzerabwehrkanonen und Maschinengewehre.
Die Nufenenpassstrasse, welche durch das Bedrettotal führt, wurde erst 1969 eröffnet.
Die Festungslanlagen wurden von zahlreichen Infantierbunkern geschützt. Infanteriebunker auf dem Passo del Corno sollten feindliche Durchbrüche vom Griespass her verhindern. Auf der nördlichen Seite des Bedrettotales wurden weitere Artilleriewerke (u.a. auf der Alpe di Manió) in den Berg getrieben, deren Geschütze auf den Passo San Giacomo und den Griespass gerichtet waren.
Ende des 20. Jahrhunderts wurden zahlreiche Festungsanlagen der Schweizerischen Armee aus der Geheimhaltung entlassen. Die Festungsanlage Grandinagia, welche nicht besichtigt werden kann, wurde inzwischen ausgeräumt.
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Quellen: Sasso Gottardo, Forti.ch, Schweizerisches Seilbahnarchiv 2016 |
Text: RAOnline |
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