Die dänische Forschungsplattform Polar Portal berichtet in ihrem «Polar Portal Season Report 2021», dass das Grönländische Eisschild in den Sommermonaten 2021 mehr Eis verloren hat als im Winter dazu kam. Die Oberflächenmassenbilanz (berücksichtigt die Kombination aus abgeschmolzenem Oberflächeneis, Verdunstung, Abfluss und Niederschlägen) des Grönländischen Eisschildes wies im August 2021 am Ende der Saison 2020-2021 rund 396 Billionen Tonnen (= 396 Gt) Eis aus. Das Eisschild verlor während der 12 Monate dauernden Beobachtungsperiode 2020-21 rund 166 Gt Eis. Die Schneefälle im Winter bewegten sich nahe am Mittelwert für die Periode 1981-2010. Eine gute Entwicklung für das Eisschild. Eine Kombination von geringen Winterschneefällen und warmen Sommermonaten zu einem starken Abschmelzen der Eisflächen wie die grossen Eismassenverlusten beim Grönländischen Eisschild wie im Jahr 2019. Die Gesamtmassenbilanz berücksichtigt, den Eiszuwachs bzw. den Eisverlust an der Oberfläche, den Abbruch von Eisbergen an der Gletscherkante und das Schmelzen von Gletschereis beim Kontakt mit dem Meerwasser. Das an der Erhebung beteiligte Forscherteam betrachten die Eismassenverluste, welche in der Saison 20/21 stattgefunden haben, als durchschnittlich gross. Die in dieser Saison berechneten Verluste stehen in der 41 Jahre langen Messreihe an 28. Stelle. Die Eisschmelze begann erst im Juni 2021, ein relativ später Zeitpunkt für diesen vom Klima beeinflussten Vorgang. Das kühle und feuchte Wetter im Spätfrühling wurde durch eine Omega-Wetterlage bestimmt. Über den westlich gelegenen Gebieten in Kanada und in den U.S.A. hatte sich ein starkes, stationäres Hochdruckgebiet gebildet. Im Westen von Kanada und den U.S.A. lastete eine Hitzewelle, während warme und feuchte Luftmassen von Süden her über Grönland getrieben wurden. Die Omega-Wetterlage kann in Europa zu extremen Hitzeperioden führen. Im Jahr 2021 wurden zwei ausserordentliche Klimaereignisse beobachtet: - Im August 2021 wurden auf dem höchsten Punkt Grönlands erstmals Regenfälle beobachtet. Die Wetterstation "Summit station" liegt auf über 3'200 m auf den Grönländischen Eisschild. - Beim Jakobshavn Isbræ (Jakobshavn-Gletscher) hat sich die Eisabschmelzrate wieder erhöht. Jahrelang blieben die Verhältnisse beim Jakobshavn Isbræ ziemlich stabil. In der Arktis wurden 2021 einige bemerkenswerte Fakten festgestellt: - Unübliches Wetter während des arktischen Sommers Aussergewöhnliches Wetter im Arktischen Sommer 2021 Der kühle Sommerbeginn wurde Ende Juli 2021 von einer Phase mit sehr hohen Temperaturen abgelöst. Während einer relativ kurzen Zeit mit hohen Lufttemperaturen wurden in allen Regionen des Grönländischen Eisschildes grosse Mengen von Eis abgeschmolzen. Auf dem Flugplatz von Nerlerit nahe bei Ittoqqortoormiit in Ostgrönland wurde mit 23.4°C eine neuer Temperaturrekord gemessen. In Qaqortoq in Südgrönland fielen in den Tagen um die Sommersonnenwende 145 mm Regen. Aus Qaanaaq im Nordwesten von Grönland wurden Überschwemmungen gemeldet. Am 14. August 2021 fiel auf der 3'216 m ü.M. hoch gelegenen Wetterstation «Summit Station» beim höchsten Punkt auf dem Grönländischen Eisschild während einigen Stunden etwas Regen. Die Temperatur verblieb während dieser Zeit immer knapp über dem Gefrierpunkt. Diese Wetterstation weist eine mittlere Jahrestemperatur von -30°C auf. Die Wetterbeobachtungen auf der Wetterstation werden erst seit 2008 von Menschen betrieben. Seit den 1990er-Jahren werden an dieser Stelle auch automatische Wetteraufzeichnungen gemacht. Während dieser Beobachtungsperiode wurden an dieser Stelle keine Regenfälle aufgezeichnet. Analysen von Eisbohrkernen, welche bei der «Summit Station» aus dem Eis geholt wurden, lassen den Schluss, dass möglicherweise schon zu früheren Zeitpunkten hier Regen gefallen ist. Forscher/innen berichten, dass einzelne Eisschichten im Eiskörper an dieser Stelle bis in eine Tiefe von etwa 400 bis 500 m unterschieden werden können. In grösseren Tiefen ist das Eis bereits zu dicht und kompakt. Aus Sommer- bzw. Winterschnee gebildete Eisschichten unterscheiden sich in ihrer Struktur. Auch eingeflossenes Schmelzwasser kann identifiziert werden. Ähnlich wie bei den Jahrringen bei Bäumen kann so auch das Alter der Eisschichten bestimmt werden. In den letzten 2000 Jahren wurde in den Jahren 2021, 2019, 2012, 1889, 1094, 992, 758, 753 und 244 ausserordentliche Schmelzereignisse festgestellt. Es ist allerdings nicht möglich herauszufinden, ob die Schmelzereignisse von Regenfälle verursacht wurden. Die höchste Temperatur auf dem höchsten Punkt in Grönland wurde am 13. Juli 2021 mit 2.2°C gemessen.
Für die Warmluftzufuhr war in Juli 2021 ein Tiefdruckgebiet über den kanadischen Arktis und ein Hochdruckgebiet über der Dänemarkstrasse zwischen Island und Ostgrönland verantwortlich.
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