Klima im Wandel - Klimainformationen
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Klimawandel als humanitäre Herausforderung
Schutz vor Naturkatastrophen dank Klimainformationen
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Klimainformationen im Dienste der Weltgemeinschaft
Katastrophenvorsorge
90 % der weltweiten Naturkatastrophen der vergangenen 50 Jahre sind auf extreme Wetter- und Klimaereignisse zurückzuführen. Stürme, Dürren, Überschwemmungen, Hitzewellen, Sandstürme, Wald- und Buschbrände sowie viele andere Naturgefahren bedrohen das Leben und die Lebensgrundlage von Millionen Menschen auf der ganzen Welt. Angesichts des Klimawandels dürften diese Gefahren noch zunehmen, denn laut Klimamodellen ist damit zu rechnen, dass Häufigkeit und Intensität von Extremereignissen in Zukunft weiter steigen. Da sich Naturgefahren nicht vermeiden lassen, benötigen die Gesellschaften präzise und wissenschaftlich fundierte Informationen, um wirksame Strategien zur Katastrophenvorsorge zu entwickeln, damit Naturgefahren künftig nicht in Katastrophen ausarten.
Von extremen Wetter- und Klimaereignissen sind alle Bereiche der Gesellschaft gleichermassen betroffen, angefangen von der Landwirtschaft über das Gesundheitswesen, die Wasser- und Energiewirtschaft, den Verkehr und den Tourismus bis hin zur sozioökonomischen Entwicklung als Gesamtheit.

In jeder Gemeinschaft kann eine einzige Naturkatastrophe die wirtschaftlichen Fortschritte mehrerer Jahre zunichte machen. So verursachte der Wirbelsturm Ivan im Jahr 2004 in Grenada Schäden im Umfang des zweieinhalbfachen Bruttoinlandprodukts (BIP) des Landes.

Den grössten Risiken sind die Bevölkerungen in Entwicklungsländern ausgesetzt. Diese Länder liegen häufig in empfindlichen Küstenregionen, verfügen über eine verhältnismässig schwach diversifizierte Wirtschaft und wenig widerstandsfähige Infrastrukturen und besitzen nur geringe Kapazitäten für die Katastrophenvorsorge und -bewältigung. Arme Menschen sind besonders gefährdet, denn ihnen fehlt es an finanziellen Ressourcen, um die Folgen einer Katastrophe zu meistern.

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Klimawandel als humanitäre Herausforderung

Vor allem der Anstieg des Meeresspiegels stellt eine wachsende Gefahr für Gemeinschaften in tief liegenden Küstengebieten und für kleine Inselstaaten unter den Entwicklungsländern dar. Das Abschmelzen von Gletschern und Eiskappen verstärkt den durch die temperaturbedingte Ausdehnung der Ozeane hervorgerufenen Anstieg des Meeresspiegels. Die Zwischenstaatliche Sachverständigengruppe für Klimaänderungen (Intergovernmental Panel on Climate Change, IPCC), die von der WMO und dem Umweltprogramm der Vereinten Nationen eingesetzt wurde, geht davon aus, dass der Meeresspiegel bis 2100 um 60 Zentimeter ansteigen könnte. Einige Länder würden dadurch bedeutende Siedlungs- und Landwirtschaftsflächen verlieren. Zusammen mit zunehmend häufigen Überschwemmungen, Dürreperioden und Tropenstürmen könnte dies Tausende, wenn nicht gar Millionen Menschen dazu zwingen, in andere Regionen auszuwandern. Daher ist der Klimawandel nicht nur ein wissenschaftliches Thema, sondern auch eine humanitäre Herausforderung, denn er kann den Alltag zahlreicher Menschen dramatisch verändern.

Verbesserte Klimainformationen als Grundlage für die Katastrophenvorsorge sind ein wichtiges Instrument, mit dem sich die Gemeinschaften gegen die zunehmenden Gefahren wappnen können. Die vom Hyogo-Rahmenaktionsplan geforderte Verlagerung von der Katastrophenbewältigung hin zur Stärkung der Vorbereitungsstrukturen für den Katastrophenfall setzt voraus, dass Katastrophenrisiken anhand von Klimaprognosen und -informationen identifiziert, beurteilt und überwacht werden.

Eine wissenschaftlich fundierte Katastrophenvorsorge zahlt sich aus:Ein Dollar, der in die Vorbereitungsstrukturen für den Katastrophenfall investiert wird, kann katastrophenbedingte wirtschaftliche Einbussen im Umfang von sieben Dollar vermeiden helfen. Präzisere Wetter- und Klimavorhersagen und -warnungen sind von entscheidender Bedeutung, um eine Gefährdung von Menschenleben und Eigentum vorwegzunehmen.


Vietnam: Schutz dank Klimainformationen

Wachsende Bevölkerungszahlen, eine rasche Entwicklung der Küstengebiete und die Klimaänderungen üben zunehmend Druck auf Küstenregionen aus. Mangrovenwälder, die einst zahlreiche Küstenstreifen vor Stürmen, Wellen und Erosion schützten, wurden dezimiert, und die Infrastruktur vermag mit den wachsenden Risiken nicht Schritt zu halten. Mehr denn je wächst in zahlreichen Gemeinschaften das Bewusstsein dafür, wie wichtig verlässliche Klimainformationen sind, um drohende Gefahren beurteilen und Katastrophen verhindern zu können, so auch in Vietnam.

Zentralvietnam wird häufig von Naturkatastrophen wie Taifunen und Überschwemmungen heimgesucht. Im November 2007 spülten schwere Regenfälle mehr als 10 000 Häuser weg. Aufgrund der Klimaschwankungen und des Klimawandels, deren Auswirkungen durch den Anstieg des Meeresspiegels und durch Stürme noch verstärkt werden, ist davon auszugehen, dass Überschwemmungen in Küstengebieten künftig noch schwerer ausfallen werden. Schätzungen der Weltbank zufolge würde ein Anstieg des Meeresspiegels um einen Meter 28 % aller Feuchtgebiete Vietnams vernichten, das BIP des Landes um 10 % einbrechen lassen und Millionen Menschen dazu zwingen, ihre angestammten Gebiete zu verlassen.

Als Antwort auf diese wachsenden Gefahren hat die vietnamesische Regierung mit Unterstützung verschiedener Geberländer einen Massnahmenplan für Klimaänderungen ausgearbeitet. Dieser Plan sieht mehrere Pilotprojekte in der Provinz Quang Nam und im Mekong-Delta vor. Das Mekong-Delta, wo weiterhin Mangrovenwälder gerodet werden, um Flächen für die Landwirtschaft und die Fischzucht zu gewinnen, gilt gemäss neueren Untersuchungen als besonders verletzlich. Zwar hat Vietnam in letzter Zeit mehrere Programme zur Wiederherstellung der Mangrovenwälder lanciert, aber die Situation bleibt kritisch. In zahlreichen Küstengebieten von Vietnam bis Bangladesh sowie auf den Britischen Jungferninseln ist die Wiederanpflanzung von Mangroven ein Bestandteil der Katastrophenvorsorge.

Die Wiederaufforstung von Küstenwäldern ist nur eine von mehreren Anpassungsmassnahmen, mit denen die Gemeinschaften sich vor extremen Wetterereignissen zu schützen versuchen. Eine weitere Schwerpunktmassnahme Vietnams ist die Verstärkung und Erhöhung von Deichen entlang der Küste, denn bei einem Deichbruch könnte Salzwasser ins Landesinnere gelangen und Landwirtschafts- und andere Flächen zerstören. Ausserdem sieht der vietnamesische Massnahmenplan Strategien und eine Zonenplanung für die sozioökonomische und regionale Entwicklung vor, die auf die Förderung widerstandsfähigerer Bauweisen und Infrastrukturen abzielen und auch die Bewirtschaftung der Wassereinzugsgebiete umfassen. Vietnam verfügt über ein Netz von hydrometeorologischen Messstellen, die die laufende Klimaforschung im In- und Ausland unterstützen. Für die Umsetzung des Massnahmenplans ist Vietnam auf präzise Klimainformationen sowie auf Daten aus Klimamodellen angewiesen, um die Auswirkungen der derzeitigen und künftigen Klimaänderungen auf Wirtschaft und Umwelt abschätzen zu können.

Die katastrophenbedingten wirtschaftlichen Verluste steigen kontinuierlich an. Dank Frühwarnsystemen ist es gelungen, die Zahl der Opfer von hydrometeorologischen Katastrophen zu senken. Quelle: EM-DAT: The OFDA/CRED International Disaster Database

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Schutz vor Naturkatastrophen dank Klimainformationen

Mehrere Projekte auf der ganzen Welt nutzen Klimavorhersagen und -informationen mit dem Ziel, die Katastrophenvorsorge zu verbessern. Im Folgenden werden einige Beispiele für neuere und laufende Projekte genannt:

• Das Tropical Cyclone Programme der WMO gibt Warnungen über tropische Wirbelstürme heraus, und das Severe Weather Information Centre der WMO stellt in Echtzeit Angaben über tropische Wirbelstürme bereit.

• Das Sand and Dust Storm Warning Advisory and Assessment System (SDS-WAS) der WMO betreibt einen Frühwarndienst für Sand- und Staubstürme und führt interdisziplinäre Forschung über diese Phänomene durch. Rund 14 Forschungs- und Frühwarnzentren liefern täglich Prognosen über Sand- und Staubstürme.

• Das von der WMO unterstützte Regional Specialized Meteorological Centre in Singapur erstellt Frühwarnungen über Wald- und Buschbrände und damit einhergehende Ereignisse. Das Zentrum wurde 1997 im Anschluss an die verheerenden Brände in Südostasien von mehreren Mitgliedern des Verbands Südostasiatischer Nationen (ASEAN) gegründet. Es stellt Satellitenbilder und Informationen über Ort und Ausdehnung grösserer Brände und Rauchwolken zur Verfügung. Gemeinsam mit der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und dem Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) hat die WMO zuhanden der politischen Entscheidungsträger Richtlinien über die Bewältigung von Bränden erarbeitet.

• Die Richtlinien zur Klimabeobachtung (Guidelines on Climate Watches) der WMO nennen Grundsätze für die Errichtung eines Klimabeobachtungssystems, das detaillierte Informationen für die kontinuierliche Katastrophenbewältigung liefert. Das System beruht auf der kontinuierlichen Zusammenarbeit mit Nutzern von Klimainformationen und dient dazu, Vorbereitungsmassnahmen zu initiieren, mit denen die Auswirkungen von extremen Klimaereignissen wie mehrere Monate anhaltende Starkniederschläge eingedämmt werden können. Die Richtlinien sind zur Unterstützung von nationalen meteorologischen und hydrologischen Diensten mit begrenzten Mitteln gedacht.

• Aufbauend auf seiner Reihe von Untersuchungen über vergangene und künftige Klimaveränderungen in Hongkong hat das Hong Kong Observatory für im Bauwesen und in der Katastrophenbewältigung tätige Organisationen Informationen über Extremereignisse des vergangenen Jahrhunderts sowie Prognosen über Temperaturen und Niederschläge in Hongkong für das 21. Jahrhundert bereitgestellt. Ausserdem betreibt das Hong Kong Observatory eine umfassende Online-Datenbank mit Klimainformationen für Hongkong sowie mit regionalen Angaben über Klimanormen und -extreme, die einerseits der breiten Öffentlichkeit zur Verfügung steht und andererseits spezialisierte Nutzerinnen und Nutzer bei der Planung unterstützen soll. Ausserdem veröffentlicht es in regelmässigen Abständen saisonale und ganzjährige Prognosen über Temperaturen, Niederschläge und tropische Wirbelstürme für Hongkong.

• Der meteorologische Dienst von Mauritius gibt saisonale Prognosen für Sommer und Winter heraus, um alle Sektoren des Landes bei der Planung zu unterstützen. Ausserdem erstellt er Prognosen und Warnungen über schwere Wetter- und Klimaereignisse wie tropische Wirbelstürme, Starkniederschläge und Extremtemperaturen.

• In enger Zusammenarbeit mit der WMO unterstützt die Internationale Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften (IFRC) die Länder bei der besseren Bewältigung der Herausforderungen des Klimawandels. Im Vordergrund steht dabei die Förderung von Anpassungs- und Milderungsmassnahmen. Das Policy and Preparedness Department der IFRC in Genf beteiligt sich intensiv an den Wetter- und Katastrophenvorsorgeprogrammen der WMO mit dem Ziel, die Risiken extremer Wetter- und Klimaereignisse zu minimieren. Ausserdem arbeiten über 30 nationale Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften vor Ort in den betroffenen Ländern mit den jeweiligen nationalen meteorologischen und hydrologischen Diensten zusammen. Das Klimazentrum des Roten Kreuzes und Roten Halbmonds in Den Haag (NL) stellt die Verbindung zum IPCC sicher und ermutigt die nationalen Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften, eng mit den nationalen meteorologischen und hydrologischen Diensten zu kooperieren.

• Das Climate Prediction and Applications Centre (ICPAC, früher Drought Monitoring Centre for the Greater Horn of Africa), welches von der Zwischenstaatlichen Behörde für Entwicklung (IGAD) in Nairobi (Kenia) geleitet und von der WMO finanziell unterstützt wird, stellt klimabezogene Informationen über Dürren für die Region Burundi, Dschibuti, Eritrea, Kenia, Ruanda, Somalia, Sudan, Tansania und Uganda bereit. Zehntägige, monatliche und saisonale Klimabulletins sowie weitere Fachinformationen geben Auskunft über Dürren und Überschwemmungen. Seit Neuestem erstellen die Regional Climate Outlook Forums der WMO Klimaprognosen für das Horn von Afrika und für andere Regionen der Welt.

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Zahlen und Fakten

• Zwischen 1991 und 2001 waren 3,47 Milliarden Menschen von Naturkatastrophen betroffen. 960 000 Menschen kamen ums Leben, und die wirtschaftlichen Einbussen beliefen sich auf 1,193 Billionen USD. [UN/ISDR]

• 90 % aller Naturkatastrophen der vergangenen 50 Jahre sind auf hydrometeorologische Ursachen zurückzuführen. [Centre for Research on the Epidemiology of Disasters]

• Zwischen 1956 und 2005 erhöhte sich die Zahl der wetter-, wasser- und klimabedingten Naturkatastrophen um knapp das 10-Fache, während die damit verbundenen wirtschaftlichen Kosten um beinahe das 50-Fache anstiegen. Vor allem dank verbesserter Katastrophenbewältigung und verlässlicherer Frühwarnungen konnte indessen die Zahl der Todesopfer von 2,66 Millionen (im Zeitraum 1956-1965) auf 0,22 Millionen (1996-2005) gesenkt werden. [WMO]

• Weltweit wird der Meeresspiegel bis zum Jahr 2100 um 18 bis 59 Zentimeter ansteigen; hält das seit Kurzem beobachtete Abschmelzen des Polareises an, dürfte der Anstieg gar um 10 bis 20 Zentimeter höher ausfallen. [IPCC]

• Aufgrund des Anstiegs des Meeresspiegels könnten Millionen Menschen in Bangladesh, Indien und China aus ihren angestammten Regionen vertrieben werden. [US-amerikanisches Verteidigungsministerium]

• 2008 wurden Subsahara-Afrika sowie West- und Ostafrika von schweren Regenfällen heimgesucht, die in Simbabwe zu den stärksten je registrierten Überschwemmungen führten und in Westafrika während der Monsunzeit mehr als 300 000 Menschen betrafen. [WMO]

• Klimaänderungsmodelle lassen darauf schliessen, dass die Häufigkeit und Intensität von Wald- und Buschbränden im Zuge des Temperaturanstiegs zunehmen werden. [IPCC]

• Anfang 2008 forderte der Wirbelsturm Nargis in Myanmar 84 000 Todesopfer. [WMO]

• Im Januar 2008 war in 15 südchinesischen Provinzen eine Fläche von 1,3 Millionen Quadratkilometern von Schnee bedeckt, und die Region verzeichnete anhaltend tiefe Temperaturen und Frost. [WMO]

• 2008 führten heftige Monsunregen und sintflutartige Niederschläge in Südasen einschliesslich Indien, Pakistan und Vietnam zu Sturzfluten, die mehr als 2600 Todesopfer forderten. In Indien mussten 10 Millionen Menschen ihre Heimat verlassen. [WMO]

•Zwischen 1960 und 2000 investierte China 3,15 Milliarden USD in den Hochwasserschutz und hat damit Einbussen im Umfang von rund 12 Milliarden USD vermieden. [UN/ISDR]

• Das Kosten-Nutzen-Verhältnis der Programme zur Katastrophenminderung und zum Aufbau von Vorbereitungsstrukturen im indischen Bundesstaat Andhra Pradesh liegt bei 13:3. [UN/ISDR]

Quelle: UVEK, Bundesamt für Umwelt BAFU, Faktenblatt 3. Weltklimakonferenz in Genf (WCC-3), August 2009
Meeresspiegelanstieg Afrikas Küsten sind bedroht
Kiribati Leben an der Frontlinie des Klimawandels
Klimawandel am Tschadsee
Hochwasser im Sahel

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OcCC: Klimaänderung und die Schweiz 2050
Klimawandel: Was ist das?
ETHZ Klimaforschung nur mit breiter Vernetzung
WMO Atlas der Gesundheit und des Klimas
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Kiribati - Frontlinie des Klimawandels
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