Das Austrocknen der Feuchtgebiete im «Yellowstone National Park» in den USA zum Beispiel liess die Frosch-, die Kröten- und die Salamanderpopulation drastisch schrumpfen.Diese Amphibien sind auf feuchte Bedingungen angewiesen, um zu überleben. Norwegische Lemmings hingegen brauchen trockene Winter, um bis zum Frühling zu überleben, und Forschende berichten, dass deren Habitat in Südnorwegen durch die Klimaveränderung feuchter geworden ist. Diese regionalen Unterschiede, die in den nächsten Jahrzehnten wahrscheinlich noch zunehmen werden, beeinflussen überall die biologische Vielfalt, ebenso wie die Schadstoffe aus der Emission von Partikeln und Gasen im Zusammenhang mit dem Klimawandel. Dies gilt insbesondere für die Weltmeere, welche die Auswirkungen der höheren Temperaturen und steigenden Kohlendioxidwerte immer stärker zu spüren bekommen. Die höheren Temperaturen regen das Wachstum von potenziell schädlichen Algen an und verstärken die Korallenbleiche, die eintritt, wenn Korallen als Stressreaktion natürlich auftretende Algen abstossen. Gleichzeitig reagieren Korallen und im Meer lebende Arten auf die höheren Kohlendioxidwerte. Die Ozeane sind ein natürliches Auffangbecken für Kohlendioxid, da sie dieses ständig aus der Atmosphäre absorbieren. Parallel zur Kohlendioxidmenge in der Atmosphäre ist die Kohlendioxidmenge in den Ozeanen gestiegen - so stark, dass die Ozeane nun versauern, da sich das überschüssige Kohlendioxid mit den Karbonat-Ionen im Meerwasser zu einer Säure verbindet. Diese Versauerung bedroht viele im Meer lebende Arten, da sie die Verfügbarkeit von Kalziumkarbonat reduziert, das schalenbildende Lebewesen für das Wachstum und die Regenerierung ihres Skeletts benötigen. Diese Risiken haben nicht nur auf die biologische Vielfalt, sondern auch auf den Erhalt der Fischgründe auf der ganzen Welt einen Einfluss. Klimaprognosen helfen der Flora und Fauna Australiens Der Bergschlafbeutler lebt in den australischen Alpen, wo er jeweils unter der Schneedecke überwintert. Sollte es in Zukunft erwartungsgemäss weniger schneien, hiesse das nichts Gutes für diesen Bergbewohner, dessen Stoffwechselrate, Futtersuchstrategie und allgemeines Verhalten vom lokalen Klima geprägt sind. Steigt die jährliche Durchschnittstemperatur in dieser Region um nur ein Grad Celsius, könnte der Bergschlafbeutler, der ausschliesslich in Australien vorkommt, aussterben. Klimainformationen spielen eine wichtige Rolle für die Zukunft des Bergschlafbeutlers: Sie geben den lokalen Gemeinden die Mittel, die sie nun brauchen, um die lokalen Bergschlafbeutlerpopulationen zu ermitteln, andere Belastungen durch die Umwelt zu reduzieren und die Widerstandskraft dieser Spezies zu erhöhen. Förderung von Klimainformationen für die Erhaltung der Natur Das australische Anpassungsprojekt ist nur eines von mehreren Zusammenarbeitsprojekten, durch die besser verstanden werden soll, wie das Klima die biologische Vielfalt und eine gesunde Umwelt beeinflusst. Hier einige Beispiele für weitere neuere und laufende Projekte: • Als Reaktion auf das weltweite Problem des Klimawandels hat die indonesische Regierung einen Nationalen Plan für die Klimawandelmilderung und -anpassung formuliert, der eine Reihe von Strategien zur Minimierung der Folgen des Klimawandels in verschiedenen Bereichen umfasst. Sie hat auch einen Nationalen Rat für den Klimawandel ins Leben gerufen, an dem sich die indonesische Agentur für Meteorologie, Klimatologie und Geophysik (BMKG) aktiv beteiligt. • Das «International Ocean Carbon Coordination Project» (IOCCP) fördert den Aufbau eines weltweiten Netzwerks für Beobachtungen im Zusammenhang mit Kohlenstoff. Es wird von der Zwischenstaatlichen ozeanographischen Kommission (IOC) der Organisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft, Kultur und Kommunikation (UNESCO) unterstützt. Das Projekt soll die Forschung und die Kenntnisse darüber verbessern, wie sich der Kohlenstoffkreislauf auf die Ozeane auswirkt. Zum Projekt gehört auch das «Ocean Acidification Network», dessen Ziel die Verbesserung der Kenntnisse über die Rolle von Kohlendioxid bei der Versauerung der Weltmeere ist. • Eine webbasierte Anleitung zur Integration der Biodiversität in die Planung der Anpassung an das Klima sammelt Informationen und Instrumente von verschiedenen Partnern und stellt sie ins Internet. Das Projekt unterstützt die Vertragsparteien der UNO-Konvention über die biologische Vielfalt weiterhin in ihrem Bestreben, Klimainformationen in ihre Tätigkeit zu integrieren. • Das «Coral Reef Targeted Research and Capacity Building for Management Program» ist ein internationales Programm, das wissenschaftlich fundierte Informationen für die Bewirtschaftung von Korallenriffen bereitstellt. Seine kürzlich erschienene Publikation Reef Restoration Concepts & Guidelines führt auf, wie Korallenriffe angesichts der klimabedingten und anderen weltweiten Veränderungen wiederhergestellt werden können. Es enthält mehrere Fallstudien, einschliesslich des Projekts in Fidschi zur Wiederherstellung eines Riffteils, der in den Jahren 2000 und 2002 ausgebleicht worden war. All diese Tätigkeiten verlangen eine langfristige Klimabeobachtung, um bestmögliche Ergebnisse zu erzielen. • Das von der Weltbank finanzierte «Gourma Biodiversity Conservation Project» will ermitteln, ob die Bevölkerung in trockenen Gebieten eine bedrohte Spezies retten kann. Das Projekt hilft Elefanten, bewohnte Gebiete in Mali zu überqueren, und erleichtert damit der Bevölkerung die Anpassung an den Klimawandel im Sahel. Kommen Elefanten in ein bestimmtes Gebiet, kann dies den einheimischen Bauern und Hirten zum Beispiel signalisieren, dass die Regenzeit beginnt, da diese Tiere sich nur verschieben, wenn sie Wasser erwarten. Weitere in der Region Mali betroffene Tiere sind Giraffen, Löwen, Geparde, Zwergflusspferde und viele Vogelarten. Zahlen und Fakten • Seit der industriellen Revolution sind die Ozeane um 30 Prozent saurer geworden. [IOCCP-UNESCO/IOC] • In den letzten 200 Jahren haben die Ozeane etwa die Hälfte des menschlich verursachten Kohlendioxids absorbiert und langfristig gespeichert. [National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA), USA] • Die Chemie des Ozeans verändert sich zurzeit über 100-mal schneller als in den letzten 21 Millionen Jahren. [IOCCP-UNESCO/IOC] • 1998 starben weltweit 16 Prozent der Korallen durch massenhafte Bleichung ab. Auslöser waren erhöhte Oberflächentemperaturen des tropischen Meers während eines El Niño. Gemäss vielen Forschenden werden sich solche Korallenbleichen mit dem Klimawandel häufen. [UNESCO] • Die Häufigkeit von Ereignissen, die Korallenbleichen auslösen, nimmt mit einer Rate von 1,6 Prozent pro Jahrzehnt zu, und die Schwelle für solche Bleichen wird lange vor 2100 jedes Jahr erreicht werden, sollten die Temperaturen wie prognostiziert steigen. [UNESCO] • Für jedes Grad Erwärmung das über heutige regionale Temperaturen hinausgeht, könnten sich die Baumgrenzen in beiden Hemisphären um 100 Kilometer nach Norden, respektive Süden verschieben. [Organisation der Vereinten Nationen für Ernährung und Landwirtschaft (FAO)] • Jede dritte bekannte und endemische Pflanze auf Inseln ist bedroht; bei den Vögeln sind 23 Prozent der Inselarten gefährdet, gegenüber nur 11 Prozent des weltweiten Vogelbestands. [Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC)] • Zwischen 20 und 30 Prozent der Spezies sind immer stärker vom Aussterben bedroht, wenn sich die globale Erderwärmung im aktuellen Tempo fortsetzt. [IPCC] • Die grosse Mehrheit der gut erforschten Spezies ist in Bezug auf ihre Verteilung, ihre Population oder beidem im Abnehmen begriffen. Obwohl in den Wäldern mit gemässigtem Klima die Tendenz umgekehrt wurde und zwischen 1990 und 2005 jährlich 30'000 Quadratkilometer dazugewonnen wurden, ging die Abholzung in den Tropen weiter: Im gleichen Zeitraum wurden jährlich 130'000 Quadratkilometer gerodet. Über 16'000 Spezies gelten als vom Aussterben bedroht. [UNEP Global Environment Outlook-4] • Alpine Pflanzensorten sind in grössere Höhen gewandert; ihre Verschiebung betrug im letzten Jahrhundert zwischen knapp 1 Meter und fast 4 Meter pro Jahr. Im gleichen Zeitraum erhöhte sich die Temperatur in den Zentralalpen um 0,7 Grad Celsius. [FAO]
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