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Klimawandel und Migration |
Neue Studie: Klimawandel hat nachweisbare Auswirkungen auf Migration
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von Sandra Bulling
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200 Millionen Menschen könnten bis zum Jahr 2050 vor dem Klimawandel auf der Flucht sein
Immer mehr Menschen müssen ihr Zuhause verlassen, weil der Klimawandel dieses unbewohnbar gemacht hat.
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Wenn jetzt keine konsequenten Massnahmen zum Stopp der globalen Erwärmung ergriffen werden, so könnten die Auswirkungen auf Migration und Vertreibung alle negativen Erwartungen übertreffen. Der Klimawandel trägt bereits jetzt zu Vertreibung und Abwanderung bei. Alle Schätzungen gehen davon aus, dass in den nächsten Jahren Millionen Menschen auf der Flucht sein werden. Die Konsequenzen für die menschliche Sicherheit könnten verheerend sein. Dies sind die Hauptaussagen einer aktuellen Studie, die am 10. Juni 2009 in Bonn im Rahmen der Klimaverhandlungen vorgestellt wurde. Die Studie "Obdach gesucht. Auswirkungen des Klimawandels auf Migration und Vertreibung" wurde von CARE International, dem Institut für Umwelt und menschliche Sicherheit der Universität der Vereinten Nationen (UNU-EHS) und dem International Earth Science Information Network (CIESIN) der Columbia Universität verfasst.
Die genaue Zahl der Menschen, die auf der Flucht sein werden, ist ungewiss. Die Internationale Organisation für Migration (IOM) schätzt, dass es bis zum Jahr 2050 etwa 200 Millionen Vertriebene aufgrund des Klimawandels geben wird. "Der Klimawandel hat heutzutage einen immer grösseren Einfluss auf die Entscheidung der Menschen, ihre Heimat zu verlassen", sagt Charles Ehrhart, Klimakoordinator von CARE und einer der Autoren der Studie. "Die möglichen Auswirkungen eines steigenden Meeresspiegels sind Besorgnis erregend. Im dicht besiedelten Flussgebiet des Mekongs in Vietnam würde ein Anstieg von zwei Metern die Häuser von 14,2 Millionen Menschen und die Hälfte des Ackerlandes überschwemmen", so Ehrhart.
"Die meisten Menschen werden innerhalb des eigenen Landes Obdach suchen, während ein Teil in andere Länder ziehen wird", ergänzt Dr. Wolfgang Jamann, Hauptgeschäftsführer von CARE Deutschland-Luxemburg. Jamann weiter: "So manche Vertreibung aus der Heimat könnte durch Anpassungsmassnahmen verhindert werden." Doch Entwicklungsländern fehle es oft an Geld, um die Menschen bei der Anpassung an neue klimatische Bedingungen zu unterstützen. "Wir brauchen neue Denkanstösse und praktische Ideen, um die Gefahren zu verringern, die Klima-Migration auf menschliche Sicherheit und Gesundheit auslöst", sagt auch Dr. Koko Warner vom Institut für Umwelt und menschliche Sicherheit an der Universität der Vereinten Nationen (UNU-EHS) und Hauptautorin der Studie.
Die Studie basiert in Teilen auf einem kürzlich abgeschlossenen Forschungsprojekt der Europäischen Kommission (Environmental Change and Forced Migration Scenarios; EACH-FOR). Dazu bieten die Autoren Politikempfehlungen und eine Analyse sowohl der Gefahr als auch der möglichen Lösungswege. Neue Landkarten zeigen die Bedeutung des Klimawandels und die Verteilung der Bevölkerung in bestimmten Regionen. "Wir müssen erkennen, dass Migration eine zwingende Reaktion auf die negativen Auswirkungen des Klimawandels ist", sagt Dr. Warner. "Die politischen Entscheidungen, die wir heute treffen, bestimmen, ob Migration in Zukunft nur eine von mehreren möglichen Anpassungsmassnahmen sein wird. Oder ob sie der tragische Beweis unseres kollektiven Scheiterns sein wird, weil wir nicht rechtzeitig bessere Alternativen geboten haben", so Warner.
Die Studie "Obdach gesucht. Auswirkungen des Klimawandels auf Migration und Vertreibung" wurde verfasst von CARE International, dem Institut für Umwelt und menschliche Sicherheit der Universität der Vereinten Nationen (UNU-EHS) und dem International Earth Science Information Network (CIESIN) der Columbia Universität. Finanziell wurde sie von dem Flüchtlingskommissariat der Vereinten Nationen (UNHCR) und der Weltbank unterstützt.
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Die Folgen des Klimawandels sind heute schon ein Grund für Migration und Vertreibung. Obwohl die genaue Anzahl der Menschen, die bis zur Mitte des Jahrhunderts aus ihrer Heimat aufgrund des Klimawandels vertrieben worden sein werden, noch unklar ist, steht eins fest: das Ausmass der Migration kann alles bisher Dagewesene übertreffen. Menschen in Entwicklungsländern und Inselstaaten werden als erstes und am schwersten betroffen sein.
Die Konsequenzen für alle Aspekte von Entwicklung und menschlicher Sicherheit könnten gravierend sein. Ein Grossteil der Menschen wird im eigenen Land Zuflucht suchen, andere werden sich auf der Suche nach besseren Zukunftschancen über Landesgrenzen hinweg bewegen. Ein Teil der Migration und Vertreibung kann durch die Umsetzung von Anpassungsmassnahmen verhindert werden. Allerdings verfügen ärmere Länder nicht über die nötigen Ressourcen, um flächendeckend Anpassung zu betreiben. Deshalb könnten Gesellschaften, die vom Klimawandel betroffen sind, in einer Abwärtsspirale von ökologischem Zerfall gefangen werden, an deren Ende der Zusammenbruch der sozialen Netzwerke steht. Gewalt und Konflikte könnten so zunehmen. In diesem sehr plausiblen Szenario des schlimmsten Falles müssten grosse Gruppen von Menschen um ihres Überlebens willen auswandern.
Klimabedingte Migration und Vertreibung kann nur dann erfolgreich bekämpft werden, wenn sie als globale Prozesse und nicht als lokale Krisen verstanden werden. Das Prinzip der gemeinsamen, aber aufgeteilten Verantwortlichkeiten - gleichermassen um die Vertreibung zu verringern und die unvermeidbare Migration zu unterstützen - muss also allen politischen Verhandlungen und folgenden Ergebnissen zugrunde liegen. Die Verantwortung für die Unterstützung und den Schutz von vertriebenen Bevölkerungsgruppen kann nicht allein auf den Schultern der am meisten betroffenen Länder ruhen.
Charakter und Ziel dieser Studie
Diese Studie untersucht, wie Umweltschocks und Belastungen, vor allem solche, die in Verbindung mit dem Klimawandel stehen, Menschen dazu bewegen, ihre Heimat zu verlassen, um "fruchtbares Land" zu suchen - oder einfach nur, um zu überleben. Um informierte Entscheidungen treffen zu können, benötigen politische Entscheidungsträger und Akteure der Entwicklungszusammenarbeit ein besseres Bild von dem Zusammenhang zwischen Veränderungen der Umwelt, Vertreibung und Migration. Aus diesem Grund bietet diese Studie folgendes an:
empirische Befunde von einer erstmalig durchgeführten Studie auf mehreren Kontinenten zum Thema Umweltveränderungen und Migration
neue Landkarten, die darstellen, wie und wo der Klimawandel deutliche Vertreibung und Migration verursachen kann
Politikempfehlungen, die das gemeinsame Denken von Schlüsselinstitutionen aus dem multilateralen, dem wissenschaftlichen Sektor und Nichtregierungsorganisationen widerspiegeln. Diese Akteure arbeiten unmittelbar mit einigen der weltweit am stärksten gefährdeten Gemeinschaften zusammen.
Heute getroffene Entscheidungen werden darüber bestimmen, ob Migration eine von mehreren Anpassungsmöglichkeiten wird, oder eine Frage des nackten Überlebens, falls die internationale Gemeinschaft darin scheitert, bessere Alternativen aufzuzeigen.
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Studie
Obdach gesucht.
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Auswirkungen des Klimawandels auf Migration und Vertreibung
Zusammenfassung in deutscher Sprache |
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Quelle: Text CARE Deutschland, September 2009 |
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