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Klimawandel
in Deutschland |
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Herausforderungen
des Klimawandels: Intensive internationale und nationale Zusammenarbeit |
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Rede
von Wolfgang Kusch Präsident des Deutschen Wetterdienstes, 2008 |
Die
Klimaveränderung ist das wissenschaftliche und politische Topthema
der Gegenwart. Obwohl es den Klimawandel schon immer gibt, ist er in den
letzten Jahren in den Fokus des weltweiten Interesses gerückt! Woran
liegt das? Wir Menschen greifen massiv in das Klimageschehen ein. Der Klimawandel
ist deshalb nicht nur ein attraktiver Forschungsgegenstand, sondern beliebter
Diskussionsstoff von Talkrunden. Die Folgen dieser Veränderung können
die nationalen Wetterdienste bereits beobachten und messen. So ist seit
Beginn des 20. Jahrhunderts die globale Jahresmitteltemperatur um gut 0,7
Grad angestiegen. In Deutschland waren es sogar 0,9 Grad. Dieser Anstieg
erfolgte jedoch nicht gleichmässig, sondern hat sich in den vergangenen
50 Jahren beschleunigt. Zugleich erleben wir, dass weltweit trockene Gebiete
immer trockener und feuchte Gebiete immer feuchter werden. Die Folgen dieser
Entwicklung - immer heftigere Dürren mit Hungersnöten oder Überschwemmungen
- kennen wir aus den Medien.
2007
gehörte zu den zehn wärmsten Jahren seit 1860
Obwohl
ein einzelnes Jahr niemals Beleg für einen Klimatrend sein kann, gab
es 2007 Ereignisse, die
gut ins Bild des unaufhaltsam rollenden Klimazuges passen. 2007
gehört zu den zehn wärmsten Jahren seit 1860. Eine Folge
war: Die Polarforscher konnten im vergangen Jahr die geringste arktische
Meereisausdehnung seit 1979 beobachten. Die Nordwest-Passage
ist befahrbar geworden. In Europa erlebten wir einen aussergewöhnlich
milden Winter und ein deutlich zu warmes Frühjahr. Im Juli 2007 kam
es in England zu den schwersten Überschwemmungen seit mehr als 60
Jahren. Auch 2007 ist der Meeresspiegel um etwa drei Millimeter angestiegen.
Seit 1870 sind es inzwischen 20 Zentimeter. Diese Trends mit ihren zum
Teil bedrohlichen Folgen werden wahrscheinlich anhalten. Das erwarten die
Zukunftsszenarien der Klimaforscher und legt der Blick in die exakt gemessene
Klimageschichte der vergangenen 100 Jahre nahe.
Da
das Klimasystem wie das Wetter keine nationalen Grenzen kennt, ist internationale
Zusammenarbeit bei der Beobachtung und Analyse der Klimaveränderung
seit Jahrzehnten eine Selbstverständlichkeit. Ich bin froh, dass inzwischen
auch bei den Entscheidungen und Massnahmen zur Anpassung an die Klimaveränderung
globales Denken und Handeln voran kommt. Internationale Kooperationen sind
unsere einzige Chance, wirkungsvolle Strategien zur Anpassung an den Klimawandel
umzusetzen.
Der
Deutsche Wetterdienst stellt sich dieser Herausforderung durch umfassende
internationale Zusammenarbeit. Ein Schwerpunkt unseres internationalen
Engagements ist das Klimamonitoring - also die Beobachtung und Überwachung
des Klimas sowie die Auswertung und Interpretation solcher zuverlässiger
Beobachtungsdaten. Ich darf Ihnen zwei Beispiele nennen: Mit seinem Weltzentrum
für Niederschlagsklimatologie (WZN) sammelt und bewertet der DWD im
Auftrag der Weltorganisation für Meteorologie - einer UN-Tochter -
weltweit alle verfügbaren Daten zum Niederschlag. Ohne diese Leistung
gäbe es keine belastbaren Zahlen zur Niederschlagsentwicklung in den
Berichten des internationalen Klimabeirates (IPCC).
In
Europa federführend verantwortlich ist der DWD auch beim Klimamonitoring
mit Hilfe von Satelliten. Im Auftrag von Eumetsat, der europäischen
Organisation für den Betrieb von Wettersatelliten, steuert und koordiniert
der DWD die Nutzung von Satellitendaten für die Beobachtung des Klimas.
Die Satellitenklimatologie trägt entscheidend dazu bei, weisse Flecken
auf der Weltkarte der KlimaÜberwachung zu schliessen - denken Sie
an die Ozeane, wo es kaum Beobachtungen 'vor Ort' gibt.
Durch
sein internationales Engagement, seine weltweite Vernetzung und seine Funktion
als Nationales Klimadatenzentrum der Bundesrepublik Deutschland ist der
DWD in der Lage, den politischen Entscheidungsträgern in Deutschland
belastbare Aussagen zum Zustand und zur Entwicklung des Klimasystems bereitzustellen.
Diese Politikberatung ist eine zentrale Aufgabe des Deutschen Wetterdienstes.
Erst belastbare Klimafakten ermöglichen der Politik und der öffentlichen
Verwaltung zu entscheiden, wie sich unser Land frühzeitig auf den
Klimawandel und seine Auswirkungen einstellen muss.
Die
Herausforderungen, vor die uns der Klimawandel stellt, sorgen aber nicht
nur international für mehr miteinander. Auch in Deutschland rückt
die 'Klima-Community' enger zusammen. Die Aufgaben, die vor uns liegen
sind so gross, dass für Einzelkämpfer kein Platz ist. Deutschland
verfügt über eine international anerkannte klimatologische Kompetenz.
Die Basis hierfür liefert der DWD. Inzwischen treiben die wichtigsten
Einrichtungen, die sich mit dem Klimawandel beschäftigen, die Zusammenarbeit
bei der Forschung und die Bündelung von Ressourcen intensiv voran.
Dazu gehört auch der Deutsche Wetterdienst. Dieser Prozess wird von
der Politik aktiv unterstützt.
Zu
den wichtigsten nationalen Kooperationen, an denen der DWD teil nimmt,
gehört die neue Behördenallianz. Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz
und Katastrophenhilfe (BBK), das Technisches Hilfswerk (THW), das Umweltbundesamt
(UBA) sowie der DWD haben sich zusammengeschlossen. Unser Ziel ist, der
Bundesregierung und den Katastrophenschutzbehörden aus einer Hand
zuverlässige und wissenschaftlich abgesicherte Aussagen zu den Klimatrends
und deren möglichen Folgen zu vermitteln. Das ist praxisorientierte
Beratung von Politik und Administration im besten Sinne.
Eine
weitere zukunftsweisende Kooperation mit Beteiligung des DWD ist das im
Herbst 2007 beschlossene Deutsche Klimakonsortium (DKK). Hier haben sich
kompetente ausseruniversitäre Forschungseinrichtungen und Universitätsinstitute
zusammengefunden. Ziele des DKK sind zum Beispiel die fachübergreifende
Bündelung der Expertisen zum Thema Klimawandel und die Information
von Politik, Verwaltung und Öffentlichkeit zu Fragen des Klimawandels.
Der
DWD hat im Juli 2007 erstmals einen Klimaworkshop veranstaltet und dazu
die wichtigsten deutschen Klimaforschungseinrichtungen an einen Tisch geholt.
Im Mittelpunkt stand die Frage, wie vergleichbar und wie nutzbar die verschiedenen
regionalen Klimamodelle sind, die auch Deutschland beschreiben. Das Fazit
war ernüchternd: Zwischen den Prognosen der regionalen Modelle bestehen
noch erhebliche Unterschiede.
DWD
vergleicht regionale Klimamodelle für die Klimaberatung in Deutschland
Um
für die Nutzer von Aussagen zum regionalen Klimawandel mehr Licht
ins Dunkel zu bringen, hat sich der DWD dieses Problems angenommen. Da
wir selbst keine Präferenz für ein bestimmtes Klimamodell haben,
sind wir neutral. Der DWD wird die unterschiedlichen Szenarien und regionalen
Modellrechnungen der Klima-Modellierer so verdichten, dass wir die Spannbreite
der zu erwartenden Klimaänderungen bestimmen können. Das ermöglicht
uns dann die Politik, Behörden und die Wirtschaft - also unsere Schlüsselkunden
- zu den Auswirkungen des Klimawandels zu beraten. Beispiele hierzu sind
Bereiche wie die Wasserwirtschaft, der Hochwasserschutz oder die Stadt-
und Gebäudeplanung.
Die
Frage nach dem Ja oder Nein von Klimaveränderung hat sich erledigt.
Der Klimawandel ist Teil unseres Alltags. Jetzt kommt es entscheidend darauf
an, alle Kräfte und alle Erkenntnisse zu bündeln, um die Folgen
der Klimaveränderung in den Griff zu bekommen. Dazu leistet die Bundesrepublik
Deutschland mit ihrem nationalen Wetterdienst, dem DWD, weltweit einen
wichtigen Beitrag.
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Quelle:
Text Deutscher Wetterdienst (DWD), April 2008 |
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