Für die Fische wird es definitiv zu heiss Was Badegäste freut, ist für die Fische Kampf ums Überleben: Die viel zu warmen Bäche und Seen. Der Schweizerische Fischerei-Verband SFV ist besorgt, weil in den meisten Mittelland-Kantonen bereits Abfischungen vorgenommen werden mussten - und Erinnerungen an den Hitzesommersommer 2003 aufkommen. Äschen, Forellen und andere Fischarten reagieren auf die ungesund warmen Gewässer reagieren. Wassertemperaturen über 20°C bedeuten für die meisten Fischarten bereits Stress. Ab 23°C wird es kritisch. 25°C, vor allem über längere Zeitspannen, bedeuten für Äschen und Forellen oft das Todesurteil. Kommt es zum Massensterben wie 2003? Der Schweizerische Fischerei-Verband wünscht sich eine längere Regenphase. Doch im Moment deutet meteorologisch leider wenig darauf hin. Im Gegenteil, ungute Erinnerungen kommen an den Hitzesommer 2003 hoch. Damals waren die Gewässer sehr warm - im Rhein wurden zum Beispiel 27 Grad gemessen - was zu einem Massensterben bei den Äschen geführt hat. Noch ist es nicht ganz so weit. "Aber, wir sind in grosser Sorge", sagt Philipp Sicher, Geschäftsführer des Schweizerischen Fischerei-Verbandes SFV. "Die Zeichen stehen auf Tragödie." Aus vielen Kantonen sind bereits Abfischungen bekannt (Fischereiaufseher und/oder Fischer retten Fische aus trocknenden Gewässern siedeln sie um). Was kann man tun?
Über den Tag - will heissen über den Hitzesommer 2018 - hinaus macht die Situation deutlich, wie wichtig natürliche Lebensräume dank Renaturierungen sind.Dabei ist der Häufung von Trockenperioden noch mehr Beachtung zu schenken. Beschattung und Tiefwasserkolke als Rückzugsorte werden dabei immer wichtiger Neben der Sonneneinstrahlung ist auch entscheidend, wie der Umgang mit Abwärme aus Abwasser und Industrieanlagen ist. Und überhaupt: Das Klima schlägt zurück, weil wir zu wenig achtsam mit der Natur umgehen und nach wie vor zu viele fossile Brennstoffe zulassen. Das Fischsterben im grossen Stil hat begonnen. Die Trockenheit schlägt erbarmungslos zu: Das Fischsterben im grossen Stil hat begonnen. Stark betroffen ist der Rhein zwischen Untersee und Rheinfall mit dem national grössten und wertvollsten Bestand an Äschen. Fische sterben aber auch trotz grosser Rettungsaktionen im ganzen Mittelland. Die schlimmsten Befürchtungen wegen der anhaltenden Trockenheit sind eingetreten: Tote Äschen. Dass es die Äschen am Schaffhauser Hochrhein als erstes trifft, war zu befürchten, wie der Schweizerische Fischerei-Verband SFV in einer Medienmitteilung schreibt. Laut der Fischereiverwaltung des Kantons Schaffhausen und dem Schaffhauser Fischereiverband sind bisher bereits eine Tonne tote Fische geborgen worden. (Stand 5.8.18) Neben Äschen werden auch vereinzelt tote Barben, Aale, Forellen und andere gefunden. Ursachen: Zu wenig und zu warmes Wasser Was für alle Kantone ausserhalb des Alpengebiets zutrifft, zeigt sich in Schaffhausen exemplarisch: Der Wasserstand sinkt und die Temperatur steigt. Am Sonntag, 5. August 2018, kletterte die Wassertemperatur auf über 27,6°C . Dabei gelten 25°Cals "Todes-Grenze" für die Äsche. Fischer sammeln in ehrenamtlicher Tätigkeit täglich die toten Fische ein und gewährleisten die Hygiene am Rhein. Für die Bevölkerung ist das Äschensterben deshalb nicht direkt sichtbar! Die Anzahl verendeter Fische steigt jedoch täglich. Die gesammelten Fische werden durch den Zivilschutz in Kadaversammelstelle entsorgt. Fischereiverwaltungen und Fischer im Dauereinsatz "Wir schauen dem Fischsterben nicht tatenlos zu", sagt Samuel Gründler, Präsident Fischereiverband Schaffhausen und Mitglied der Geschäftsleitung des Schweizerischen Fischerei-Verbandes. In der Tat stehen in allen betroffenen Kantonen Fischereiaufseher und Fischer im Dauereinsatz. "Wir retten so viele Fische wie möglich und wir haben Erfolg", so Gründler. Landauf, landab werden in kleineren Gewässern Abfischungen vorgenommen und Fische umgesiedelt. Besser gewappnet als 2003 Der Schweizerische Fischerei-Verband attestiert den Fischereiverwaltungen und den Fischereivereinen, dass sie besser auf Fischsterben vorbereitet sind als im "Todessommer" 2003. Notfallkonzepte existieren und es wird fast Tag und Nacht gearbeitet. Bemerkenswert sind auch die Eigeninitiativen der Kantonalverbände und Vereine, die die Bevölkerung mit Plakaten auf die Bedürfnisse der Fische aufmerksam machen. Um die Fischbestände im Rhein und anderen Schweizern Gewässern aber langfristig zu schützen, müssen Lebensräume mit Kaltwasserzonen (temporäre Vertiefungen, wo sich das kalte Wasser sammelt) geschaffen und die Fischwanderung in kühlere Gewässerabschnitte sichergestellt werden. Regen - Renaturierungen - Fischwanderungen Das schweizweite Ausmass des Fischsterbens kann im Moment noch nicht abgeschätzt werden Alle Kräfte sind an der Schadenminimierung. Und vor allem: ER soll endlich kommen, der Regen - und bitteschön intensiv und lang anhaltend! Die Probleme mit der Hitze bestätigen den SFV in seinen langjährigen Forderungen: Renaturierungen, genug beschattete Gewässerabschnitte und Aufhebung der über 1'000 wasserkraftbedingten Hindernissen. "Fress-Skandal" am Untersee Während die Fischer am Rhein pausenlos mit allen verfügbaren Kräften und bis zur Erschöpfung um jeden einzelnen Fisch kämpfen, wird am Untersee und dem Seeauslauf durch einige deutsche Berufsfischer gnadenlos Kapital aus der aktuellen Situation geschlagen. Aktuell sind Äschen und Forellen das Angebot des Tages. Unglaublich und umso schockierender: Etliche Restaurantsbieten Äschen auf der Karte an - wobei dies oft im Verborgenen geschieht und die Fische beim Nachfragen als «Beifang» taxiert werden. Dies ist umso schockierender im Wissen darum, dass ein Teil der Äschen und Forellen aufgrund der hohen Wassertemperaturen in die Tiefen des Untersees geflüchtet sind. Dort, in den tiefen kühlen Wasserschichten hätte ein guter Anteil des Fischbestandes eine Chance zum Überlegen. Absolut inakzeptabel die Tatsache, dass nun offensichtlich gezielt auf Äschen gefischt wird. Da diese Fische bei einem Fischsterben im Rhein die Grundlage für den Wiederaufbau einer starken Population im Rhein sind, muss hier von einem Skandal gesprochen werden. Damit schaden diese schwarzen Schafe nicht nur der Rheinäsche insgesamt, sondern zerstören sich auch selbst die Grundlage für spätere Fänge. Der SFV fordert hier endlich ein hartes Durchgreifen.
Die anhaltend sehr hohen Wassertemperaturen im Rhein von teilweise über 27° C haben den Druck auf die Fischbestände - insbesondere Äschen und Forellen - stetig erhöht. Nachdem auch dank der getroffenen Massnahmen zur Zufuhr von kälterem Wasser grössere Abgänge von Fischen bis anhin verhindert werden konnten, setzt nun doch ein grösseres Fischsterben ein. Gestützt auf die Erfahrungen beim letzten Äschensterben 2003 haben die Verantwortlichen die möglichen Rettungs- und Entsorgungsmassnahmen eingeleitet. Viele Äschen, die ums Überleben kämpfen, ziehen sich an kühlere Stellen wie Bachmündungen und Grundwasseraufstösse zurück. Die Überlebenschancen lassen sich verbessern, indem solche Stellen künstlich ausgebaut werden. Gemäss dem bestehenden Notfallkonzept wurde dies in Zusammenarbeit mit den Fischereivereinen und dem Kraftwerk Schaffhausen an den Zuflüssen in den Rhein umgesetzt. Badende und Bootsführende sind dringend gebeten, solche Stellen zu meiden, da jede Störung den Fischen zusätzlich zusetzt. Verschiedentlich werden zudem unter Stress leidende Fische mittels Netzfang eingefangen und in kühlere Becken evakuiert. Da im Sommer ohnehin keine Äschen gefangen werden dürfen, entfällt ein sofortiges Fangverbot. Nachdem der Laichfischfang im Frühling mit einer hohen Schlüpfrate erfolgreich war, wurden vorsorglich 35'000 Jungfische zum "Übersömmern" in geeignete Fischzuchtanstalten gebracht, um später als Besatz für den Aufbau einer neuen Population eingesetzt zu werden. Die verendeten Fische werden gemäss einem ebenfalls vorbereiteten Notfallplan von den Fischern, koordiniert mit dem Zivilschutz und dem Veterinäramt, eingesammelt und entsorgt. Die Bevölkerung wird gebeten, die toten Fische nicht selber zu behändigen. Aktuell beläuft sich die entsorgte Menge Fisch auf ca. 1'000 Kilogramm, was einem Viertel bis einem Drittel des jährlichen Fangertrages entspricht. Angesichts der Wetterlage ist mit einer weiteren Zunahme an toten Fischen in den nächsten Tagen zu rechnen. Ein Massensterben wie im Hitzesommer 2003, als 90 Prozent des gesamten Äschenbestandes verendeten, tritt hoffentlich nicht ein. Die Qualität des Rheinwassers als Badewasser wird durch die toten Fische nicht massgeblich beeinträchtigt. Es wird wie auch sonst generell empfohlen, nach dem Bad zu duschen oder sich gut abzutrocknen. Zurzeit konzentrieren sich alle Anstrengungen auf die Überlebenshilfe für die Äsche und auf die Gewässerhygiene. Dank gebührt dabei allen Erholungssuchenden, welche auf dem Rhein die gebotene Vorsicht walten lassen.
|