Hitzewellen: 2015 eines der extremsten Jahre der Messgeschichte An der ZAMG wurde die Zahl der Tage während Hitzewellen für jedes Jahr seit Beginn der Messgeschichte untersucht. In allen Landeshauptstädten nimmt 2015 einen Platz unter den extremsten Jahren ein. Für Wien zeichnet sich in Bezug auf Zahl von Hitzewellen-Tagen momentan Platz zwei hinter dem Jahr 2003 ab. In allen Landeshauptstädten mit mehr als 100 Jahren Messgeschichte erkennt man ausserdem, dass Hitzewellen mit einer Serie von Maximumtemperaturen um und über 30 °C in den letzten Jahrzehnten häufiger wurden. Vorweg: Ein Ende der aktuellen Hitzewelle ist in Sicht. Die Prognosen der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) zeigen, dass schon am Samstag in der Westhälfte Österreichs Höchsttemperaturen unter 30 °C zu erwarten sind, spätestens zu Beginn der nächsten Woche dann auch in der Osthälfte von Österreich. Schon jetzt ist klar, dass der Sommer 2015 in vielen Regionen Österreichs als einer der heissesten in die Messgeschichte eingehen wird. Zum Beispiel gibt es bereits neue Rekorde an Tagen mit zumindest 30 °C in Bregenz (2015 bisher 24 Tage, alter Rekord aus 2003 mit 19 Tagen) und Linz (2015 bisher 31 Tage, alter Rekord aus 2003 mit 29 Tagen). In Wien wurde ein neuer Rekord an Tropennächten aufgestellt, also Tiefsttemperaturen nicht unter 20 °C (2015 bisher 14 Tropennächte, alter Rekord aus 2006 und 2013 mit 13 Nächten). Hitzewellen: Auswertung nach Kysely Etwas schwieriger sind Untersuchungen der Zahl und Dauer von Hitzewellen in den letzten Jahrzehnten. „Um Hitzewellen statistisch zu untersuchen gibt es viele verschiedene Verfahren. Bei jeder Methode müssen sinnvolle Schwellenwerte gesetzt werden, ab wie vielen Tagen und ab welchen Temperaturen eine Periode als Hitzewelle eingeordnet werden kann", erklärt ZAMG-Klimatologe Robert Klonner, „eine sehr gute Methode stammt vom tschechischen Meteorologen Jan Kysely. Vereinfacht gesagt definiert er eine Hitzewelle mit einer Serie von zumindest drei aufeinanderfolgenden Tagen über 30 °C, die höchstens kurz von einem Tag zwischen 25 und 30 °C unterbrochen wird und die mittlere Maximaltemperatur in der Periode grösser 30 °C ist. Jeden Tag so einer Hitzewelle bezeichnet man als Kysely-Tag. So lassen sich gut Hitzewellen im historischen Vergleich untersuchen." Hitzewellen werden in Österreich häufiger An der ZAMG wurden jetzt für alle Landeshauptstädte im historischen Vergleich die Kysely-Tage ausgewertet, also die sehr heissen Tage, die im Rahmen von Hitzewellen hintereinander auftraten. Die Ergebnisse zeigen einige regionale Unterschiede, aber auch einen eindeutigen Trend, sagt Klimatologe Klonner: „Hitzewellen mit einer Serie von Maximumtemperaturen um und über 30 °C sind in Österreich in den letzten Jahrzehnten deutlich häufiger geworden. Das erkennt man gut an der Auswertung der Wetterstationen mit mehr als 100 Jahre langen Datenreihen, wie Wien, Salzburg, Innsbruck und Graz. Hier brachte seit den 1990er-Jahren nahezu jedes Jahr Hitzewellen." 2015 unter den Spitzenreitern bei Hitzewellen Das Jahr 2015 wird in Bezug auf die Kysely-Tage pro Jahr in allen Bundesländern einen Spitzenplatz in der Rangliste der Hitzewellen einnehmen, sagt ZAMG-Experte Klonner: „In Wien zum Beispiel gab es 2015 schon 33 Hitzewellen-Tage. Nimmt man die Prognose bis kommenden Montag dazu, sind es 38 Tage. Das wäre der zweite Platz in der seit 1872 bestehenden Messgeschichte der Wetterstation Wien Hohe Warte. An der Spitze liegt weiterhin das Jahr 2003 mit 44 Hitzewellen-Tagen." Sommer 2003: 29 sehr heisse Tage in Serie Der Sommer 2003 liegt im Vergleich aller Landeshauptstädte auch weiter an der Spitze was die Dauer einer einzigen Hitzewelle betrifft. Sie dauerte 2003 in Wien, St. Pölten und Eisenstadt 29 Tage. Auf Platz zwei liegen mit 28 Tagen die Hitzewellen in Innsbruck (im Jahr 2013) und in Linz (im Jahr 1971). Platz drei belegen mit 27 Tagen die Hitzewellen in Klagenfurt (2003) und in Graz (2003). Die aktuelle Hitzewelle wird sich in dieser Auswertung vor allem im Osten Österreichs unter den zehn höchsten Werten der Messgeschichte einreihen, sagt Klimatologe Klonner: „In Wien liegen wir in der aktuellen Hitzewelle bei 13 Tagen. Mit Prognosen bis Montag wären es 18 Tage. Das wäre gleichauf mit dem Jahr 2013 Platz drei, hinter den Jahren 2003 und 1994." 2015 unter den ungewöhnlichsten Sommern der Messgeschichte An der ZAMG wurde noch mit einer weiteren Methode untersucht, wie ungewöhnlich die Hitze im Sommer 2015 im langjährigen Vergleich ist. Durch die Klimaerwärmung der letzten Jahrzehnte ist das Temperaturniveau gestiegen, und Tage über 30 und 35 °C sind deutlich häufiger geworden. Hitzewellen in der jüngeren Vergangenheit sind somit länger und intensiver als früher. An der ZAMG wurde daher ausgewertet, wie stark die Hitze in den Sommern über dem jeweiligen damaligen Temperaturniveau lag. „So lässt sich abschätzen, wie ungewöhnlich die Hitze in der jeweiligen Zeit war, also wie heftig der Temperaturausschlag nach oben war", erklärt Robert Klonner von der ZAMG, „in der vorläufigen Auswertung für Wien Hohe Warte ergibt das für den Sommer 2015 momentan Platz sieben in der 143-jährigen Messgeschichte. In der endgültigen Bilanz bis Ende August könnte es auf jeden Fall ein Platz unter den Top 3 werden. Mit dieser Methode erhält man für die ungewöhnlich heissesten Sommer folgende fünf Spitzenreiter: 2003, 1983, 1917, 1992, 1921."
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