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Schweiz
Das Klimaabkommen mit Leben füllen

Den Geist der zweiwöchigen globalen Veranstaltung hautnah erlebt hat Manuel Graf, Vertreter WWF Schweiz vor Ort. Er schlussfolgert, dass die Verhandlungen positiv verliefen − die schwere Arbeit stehe aber noch an. Denn das Pariser Klimaabkommen muss nun belebt werden. Und dafür braucht es Transparenz und Regeln.

Alle sprechen davon, dass man im internationalen Klimaschutz nun endlich vorwärts machen müsse. Macht man das?

Der grosse Durchbruch war letztes Jahr in Paris, wo sich erstmals alle Staaten dazu verpflichteten, ihren Beitrag zur Abwendung einer verheerenden Klimakatastrophe zu leisten. Es wurde nichts weniger als der Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas zur Mitte des Jahrhunderts vereinbart. Heute kann kein Staat und keine Branche mehr glaubwürdig behaupten, dass die anderen nichts tun.

Wie verliefen denn Ihrer Meinung nach die Klimaverhandlungen in Marrakesch, die heute abgeschlossen werden?

Grundsätzlich positiv. Der Geist von Paris konnte weitergetragen werden, wenn auch solche Verhandlungen oft recht langsam vorankommen. Es müssen unbedingt Regeln festgelegt werden, die ein Vergleich der Reduktionsbeiträge der Länder ermöglichen und Transparenz schaffen. Nun müssen die Staaten ihre Hausaufgaben machen und neue Massnahmen für den Klimaschutz planen und einführen. Im Jahr 2018 soll dann zusammen beurteilt werden, wo die Welt steht und welche weiteren Schritte es braucht. Denn wir müssen uns nichts vormachen: Statt unter einer Erhitzung von 1.5 °C oder maximal 2°C zu bleiben, befinden wir uns auf einem Pfad zu ca. 3.5°C!

Unterstützen sich die Staaten denn auch in der Zielerreichung?

Die Staaten sollen und müssen zusammenarbeiten und gemeinsam Lösungen suchen. Bei Entwicklungsländern ist es wichtig, dass sie einen klimafreundlichen Entwicklungspfad einschlagen. Hierzu brauchen sie aber Unterstützung in der Form von Wissen, Finanzen und Technologie.

Was bedeuten die Ziele und Beschlüssen des Abkommens für die Schweiz?

Dass wir von Öl und Gas wegkommen müssen – und zwar zügig. Die Weltgemeinschaft hat beschlossen, dass sie in spätestens 50 Jahren netto kein CO2 mehr emittieren will. Für ein Land wie die Schweiz, mit all ihrem Know-How, technologischen und finanziellen Möglichkeiten, bedeutet dies bereits vor 2050 soweit zu sein. Deshalb dürfen wir beispielsweise Ölheizungen und Erdgasanschlüsse mit einer Lebensdauer von 20 bis 40 Jahren nicht mehr in Betrieb nehmen. Je länger wir warten, desto teurer wird es.

Wie ist Ihre Einschätzung, ist die Schweiz auf dem richtigen Weg?

Wenn wir bei dem bleiben, was der Bundesrat gerade zur Revision des CO2-Gesetzes vorgeschlagen hat, dann sicher nicht. Er ist nicht einmal bereit, das Temperaturziel des Pariser Abkommen zu übernehmen, geschweige denn ein ausreichendes Reduktionsziel und ausreichende Massnahmen vorzuschlagen. Die EU und viele andere Staaten wollen ein doppelt so hohes Tempo angehen.

Die Schweiz gehört also nicht zu den Klima-Vorbildern?

Leider ist die Schweiz nicht so gut, wie wir oft denken. Beim Benzinverbrauch der Autos oder dem Anteil besonders klimaschädlicher Ölheizungen gehört die Schweiz zu den Schlechtesten in Europa. Wir müssen das Tempo erhöhen, wir brauchen ein Klimaschutzziel von minus 60 Prozent bis 2030 gegenüber 1990. Das kann erreicht werden unter anderem über eine erhöhte CO2-Abgabe auf Brennstoffe wie Heizöl und die Fortführung des sehr erfolgreichen und beliebten Gebäudeprogramms.

Es ist doch eklatant, kaum ist das Pariser Klimaabkommen am 4.11 in Kraft getreten, kündigt der designierte Präsident der USA an, dass er nicht an die Klimaerwärmung glaube. Was bedeutet dies für die Welt?

Es gab nach der Wahl von unzähligen Ländern ein öffentliches erneutes Bekenntnis zum Abkommen und zu den internationalen Klimaverhandlungen, unter anderem von China. Der Klimaschutz ist heute an einem ganz anderen Punkt als nur schon vor einigen Jahren.

Inwiefern?

Der Wechsel von fossilen Energien zu nachhaltigen Technologien schreitet voran mit unzähligen Opportunitäten: Unternehmen erkennen die Chance, wie sie damit Geld verdienen können oder Städte realisieren die Vorteile geringer Luftverschmutzung. Dieser Wandel ist stabil. Und man darf nicht vergessen; die Folgen des Klimawandels mit Dürren, Hitzetoten oder Produktionsverlusten in Landwirtschaft und Industrie werden immer offensichtlicher.

Welche Länder sind in ihren klimapolitischen Massnahmen bzw. Zielsetzungen Vorbilder für die Schweiz?

Das absolute Vorbild gibt es leider noch nicht. Schweden hat aber beispielsweise fast die gesamten Emissionen im Gebäudebereich beseitigt. Und Marokko hat ambitionierte Ausbaupläne für erneuerbare Energien und eröffnete dieses Jahr ein riesiges Solarkraftwerk. Nach Abschluss weiterer Ausbauschritte wird es fast doppelt so viel Strom produzieren wie das Atomkraftwerk Beznau I in der Schweiz.

Das Gespräch führte Myriam Stucki.

Quelle: Text WWF Schweiz , 18. November 2016
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