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Ingenieurmangel:
Gefahr, Chance oder Gerede?
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Ingenieurmangel: Gefahr, Chance oder Gerede?
September 2006
Ingenieurmangel in der Schweiz und in Deutschland
Der Ingenieurmangel in der Schweiz und in Europa ist unbestritten. Was bedeutet das für den Industriestandort, den Berufsstand und die Zukunft? Anlässlich einer Podiumsdiskussion von VDI und Swiss Engineering STV diskutierten am 7. September 2006 in Zürich ABB-Personalchef Renato Merz und VDI-Direktor Willi Fuchs diese heissen Fragen. Sowohl VDI-Direktor Willi Fuchs als auch ABB Schweiz - Personalchef Renato Merz, die sich nach kurzen Inputreferaten den Fragen der Swiss Engineering STZ - Chefredaktorin Christa Rosatzin - Strobel stellten, bestätigten den Ingenieurmangel ohne wenn und aber: ABB Schweiz suche heute 100 Ingenieure, bestätigte Merz.

In Deutschland sind heute gemäss Willi Fuchs 18 000 Ingenieurstellen unbesetzt - der Wertschöpfungsausfall betrage dabei über zwei Milliarden Euro. ABB-Personalchef Merz, der freimütig bekannte, dass er diesen Mangel vor drei Jahren so noch nicht vorausgesehen habe, sieht die Lösung in der Förderung des Technikverständnisses in der Schule. Zudem müssten mehr junge Frauen für Ingenieurberufe begeistert werden.

Technik als eigenständiges Schulfach?

Laut Willi Fuchs fordert der VDI in Deutschland sogar, dass Technik ein eigenständiges Schulfach werde: "Wirtschaft und Technik sind die Grundpfeiler unserer Volkswirtschaft und keines dieser Fächer wird in der Volksschule untrerrichtet, das ist doch unverständlich", meinte er dazu.

Angesprochen auf die im Vergleich zum Finanz- und Dienstleistungsbereich tiefen Ingenieursaläre, meinten Merz und Fuchs übereinstimmend, dass sich die Industrie höhere Ingenieursaläre nicht leisten könne. Diese klare Aussage sorgte im übervollen Saal des Kongresshauses Zürich bei manchen Berufsleuten für Stirnrunzeln.

Die hochstehende Diskussion schloss mit dem Appell, dass gerade die technischen Berufsverbände in dieser Frage die Gunst der Stunde nutzen müssen, um die Bedeutung des Berufsstandes gegenüber Politik, Wirtschaft und Gesellschaft zu vertreten und mit klaren Forderungen für eine Förderung des Technikverständnisses auftreten müssen. In diesem Sinne sei der Ingenieurmangel auch eine Chance für den Berufsstand.


Ingenieurmangel: Eine Chance für den Berufsstand
In der heutigen angespannten Arbeitsmarktsituation, in der Firmen zum Teil verzweifelt Ingenieure suchen, können Berufsverbände wie Swiss Engineering STV gegenüber Wirtschaft, Politik und Öffentlichkeit besser die Wichtigkeit und den Nutzen der technischen Berufe und der Ingenieur-Ausbildung propagieren. Zudem bietet sich heute die Chance, dass erfahrene Berufsleute, die früher einem falschen Jugendlichkeitswahn einzelner Unternehmen zum Opfer gefallen sind, sich und ihre Erfahrung wieder einbringen können.

Neben diesen positiven Effekten bleibt aber die Tatsache, dass in der Schweiz und in Deutschland nach wie vor zu wenig junge Leute in technischen Bereichen eine Berufslehre in Angriff nehmen und immer noch zu wenig Studierende technische Studiengänge wählen.

Swiss Engineering STV engagiert sich deshalb aktiv in der nationalen Plattform NaTech-Education, welche die Förderung des Technikverständnisses im Schulunterricht auf allen Stufen unterstützt. Nur wenn Jugendliche in der Schule positive und faszinierende Erfahrungen mit Technik machen, denken sie später daran, einen technischen Beruf zu ergreifen. Dass dieser Beruf dann aber auch angemessen entlöhnt werden muss, gehört mit zur Förderung der technischen Berufe.

Plattform NaTech-Education
Unter dem Patronat von Bundesrat Pascal Couchepin und Bundesrätin Doris Leuthard sowie 54 weiteren Persönlichkeiten aus Wissenschaft, Bildung, Politik und Wirtschaft wurde am 28. August 2006 in Bern die Initiative "NaTech Education" lanciert.

NaTech Education hat zum Ziel, Naturwissenschaften und Technikverständnis in die Bildungskonzepte der Schweiz zu integrieren und so das Technikverständnis zu fördern. Swiss Engineering STV engagiert sich aktiv bei der Plattform NaTech-Education.

Quelle: Text Swiss Engineering September 2006

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Weitere Informationen
Frauenmangel in Wissenschaft und Technologie
Schweiz: Initiative NaTech Education
ETH Zürich: Beliebte Ingenieurwissenschaften - Zunahme 2008
Gymnasiale Ausbildung Schweiz:
Stärkung der Naturwissenschaften und Aufwertung der Maturaarbeit
Links
Externe Links
Swiss Engineering
Schweizerische Akademie der Technischen Wissenschaften
SATW Technoscope
Technoscope ist das Technikmagazin der SATW für Jugendliche. Es berichtet kompetent und unterhaltsam über Technik und technische Berufe.
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