20. Januar 2014: "Wake-Up" der Raumsonde Rosetta Am 20. Januar 2014 um 19.18 Uhr MEZ hat die Raumsonde Rosetta ihren 957-tägigen Winterschlaf im interplanetaren Weltraum beendet - und mit ihr auch die Landeeinheit Philae. Rosetta ist eine Mission der Europäischen Weltraumorganisation ESA mit starker Beteiligung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR), das wesentlichen Anteil an Bau und Betrieb von Philae hat. Das sogenannte "Wake-Up" der Mission Rosetta am 20. Januar 2014 markiert den Beginn eines ereignisreichen Jahres. Rosetta wird sich dem Kometen Tschurjumow-Gerasimenko stetig nähern und ihn im August 2014 schliesslich erreichen. Nach einer umfassenden Kartierung der Oberfläche wird die Landeeinheit Philae, betreut vom Lander-Kontrollzentrum des DLR in Köln, im November 2014 auf dem Kometen aufsetzen und mit der Untersuchung des Kerns beginnen. Anschliessend wird Rosetta den Kometen auf seiner Reise durch das innere Sonnensystem begleiten und dabei aus nächster Nähe beobachten, wie er sich verändert, wenn er der zunehmenden Intensität der Sonnenstrahlung ausgesetzt ist. Rosetta soll neue Erkenntnisse über den Ursprung und die Entwicklung des Sonnensystems liefern und die Frage klären, welche Rolle Kometen bei der Beförderung von Wasser zur Erde und möglicherweise sogar bei der Entstehung von Leben gespielt haben könnten.
Nun liegen nur noch neun Millionen Kilometer vor Rosetta und Philae, bevor sie ihr Ziel, den Kometen Churyumov-Gerasimenko, erreichen. Morgens um 11 Uhr klingelte für Rosetta der Wecker - doch bis die Ingenieure im Kontrollzentrum der ESA ein erstes Signal der Sonde erhielten, vergingen etliche Stunden. Zunächst heizte die Sonde automatisch ihr Navigationssystem wieder auf, richtete die Sonnenpaneele zur Sonne aus und drehte ihre Antenne in Richtung Erde. Rund 45 Minuten benötigte das Signal, um die rund 700'000 Millionen km Entfernung zu überbrücken und den Kontrollraum zu erreichen. Nun ist die Sonde auch wieder für Kommandos von der Erde aus erreichbar. Sobald Rosetta mit Lander Philae an Bord den Kometen 67P/Churyumov-Gerasimenko erreicht, wird sie den Kometen bei seinem Weg in Richtung Sonne begleiten. Zum ersten Mal wird eine Raumsonde aus nächster Nähe verfolgen, wie ein Komet durch das Erwärmen aktiv wird. Eine Premiere wird auch die Landung von Philae auf der Kometenoberfläche im November 2014 sein: Niemals zuvor landete ein Gerät auf einem Kometen und untersuchte den Himmelskörper direkt vor Ort. Gesteuert und betrieben wird der Lander dabei vom Kontrollraum des Nutzerzentrums für Weltraumexperimente des DLR. Die Planetenforscher des DLR sind sowohl auf dem Orbiter Rosetta als auch auf dem Lander Philae mit Instrumenten beteiligt. Die Erforschung des Kometen ermöglicht den Wissenschaftlern einen Blick in die früheste Geschichte unseres Sonnensystem: Kometen bestehen aus ursprünglichem und unverändertem Material und konservieren somit Informationen über die Entstehungszeit des Sonnensystems. Mit der Mission wollen die Planetenforscher aber auch herausfinden, ob das Wasser auf der Erde einst über Kometeneinschläge auf unseren Planeten gebracht wurde. Die Mission Rosetta Rosetta ist eine Mission der ESA mit Beiträgen der Mitgliedsstaaten und der NASA. Lander Philae wurde von einem Konsortium aus DLR, MPS, CNES und ASI beigesteuert.
Grosser Jubel am Center for Space and Habitability (CSH) der Universität Bern: Die Weltraumsonde Rosetta ist nach 31 Monaten im Tiefschlaf pünktlich aufgewacht. Die Berner Weltraumforschenden freuen sich, ihre Messinstrumente an Bord der Sonde nun bald in Betrieb nehmen zu können. Die Anspannung war gross: Vor 957 Tagen versetzte die Europäische Weltraumbehörde ESA die Raumsonde Rosetta in einen Tiefschlaf. Damit sollte die Kometenjägerin auf der kältesten Strecke ihrer Reise beim Planeten Jupiter Energie sparen. Ob die Sonde nach rund zweieinhalb Jahren pünktlich am 20. Januar ihrem internen Wecker folgen und erste Wachsignale senden würde, war unklar. «Bei einer so weiten Reise durch das Weltall fliegt das Risiko immer mit», kommentierte Kathrin Altwegg vom Physikalischen Institut und Center for Space and Habitability der Universität Bern vor rund vierhundert Rosetta-Fans die letzten bangen Minuten des Wartens. Pünktlich zum Dienst gemeldet Um 19.18 Uhr kannte der Jubel in der Halle des Gebäudes für Exakte Wissenschaften der Universität Bern kaum noch Grenzen. Eben hatten die ersten Signale von Rosetta die Erde erreicht. «Das ist eine Riesenfreude, einfach toll», sagte Kathrin Altwegg: «Seit zehn Jahren ist die Sonde unterwegs und aktuell 800 Millionen Kilometer von der Erde entfernt. Das Signal zeigt, dass wir bisher alles richtig gemacht haben». «Der erfolgreiche Weckruf war die Leistung der Ingenieure» erklärte die Weltraumforscherin vor begeisterten Kometenfachleuten und -Fans: «Jetzt kommen wir Wissenschaftler an die Reihe». Aktuell ist Rosetta noch neun Millionen Kilometer vom Kometen 67P/Churyumov-Gerasimenko - genannt «Chury» - entfernt. Massenspektrometer «Rosina» bereit für Tests An Bord von Rosetta befindet sich ein Messinstrument, das die Fachleute um Kathrin Altwegg gemeinsam mit einem internationalen Forscherteam in Bern entwickelt haben. Dieses Massenspektrometer namens «ROSINA» wird die chemische Zusammensetzung der Gase im Schweif des Kometen untersuchen. Laut Plan soll das Berner ROSINA-Team seine Instrumente im Laufe von März und April 2014 in Betrieb nehmen und Tests durchführen. «Mit dem Aufwachen von Rosetta beginnen für uns an der Universität Bern die intensiven Arbeiten. Unsere lange Vorbereitung soll sich nun auszahlen», sagte Altwegg. Ab Juli 2014 hoffen die Forschenden, erste Moleküle der sogenannten Kometenkoma messen zu können. Diese besteht aus Staub und Gas und entsteht wenn der Komet - ein Klumpen aus Eis und Staub - sich der Sonne nähert und verdampft. Der ferne «schmutzige Schneeball» ist für die Forschenden von höchstem Interesse, denn Kometen sind Überbleibsel aus der Urzeit des Sonnensystems vor 4,6 Milliarden Jahren. Sie haben seither keine Weiterentwicklung durchgemacht und bestehen vermutlich aus derselben Materie, aus der Sonne und Planeten gebildet wurden. Deshalb beinhalten sie unschätzbare Informationen über die Entstehung des Sonnensystems und der Erde. So möchte die Forschergruppe um Kathrin Altwegg herausfinden, wie das Wasser auf die Erde gekommen ist. Als diese entstand, war sie ein unwirtlicher Feuerball. Im Laufe der Jahrmillionen erkaltete ihre Oberfläche zu einer harten und kargen Gesteinskruste. «Womöglich brachte dann ein Bombardement von Kometen das Wasser auf die Erde», sagt Kathrin Altwegg. Und vielleicht hätten die Kometen zugleich die organischen Moleküle geliefert, die als Vorläufer für das Leben auf der Erde dienten. «Bestenfalls werden unsere Instrumente solche Substanzen in den Dämpfen des Kometen identifizieren können.»
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