Zoologie und Botanik
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Zoologie Vögel
Vogelzug durch die Schweiz 2014
Küstenseeschwalbe
20'000 Zugvögel untersucht
Zugvögel verbinden Ökosysteme weltweit
Zu mild, um in die Schweiz zu fliegen
Tausende von Kranichen überflogen die Schweiz
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Vogelzug durch die Schweiz
Auf dem Weg vom Norden in den Süden
Vogelzug 2014
Statt in der Arktis: Seltener Vogel brütete am Neuenburgersee

Am Neuenburgersee kam es diesen Sommer zu einer kleinen Sensation: Erstmals versuchte hier ein Pärchen Küstenseeschwalben seine Jungen aufzuziehen. Obwohl der grazile Meeresvogel auf dem Zug extreme Distanzen zurücklegt, wird er nur selten in der Schweiz beobachtet. Es ist die 221. Vogelart, die in unserem Land gebrütet hat.

Die Küstenseeschwalbe brütet in der Arktis. Den Winter verbringt sie in der Antarktis. Deshalb legt die Küstenseeschwalbe jährlich bis zu 80'000 km zurück. Und weil die Vögel bis zu 30 Jahre alt werden, kann sich die während des gesamten Lebens zurückgelegte Distanz auf 2,4 Mio. Kilometer belaufen. Das entspricht einer Strecke dreimal zum Mond und zurück!

Der rund 100 Gramm schwere Meeresvogel verirrt sich nur selten ins Binnenland. In der Schweiz wird er lediglich ein- bis zweimal jährlich beobachtet

Umso grösser war das Erstaunen, als der Vogelwarte Sempach Anfang Juni gemeldet wurde, dass im Chablais de Cudrefin VD ein Pärchen Küstenseeschwalben zwei Eier bebrütete. Lokale Ornithologen hatten die Vögel auf einer Sandbank in diesem Naturschutzgebiet am Südufer des Neuenburgersees entdeckt.

Leider wurden ein erstes und zweites Gelege Opfer des Wellengangs. Beim dritten Versuch hingegen schien es zu klappen:

Die Küstenseeschwalben hatten die Eier diesmal auf ein Plattform gelegt, die ihrer Schweizer Verwandten, der Flussseeschwalbe, als Nistplatz dient. Doch aus unbekannten Gründen verliessen die Altvögel diesen Ort Ende Juli, noch bevor die ersten Jungen geschlüpft waren.

Dennoch sorgt das Ereignis europaweit für Aufsehen, denn eine Brut dieser Art so weitab der Küsten ist sehr aussergewöhnlich. "Niemand hätte es für möglich gehalten, dass ein so seltener Gastvogel plötzlich einen Brutversuch unternimmt", sagt Michel Antoniazza von der Association Grande Cariçaie, welche die Naturschutzgebiete am Südufer des Neuenburgersees betreut.

"Schon letztes Jahr brütete hier der Silberreiher erstmals in der Schweiz. Dass sich hier auch die Küstenseeschwalbe so wohlfühlt, dass sie zu brüten beginnt, zeigt, wie wichtig die Grande Cariçaie für die Vögel ist."

Quelle (Text und Bilder): Schweizerische Vogelwarte, September 2014
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Arktis Klimawandel im hohen Norden

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20'000 Zugvögel untersucht
Die Anzahl Vögel, die in den Süden unterwegs sind, nimmt täglich ab. In höheren Lagen liegt bereits Schnee, und nur wenige Arten ziehen jetzt noch über die Alpen.

Für die Forschenden der Schweizerischen Vogelwarte Sempach wurde es Zeit, die Beringungsstation am Col de Bretolet zu schliessen und Bilanz zu ziehen.

Zwischen Ende Juli und Anfang November haben sie an der französisch-schweizerischen Grenze knapp 20'000 Zugvögel von insgesamt 88 Arten beringt, vermessen und schliesslich wieder freigelassen.

Die Saison wurde dominiert von einem starken Einflug von Kernbeissern und Blaumeisen. Die rund 300 kontrollierten Kernbeisser stellen einen neuen Rekord dar.

Mit 1'600 beringten Individuen war die Blaumeise dieses Jahr viermal so häufig wie im Durchschnitt. In manchen Jahren ziehen im Herbst grosse Schwärme der kleinen blau-gelb gefärbten Meise umher. Die Vögel stammen wahrscheinlich mehrheitlich aus Nord- und Osteuropa; eine heuer kontrollierte Blaumeise trug einen tschechischen Ring.

"Top 5" der Saison 2014

Buchfink
Rotkehlchen
Erlenzeisig
Blaumeise
Trauerschnäpper
6'002
3'277
1'920
1'571
1'135

Den Klimawandel sichtbar gemacht

Seit 1958 erforscht die Schweizerische Vogelwarte Sempach den Vogelzug am Col de Bretolet mit grosser Unterstützung durch zahlreiche Freiwillige. Dank dieser langen Datenreihe konnte sie zeigen, dass sich der "Fahrplan" des Herbstzugs bei einigen Vogelarten im Laufe der letzten zwanzig Jahre verändert hatte - zweifellos eine Folge des Klimawandels. Vögel, die im Mittelmeerraum überwintern, bleiben länger bei uns und ziehen später über die Alpen. Arten, die den Winter südlich der Sahara verbringen, ziehen hingegen einige Tage früher weg. So können sie Dürreperioden in der Sahelzone besser ausweichen.

Was tun mit einem gefundenen Vogelring?

Wer einen Vogelring oder einen beringten Vogel finden, ist gebeten, das der Schweizerischen Vogelwarte schriftlich zu melden (Hinweis "Beringungszentrale"). Abgesehen von Name und Adresse wird um Angabe des Funddatums und -orts gebeten, sowie natürlich um die auf dem Ring eingravierte Nummer. Falls der Ring abgenommen werden kann, ist dessen Zusendung per Post sehr willkommen. Finderinnen und Finder erhalten die Informationen zu dem gefundenen Vogel. Der Fund kann auch online gemeldet werden:

www.vogelwarte.ch/was-tun-mit-einem-gefundenen-vogelring

Quelle (Text und Bilder): Schweizerische Vogelwarte, September 2014

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Zugvögel verbinden Ökosysteme weltweit

Transkontinentale Effekte des Vogelzugs

Milliarden von Zugvögeln transportieren Nährstoffe, Energie und andere Organismen über riesige Distanzen und beeinflussen dadurch ganze Lebensgemeinschaften. In der renommierten Fachzeitschrift Science stellt die Schweizerische Vogelwarte Sempach diese bislang unterschätzten ökologischen Effekte vor.
Unfreiwillig transportiert die Misteldrossel die klebrigen Beeren der Mistel im Magen und sorgt so für deren Verbreitung.

Wenn im Frühling die Zugvögel heimkehren, verändern sie gleichzeitig die Ökosysteme im Herkunfts- und im Zielgebiet.

Rund 2 Milliarden Singvögel pendeln jährlich zwischen Europa und Afrika und mit ihnen verschieben sich 20'000 Tonnen Biomasse von den tropischen Savannen in heimische Gefilde. Das führt zu tiefgreifenden jahreszeitlichen Veränderungen in den jeweiligen Lebensräumen.

Die Zugvögel konsumieren Nahrung, vor allem Insekten, und hinterlassen Kot und Federn.

Im Winterhalbjahr tun sie das im Süden, den Rest des Jahres in den Brutgebieten. Gleichzeitig sind Zugvögel und ihre Eier aber auch temporär verfügbare Nahrungsquelle für viele andere Tiere.

Der Vogelzug bedeutet mehr als die Wanderung von Vögeln, es ist ein komplexer ökologischer Vorgang, der in die Nahrungsketten von weit entfernten Orten eingebunden ist." fasst Silke Bauer von der Schweizerischen Vogelwarte Sempach das Ergebnis ihrer Recherche zusammen.

Die neue Studie liefert auch Beispiele aus der übrigen Tierwelt. Wenn Lachse den Flüssen entlang vom Meer ins Landesinnere hinaufwandern, verschieben sich enorme Nahrungsressourcen, die beispielsweise die Grizzlybären nutzen. Die riesigen Herden wandernder Huftiere wie Gnus und Zebras in Afrika beeinflussen nicht nur das Wachstum der Savannengräser, sondern auch den Lebenszyklus der Löwen. Und Wanderheuschrecken fressen überall wo sie landen die Vegetation kahl und verändern dadurch radikal die lokale Natur.

Quelle

Bauer, S. & Hoye, B.J. 2014. Migratory Animals Couple Biodiversity and Ecosystem Functioning Worldwide. Science, Vol. 343, 4 April 2014.

Silke Bauer

Dr. Silke Bauer forscht über Schlüsselprozesse im Jahreszyklus von Zugvögeln, speziell von Gänsen und Watvögeln. Seit 2008 arbeitet sie an der Schweizerischen Vogelwarte Sempach und am Niederländischen Institut für Ökologie NIOO in Wageningen. Zur Zeit absolviert sie einen Forschungsaufenthalt an der Deakin University in Australien.

Quelle (Text und Bilder): Schweizerische Vogelwarte, April 2014

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Zu mild, um in die Schweiz zu fliegen

Europaweit koordiniertes Beobachtungsprogramm zeigt die Auswirkungen von milden Wintern auf das Zugverhalten von Wasservögeln

Mehrere Hunderttausend Wasservögel verbringen die kalte Jahreszeit auf Schweizer Seen und Flüssen. Doch weil die Winter milder werden, nehmen immer weniger Vögel den Weg zu uns unter die Flügel.

Die Schweiz ist das Wasserschloss Europas und ein Paradies für Wasservögel. Rund eine halbe Million Enten, Möwen und Taucher verbringen die kalte Jahreszeit auf unseren Seen und Flüssen.

Doch die Wintergäste aus Nord- und Osteuropa werden seltener. Die Winter sind milder geworden und auch die Gewässer in Nordeuropa frieren nicht mehr jedes Jahr zu. So sind weniger Vögel gezwungen, den weiten Weg bis in die Schweiz zu fliegen. Sie finden auch weiter nördlich und östlich genügend zu fressen.

"Im letzten Winter zählten freiwillige Mitarbeitende der Vogelwarte schweizweit bloss noch rund 120'000 Reiherenten und 6'000 Schellenten", sagt Verena Keller von der Schweizerischen Vogelwarte Sempach, "so wenig, wie seit den Siebzigerjahren nicht mehr."

Ob sich der Trend fortsetzt, wird sich nächstes Wochenende zeigen. Dann findet die grosse Wasservogelzählung dieses Winters statt.

Der Rückgang dieser Wintergäste erklärt sich mit Blick auf die Situation in Europa. Daten der Internationalen Wasservogelzählungen zeigen, dass Reiher- und Schellenten in den letzten 30 Jahren zunehmend weiter nördlich überwintern. Ihre Winterbestände in Nordeuropa sind stark gestiegen, während der Trend in Mitteleuropa rückläufig ist.

Diese grossräumige Verschiebung geht einher mit einem Anstieg der Temperaturen im Frühwinter um fast 4°C.

Die klimabedingte Verlagerung führt dazu, dass der Schutzstatus der Winterquartiere von Wasservögeln europaweit neu beurteilt werden muss.

Wasservogelzählung

In der Schweiz werden seit den Fünfzigerjahren jeden Winter Wasservögel gezählt.

Diese europaweit koordinierten winterlichen Wasservogelzählungen sind Teil eines der grössten und ältesten internationalen Überwachungsprogramme. In der Schweiz werden die Zählungen von der Schweizerischen Vogelwarte organisiert und von rund 500 freiwilligen Mitarbeitenden durchgeführt.

Originalarbeit:

Lehikoinen, A., K. Jaatinen, A. V. Vähätalo, P. Clausen, O. Crowe, B. Deceuninck, R. Hearn, C. A. Holt, M. Hornman, V. Keller, L. Nilsson, T. Langendoen, I. Tománková, J. Wahl & A. D. Fox (2013): Rapid climate driven shifts in wintering distributions of three common waterbird species. Global Change Biology 19: 2071-2081.

Quelle (Text und Bilder): Schweizerische Vogelwarte, Januar 2014

Die Schweizerische Vogelwarte Sempach

Die Schweizerische Vogelwarte Sempach ist eine private, von der Bevölkerung getragene gemeinnützige Stiftung und setzt sich für die Erforschung und den Schutz der wildlebenden Vögel ein. Im Bereich Vogelzugforschung gehört sie weltweit zu den führenden Institutionen.

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Wattenmeer Drehscheibe des Vogelzugs
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Schweizerische Vogelwarte
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