Zoologie und Botanik
Schädlinge und Nützlinge
vorangehende Seite
end
Biologie Schädlinge und Nützlinge
Neobioten
Wie weit reisen invasive Arten? 2017
Gebietsfremde Arten: Inseln und Küstenregionen am meisten gefährdet 2017
Biologie Informationen
Gift- und Schadenpflanzen
Informationen über Invasive (gebietsfremde) Pflanzen- und Tierarten
Weitere Informationen
Naturwissenschaften Geografie-Erdkunde Klima
Gebietsfremde (invasive) Planzen und Tierarten

Wie weit reisen invasive Arten?

Rund um den Globus werden immer mehr Pflanzen- und Tierarten durch Menschenhand in neue Regionen eingeschleppt. Die globalen Muster der Ausbreitung waren bisher aber wenig verstanden. Forscher des Senckenberg und der Universitäten Oldenburg und Wien haben herausgefunden, dass sich diese Ausbreitung von Arten mit einer Kombination von globalen Handelsströmen und der ursprünglichen Verteilung von Arten sehr gut erklären lässt. Und - anders als bisher angenommen - folgt die Ausbreitung grundsätzlich einfachen Gesetzen.

Aufgrund der Globalisierung des Handels und des Verkehrs haben sich in den letzten Jahrzehnten zehntausende Arten weltweit in Gebieten ausgebreitet, in denen sie eigentlich nicht heimisch sind. Mögliche schwerwiegende Folgen sind beispielsweise das Verdrängen oder die Ausrottung einheimischer Arten oder das Verbreiten von Gesundheitsrisiken. Auch wenn Handelsströme als ein wichtiger Pfad der Einschleppung bekannt sind, kann damit allein die beobachtete Ausbreitung von Arten nicht erklärt werden.

Experten aus Oldenburg, Frankfurt und Wienhaben die weltweite Ausbreitung von 1380 fremden Tier- und Pflanzenarten mit Blick auf Handelsströme untersucht. "Es gibt ein deutliches Muster. Besonders viele Arten kommen aus Gebieten, die etwa 10'000 Kilometer vom Ort der Einschleppung entfernt sind. Im Gegensatz dazu stammen die meisten importierten Güter aus den direkten Nachbarstaaten", so Dr. Hanno Seebens vom Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum.

Um diesen scheinbaren Widerspruch zu erforschen, entwickelte das Team ein Computermodell, das die internationalen Handelsströme mit der weltweiten Verteilung der Arten kombiniert. Es zeigt, dass über kurze Distanzen unter etwa 3'000 Kilometer hauptsächlich Arten transportiert werden, die bereits im Zielland vorkommen. Nichtheimische Arten hingegen werden über vergleichsweise lange Distanzen eingeführt.

Hier spiegeln die globalen Ausbreitungsströme der Arten sehr gut die globalen Handelsströme wider. Dies gilt allerdings nur dann, wenn die Art zum ersten Mal neuen Boden erobert. Wenn sich eine fremde Art einmal ausserhalb ihrer ursprünglichen Region aufhält, kann sie auch über kurze Distanzen andere Regionen erreichen.

Die Art und Weise, wie sich die 'Neubürger' ausbreiten, ist bei Pflanzen und Tiergruppen unterschiedlich. Säugetiere, Reptilien und Fische breiteten sich besonders häufig über kürzere Distanzen (3'000 Kilometer) aus. Pflanzen und Vögel eroberten eher weiter entfernte Gebiete

"Die Ausbreitung von nichtheimischen Arten ist ein komplexer Prozess und die Datenlage ist alles andere als vollständig. Daher ist es umso erstaunlicher, dass die Ausbreitung mit einfachen Modellen erklärt werden kann", sagt Prof. Dr. Bernd Blasius vom Institut für Chemie und Biologie des Meeres (ICBM) der Universität Oldenburg und fährt fort "Das lässt hoffen, dass die Einschleppung fremder Arten in Zukunft mit Hilfe solcher Modelle besser verstanden und effizienter eingedämmt werden kann."

Publikation:

Seebens, H., Essl, F. and Blasius B. (2016): The intermediate distance hypothesis of biological invasions. Ecology Letters, doi: 10.1111/ele.12715

Quelle: Text Senckenberg Biodiversität und Klima , Forschungszentrum (SBiK-F), 11 Januar 2017

nach oben

Gebietsfremde Arten: Inseln und Küstenregionen am meisten gefährdet

Erstmals haben Wissenschaftler globale Hotspots für nicht-einheimische Arten identifiziert. Die meisten gebietsfremden Tier- und Pflanzenarten kommen demnach auf Inseln und in Küstenregionen vor, so das Ergebnis einer grossangelegten Studie eines internationalen Teams, an dem auch der Senckenberg-Wissenschaftler Dr. Hanno Seebens beteiligt ist. Weltweiter Spitzenreiter ist Hawaii, in Europa kommen die meisten gebietsfremden Arten in Grossbritannien vor. Je stärker eine Region wirtschaftlich entwickelt und besiedelt ist, desto höher ist auch der Anteil gebietsfremder Arten, berichtet das Team aktuell in der Zeitschrift "Nature Ecology and Evolution".

Das Grauhörnchen in Grossbritannien, der Besenginster auf Neuseeland und die Wolfsbandnatter Lycodon capucinus auf den Weihnachtsinseln haben etwas gemeinsam: Sie sind in ihrem jetzigen Lebensraum ursprünglich nicht heimisch. Wie viele andere Tier- und Pflanzenarten ist es ihnen - begünstigt durch menschliches Handeln gelungen - diesen neuen Lebensraum zu besiedeln.

Neue Forschungsergebnisse belegen nun, dass auf Inseln und in Küstenregionen des Festlands die Anzahl solcher gebietsfremder Arten am höchsten ist. Den weltweiten Spitzenplatz hat Hawaii inne. Auf Platz zwei und drei der Gebiete, in denen weltweit die meisten gebietsfremden Arten vorkommen, liegen die Nord-Insel von Neuseeland und die Kleinen Sundainseln in Indonesien. Allein in Neuseeland besteht die Hälfte der Pflanzenwelt heute aus Pflanzen, die dort ursprünglich nicht heimisch sind. "In Europa hat sich in der Studie Grossbritannien als Hotspot für gebietsfremde Arten herausgestellt; Deutschland liegt hingegen europaweit gesehen im Mittelfeld," erklärt der an der Studie beteiligte Dr. Hanno Seebens vom Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum.

Seebens und Forschende der Universität Durham, der Universität Wien, der Universität Konstanz, des Deutschen Zentrums für integrative Biodiversitätsforschung sowie anderer Institutionen haben eine riesige Datenbank mit den weltweiten Vorkommen von acht Tier- und Pflanzengruppen ausserhalb ihres Heimatgebiets erstellt. Damit wurde erstmals die Verbreitung von Säugetieren, Vögeln, Amphibien, Reptilien, Fischen, Spinnen, Ameisen und Gefässpflanzen auf 186 Inseln und 423 Regionen aller Kontinente dokumentiert.

Aus den Daten lässt sich auch ablesen, welche Faktoren die Ansiedlung und Ausbreitung gebietsfremder Arten begünstigen. "Wir fanden einen deutlichen Anstieg der Anzahl eingebürgerter Neobiota in dicht besiedelten Regionen sowie in Gebieten mit hoher ökonomischer Entwicklung", so Dietmar Moser, der Zweitautor der Studie von der Universität Wien. "Der Grund dafür ist, dass diese Faktoren die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass der Mensch viele neue Arten in ein Gebiet 'einschleppt'. Die dadurch mitverursachte Zerstörung von Lebensräumen begünstigt die Ausbreitung von gebietsfremder Arten. Inseln und Küstenregionen scheinen daher besonders anfällig zu sein, da sie im globalen Fernhandel eine dominierende Rolle einnehmen."

Dass gerade Inseln, die früher isoliert waren, heute im Zentrum der Bioinvasion stehen ist keineswegs unproblematisch. Viele der dort heimischen Arten kommen nur dort vor und sind untereinander stark aufeinander eingespielt. Ausserdem gibt es wenige oder gar keine räumlichen Rückzugsmöglichkeiten. "Globalisierung befördert die Ausbreitung gebietsfremder Arten besonders auf Inseln. Die bisherigen Anstrengungen reichen nicht aus, um dem entgegen zu wirken. Deshalb müsen dringend effektivere gesetzliche Massnahmen ergriffen werden", resümmiert Seebens. Erfolgreiche Beispiele gibt es bereits: Neuseeland hat in den letzten Jahrzehnten umfassende Regelungen erlassen, um die Einschleppung gebietsfremder Arten zu verhindern und auf kleinen Inseln wurden in den letzten Jahren mehrfach nicht-einheimische Ratten ausgerottet.

Publikation:

Dawson, W. et al (2017): Global hotspots and correlates of alien species richness across taxonomic groups. Nature Ecology and Evolution, doi: s41559-017-0186

Die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung

Die Natur mit ihrer unendlichen Vielfalt an Lebensformen zu erforschen und zu verstehen, um sie als Lebensgrundlage für zukünftige Generationen erhalten und nachhaltig nutzen zu können - dafür arbeitet die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung seit nunmehr 200 Jahren. Die Senckenberg Gesellschaft wurde 1817 gegründet. Ausstellungen und Museen sind die Schaufenster der Naturforschung, durch die Senckenberg aktuelle wissenschaftliche Ergebnisse mit den Menschen teilt und Einblicke in vergangene und gegenwärtige Veränderungen der Natur vermittelt. Die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung ist ein Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft. Das Senckenberg Naturmuseum in Frankfurt am Main wird von der Stadt Frankfurt am Main sowie weiteren Sponsoren und Partnern gefördert.

Quelle: Text Senckenberg Biodiversität und Klima , Forschungszentrum (SBiK-F), 13. Juni 2017

nach oben

Invasive (gebietsfremde) Pflanzen- und Tierarten
Neophyten
Götterbaum gebietsfremde Baumart
Schmalblättriges Greiskraut (südafrikanisches Greis- oder Kreuzkraut )
Pueraria eine erstaunliche Bohnenpflanze
Ambrosia allergieauslösende Pflanze
Pflanzen im Gepäck Probleme am Zoll
Neobiota
Tigermücke eine invasive, gebietsfremde Mückenart
Asiatische Marienkäfer invasive Käferart
Neobiota - invasive Tierarten im Pfäffikersee

nach oben

Weitere Informationen
Gift- und Schadenpflanzen Wild-, Heil - und Giftpflanzen Links
Links
Externe Links
DAISIE
DAISIE, Delivering Alien Invasive Species Inventories for Europe
CH
Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung
Senckenberg Biodiversität und Klima
Informationssystem über gebietsfremde und invasive Tiere und Pflanzen in Deutschland
Koordinationsstelle Invasive Neophyten in Schutzgebieten Sachsen-Anhalts
Bundesamt für Naturschutz BFN
Universität Oldenburg
CH
Bundesamt für Umwelt BAFU
CH
Universität Wien
vorangehende Seite