Stürme und Klimawandel - grosse Herausforderungen für unsere Wälder Vermehrt auftretende Stürme sowie Trockenheitsperioden stellen die Solothurner Wälder vor bisher unbekannte Herausforderungen. Waldeigentümer und Forstdienste sind gefordert, sich anzupassen und mit neuen Strategien zu reagieren. Ein gutes Beispiel dafür sind die aktuellen «Wiederherstellungsprojekte Burglind». Am 3. Januar 2018 fegte der Wintersturm «Burglind» über die Schweiz. Im Kanton Solothurn zerstörte er auf gut 200 Hektaren Wald rund 70% einer jährlichen Holznutzung - dies entspricht 125'000 Kubikmeter Holz. Überdurchschnittlich stark betroffen waren das Aaregäu sowie das Niederamt: Im Forstrevier Oberes Gäu fiel dem Sturm die 4,5-fache Jahresnutzung zum Opfer. «Wiederherstellungsprojekte Burglind» Gut ein Jahr später läuft die Wiederherstellung auf den betroffenen Flächen auf Hochtouren. 84 Projekte für die Waldwiederherstellung sowie 28 Projekte zur Instandstellung von Waldwegen wurden von den Revierförstern ausgearbeitet und durch den Regierungsrat am 12. März 2019 genehmigt. Er hat dafür rund 2 Millionen Franken zur Verfügung gestellt. Ökosystem Wald unter Stress Vermehrt auftretende Stürme sind für sich alleine noch kein Zeugnis für den Klimawandel. Aber gleichzeitig steigen die jährlichen Durchschnittstemperaturen. Fast jedes Jahr werden neue Hitzerekorde gemessen, und länger andauernde Trockenheitsperioden treten auf. Dies alles setzt das wertvolle Ökosystem Wald mit all seinen Facetten unter Stress und führt zu Folgereaktionen, welche die Leistungen des Waldes beeinträchtigen. Das bekommen nun auch die Menschen zu spüren. Im Winter 2018/19 wurde zum ersten Mal seit Menschengedenken an vielen Orten im Jura ein grossflächiges Absterben von alten, kräftigen Weisstannen beobachtet. Im Sommer 2018 warfen die Buchen aufgrund der Trockenheit vorzeitig ihr Laub ab - ob und wie sie die Trockenperiode überlebt haben, wird man bald im Frühjahr 2019 sehen. Als Folge der Schwächung durch Sturm und Trockenheit nahm der Borkenkäferbefall im Herbst 2018 massiv zu - Zwangsnutzungen mit grossen Auswirkungen auf den Holzmarkt waren die Folge. Wie sich die Situation 2019 entwickelt, ist noch offen - und wiederum spielt die Witterung dabei eine grosse Rolle. Wie sollen und können Waldeigentümer und Forstdienst reagieren?
Ein konkretes Umsetzungsbeispiel für eine angepasste Waldbewirtschaftung sind die Pflanzungen von klimafitteren Baumarten, welche in den betroffenen Burglind-Flächen nun angelaufen sind.
Sturmtief Burglind Das Sturmtief Burglind zog am 3. Januar 2018 mit starker Westströmung über die Schweiz. Auf dem Chasseral (1'599 m) und auf dem Bantiger bei Bern (941 m) erreichte er auch im zehnminütigen Mittelwind Orkanstärke mit 117 km/h oder mehr. Burglind war seit Lothar der stärkste Sturm. Auf der A1 bei Oensingen kippten drei grosse Lastwagen mit Anhänger und fünf Lieferwagen um. Der Sturm stellte in der Schweiz mehrere Windrekorde auf.
Auswirkungen auf den Wald Schweizweit warf Burglind rund 1,3 Mio. Kubikmeter Holz zu Boden. Im Kanton Solothurn wurden rund 125'000 Kubikmeter Holz geworfen. Mehrere Folgestürme haben die Sturmholzmenge aber noch zusätzlich erhöht. Flächenmässig die grössten Sturmschäden gab es im Aaregäu und im Niederamt. In diesen Gebieten hat sich das Waldbild stark verändert. Total beträgt die Schadensfläche mehr als 200 Hektaren Wald. Einordnung Waldschäden Für den Solothurner Wald war Burglind ein ausserordentliches Schadenereignis. Die Schadholzmenge ist zwar klar unter Lothar, es gibt aber auch Waldeigentümer, die stärker betroffen sind als damals. 70% der ordentlichen jährlichen Nutzung wurde durch Burglind verursacht. Die Schäden sind aber ungleichmässig über den Kanton verteilt. Während im Jura keine flächigen Schäden verzeichnet wurden, sind die Region Solothurn, das Aaregäu und das Niederamt stark betroffen. Besonders stark wurde das Forstrevier Oberes Gäu mit 93 Hektaren Schadensfläche und einem Holzanfall von 430% der jährlichen Nutzung in Mitleidenschaft gezogen. Aufräumarbeiten Der professionelle und prompte Einsatz der Forstbetriebe und Forstunternehmer nach dem Sturm war sehr beeindruckend. Nach wenigen Tagen waren alle öffentlichen Strassen wieder sicher passierbar. Im Wald wurden die Aufräumarbeiten bis Ende Frühling abgeschlossen. Die Zusammenarbeit zwischen Waldeigentümer, Forstpersonal und dem Amt für Wald, Jagd und Fischerei hat rückblickend sehr gut funktioniert. Wiederherstellung Auf den geräumten Sturmflächen sind grosse Lichtungen entstanden und die Waldstrassen haben unter den grossen Holzmengen stark gelitten. Der Kanton Solothurn unterstützt die Waldeigentümer deswegen bei der Wiederherstellung mit Beiträgen in der Höhe von rund 2,25 Mio. Franken. Kennzahlen Wiederherstellung Auf grösseren Sturmflächen, wo auch der Jungwald zu Schaden kam, oder wo Brombeeren und Farne den Jungwald am Aufwachsen hindern, muss gezielt mit Baumsetzlingen nachgeholfen werden, um eine rasche Waldwiederherstellung zu erreichen. So kann auch in Zukunft von den vielseitigen Waldleistungen profitiert werden. Im Solothurner Wald wird bei der Pflanzung jeweils auf einen Mix aus Baumarten gesetzt, welche natürlicherweise zum Standort passen und dort auch mit dem Klimawandel zurechtkommen. Die heute gepflanzten Bäume müssen mit dem Klima der nächsten 100 Jahre zurechtkommen. Daher wird vermehrt auf Bäume gesetzt, die ein wärmeres und trockeneres Klima ertragen und zudem stabiler gegen Stürme sind. Mit der vielseitigen Baumartenpalette wird zudem das Risiko von einzelnen Ausfällen reduziert. Schlussendlich leistet die Produktion von Holz einen wichtigen Beitrag zur Erfüllung der Umwelt.und Ressourcenpolitik von Bund und Kanton. Die jungen Wälder auf den Sturmflächen Burglind müssen nach der Pflanzung noch etliche Jahre gepflegt werden. Auch dann noch, wenn «Burglind» für viele vergessen und nur noch ein altertümlicher Name ist.
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