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Starkregenrisiko in Städten kann jetzt besser eingeschätzt werden |
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"Wie sieht die Niederschlagssituation und das Starkregenrisiko in Deutschland heute, aber auch künftig aus? Das ist eine für die Anpassung an den Klimawandel zentrale Frage", betont Dr. Paul Becker, Vizepräsident des Deutschen Wetterdienstes (DWD) bei der jährlichen Klimapressekonferenz der Bundesbehörde in Berlin. Gerade urbane Räume seien durch niederschlagsbedingte Fluten besonders gefährdet. |
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Die Stadtplaner und Einsatzkräfte müssten deshalb so genau wie möglich wissen, mit welchen Überschwemmungen von Strassen, Infrastrukturen und Gebäuden sie gerade in dicht besiedelten Städten heute und künftig zu rechnen haben.
DWD erfasst erstmals alle kleinräumigen extremen Niederschläge
Um das beantworten zu können, habe der DWD jetzt seine flächendeckenden, wetterradarbasierten Niederschlagsanalysen nochmals komplett durchgerechnet. "Wir haben daraus einen Datensatz erstellt, der alle extremen Niederschlagsereignisse in Deutschland seit 2001 erfasst." Der DWD betreibt seit Jahrzehnten ein bundesweites Bodenmessnetz zur Messung von Niederschlag. Da Extremniederschläge häufig lokal sehr begrenzt auftreten, kann das Bodenmessnetz des DWD diese Ereignisse nur unzureichend erfassen. Das habe erst die Auswertung von Daten des Wetterradarverbunds deutlich verbessert. Aufgrund der wesentlich feineren Auflösung der radarbasierten gegenüber den stationsbasierten Niederschlagsanalysen könne man jetzt erstmals kleinräumige Unterschiede in der Häufigkeit von Starkniederschlägen erkennen, zum Beispiel in der Grössenordnung von Stadtteilen.
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Becker: "Der DWD schaut wie mit einer Lupe auf Deutschland und erfasst einzelne extreme Niederschlagsereignisse in ihrer Intensität und Ausdehnung. Wir werden diesen Radardatensatz Schritt für Schritt auswerten und so immer mehr Regionen und Städte in Deutschland detailliert analysieren." Damit könne der nationale Wetterdienst mittelfristig das Starkregenrisiko deutschlandweit detailliert bewerten und seine Partner vor Ort bei Schutz- und Anpassungsmassnahmen beraten.
Mit der radarbasierten Niederschlagsklimatologie stelle der DWD gerade den Städten ein wirksames Werkzeug für die Anpassung an die lokalen klimatischen Besonderheiten zur Verfügung. Da sie mit aktuell 15 Jahren aber nur einen eher kurzen Zeitraum repräsentiere, sei es aus klimatologischer Sicht noch nicht möglich zu bewerten, ob sich zum Beispiel die Häufigkeit extremer Niederschläge in diesem Zeitraum verändert habe.
Klimabilanz: Temperaturendspurt brachte 2015 auf den zweiten Rang seit 1881
Das Jahr 2015 war mit einer Mitteltemperatur von 9,9 Grad Celsius (°C) in Deutschland gemeinsam mit den Jahren 2000 und 2007 das zweitwärmstes seit Beginn der flächendeckenden Messreihe des DWD im Jahr 1881. Auffällig sei gewesen, so DWD-Klimaexperte Dr. Thomas Deutschländer, dass bis Ende Oktober ein Platz auf dem Treppchen nicht absehbar gewesen sei. Erst durch den aussergewöhnlich milden Spätherbst mit Temperaturrekorden im November sowie im ersten Wintermonat Dezember sprang das Jahr im Ranking bis Ende November vom bis dahin 16. auf den 6. und vier Wochen später schliesslich noch auf den 2. Platz. In diesen beiden Monaten lag die Temperatur um 3,5 Grad und 5,7 Grad über den vieljährigen Mittelwerten. 2015 gab es ausserdem einen neuen Hitzerekord für Deutschland. Gleich zweimal wurde in Kitzingen im vergangenen Sommer 40,3° C registriert: am 5. Juli und am 7. August.
In Deutschland waren 23 der insgesamt 25 Jahre seit 1991 zu warm
In den deutschen Alpen herrschte bis über Weihnachten hinaus akuter Schneemangel. So wurde an der DWD-Station Obere Firstalm in den Schlierseer Bergen auf 1'369 m vom 1. November bis 31. Dezember 2015 nur an 13 Tagen eine Schneedecke registriert. Die maximale Schneehöhe betrug dabei gerade einmal 24 cm. Normalerweise wächst die Schneedecke dort von knapp 10 cm Anfang November auf rund 70 cm zum Jahresende an. Auf dem höchsten Berg Deutschlands, der '2964 m hohen Zugspitze, lagen zum Jahreswechsel nur etwa 90 cm Schnee. Im Mittel sind es gut zwei Meter.
Aus klimatologischer Sicht bemerkenswert sei der Verlauf der Niederschläge 2015 gewesen. Bereits ab dem Frühsommer kam es zu einer ausgeprägten Dürresituation. Der Grund: Im Winter 2014/2015 waren in Deutschland nur durchschnittliche Niederschläge gefallen. Danach trat insbesondere in der Landesmitte eine extreme Frühjahrstrockenheit mit einem Niederschlagsdefizit von bis zu 70 Prozent auf. Schon Mitte Juni waren viele Böden weitgehend ausgetrocknet. Obwohl deutschlandweit in den Monaten Juli und August fast durchschnittliche Regenmengen von rund 93 und 97 Prozent des Solls auftraten, spitzte sich die Situation weiter zu. So war der Sommer im Süden Deutschlands, später dann auch in den nordöstlichen Landesbereichen, mit Niederschlagsdefiziten von teilweise über 50 Prozent regional sehr trocken. Insgesamt gab es im Sommer 2015 mehr als 20 Tage ohne nennenswerten Niederschlag in ganz Deutschland. Deutschländer: "Unter dem Strich lassen sich die Auswirkungen dieser Witterung zumindest regional nur mit dem Wort Dürre treffend beschreiben."
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