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Berglandwirtschaft Schweiz Entwicklung der Alpenregion |
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Berglandwirtschaft
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Landwirtschaftlicher Strukturwandel im Berggebiet |
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Kosten zur Offenhaltung des Grünlands im Berggebiet |
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Die Kosten verschiedener Verfahren
Die Kulturlandschaft ist ein öffentliches Gut. Umfragen bestätigen, dass eine bäuerliche Kulturlandschaft, geprägt durch ein strukturreiches Wald-Offenland-Mosaik, als schön empfunden wird (Hunziker und Kienast 1999). Insbesondere die Berglandschaft spielt für den Tourismus eine wichtige Rolle. Somit besteht ein öffentliches Interesse, dass die Kulturlandschaft und im Speziellen das Grünland vor einer zunehmenden Verbuschung und Verwaldung bewahrt wird. Die hierzu erforderlichen Pflegemassnahmen sind jedoch mit Kosten verbunden. Werden diese Kosten mit dem Verkauf der Produkte abgegolten? Wenn nein, in welcher Höhe bleiben die Kosten ohne Berücksichtigung von Direktzahlungen ungedeckt und welche Offenhaltungsverfahren verursachen die geringsten Kosten?
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Zur Beantwortung dieser Fragen wurden verschiedene extensive Schnittnutzungsverfahren und ein extensives Tierhaltungssystem (Robustrinderhaltung) untersucht, wobei das Mulchen beziehungsweise die Milchviehhaltung als Referenz diente. Dux et al. (2009) berechneten die Kosten von verschiedenen Verfahren (Mulchen, Schnittnutzung, Jungrinderweide, Schaf- und Ziegenweide) zur Offenhaltung von Grünland in der Bergregion, wobei sich die Ergebnisse auf die Parzelle und die Vegetationsperiode beschränkten. |
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In der aktuellen Untersuchung ist die Systemgrenze erweitert, indem die Selbstkosten (Vollkostenrechnung) eines ganzen Betriebes mit 25 Hektaren Grünland über das ganze Jahr erfasst sind. Dabei wurden verschiedene Verfahren an unterschiedlichen Standorten (Tal-Berg und unterschiedliche Hof-Feld-Entfernungen) betrachtet. Für sämtliche Verfahren wurden die Arbeitskosten mit einem Lohnansatz von 28 CHF pro Stunde gerechnet (Gazzarin und Albisser, 2009).
Unter Berücksichtigung der Markterlöse (Verkauf der Produkte als Futter, Milch oder Fleisch) sind bei allen Verfahren ungedeckte Kosten zu verzeichnen. Bei günstigen Standortbedingungen (Tal, arrondiert) weist die extensive Siloballenproduktion mit knapp 500 CHF pro Hektare im Vergleich zu allen übrigen Verfahren die tiefsten ungedeckten Kosten auf.
Mit zunehmender Erschwernis (Berg, grössere Hof-Feld-Entfernung) werden die ungedeckten Kosten bei der Siloballenproduktion mehr als verdoppelt (rund 1100 CHF/ha), während das Referenzverfahren Mulchen nur um knapp 30 Prozent verteuert wird und damit das günstigste Verfahren darstellt (rund 700 CHF/ha). In höheren Lagen (über 1000 m.ü.M. wird das Mulchen mit bis zu 460 CHF/ha sogar zum günstigsten Verfahren überhaupt (günstiger als im Talgebiet). Insbesondere bei weiter entlegenen Standorten, wie sie im Berggebiet oft anzutreffen sind, verursacht die Schnittnutzung mit Abführung des Erntegutes somit deutlich höhere Kosten als das Referenzverfahren "Mulchen".
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Die Robustrinderhaltung umfasst im Unterschied zur reinen Schnittnutzung auch die Kosten des Veredelungsprozesses und widerspiegelt damit eher die vollen Kosten einer extensiven Grünlandnutzung. Die Spannbreite umfasst im Berggebiet je nach Standort ungedeckte Kosten von 2'200 CHF/ha bis 2'500 CHF/ha (rund 700 m.ü.M.) beziehungsweise 3'000 CHF/ha bis 3'300 CHF/ha (über 1'000 m.ü.M.). In höheren Lagen verursacht die extensive Rinderhaltung damit mehr als sechs Mal höhere Kosten wie das Mulchen. |
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Bei allen extensiven Grünlandpflegeverfahren sind die Markterlöse zudem so gering, dass kein positives Arbeitseinkommen erwirtschaftet werden kann. Dieses weist je nach Verfahren einen Fehlbetrag von 350 CHF/ha bis 2'370 CHF/ha auf. Der Betrieb "legt drauf", das heisst, er könnte nicht einmal die Fremdkosten decken.
Die Milchviehhaltung verursacht mit bis zu 4'000 CHF pro Hektare zwar sehr hohe ungedeckte Kosten. Ein Grossteil davon entfällt allerdings auf die eigene Arbeit;infolge der hohen Flächenproduktivität werden über den Produktverkauf die Fremdkosten gedeckt und die Betriebe erzielen ein leicht positives Arbeitseinkommen. Das Arbeitseinkommen liegt pro Stunde aber deutlich unter den kalkulierten 28 CHF. Damit fällt die Grünlandpflege zu einem gewissen Grad als Koppelprodukt an. Eine flächendeckende intensive Milchproduktion zur Erhaltung des Grünlands ist jedoch aus marktwirtschaftlichen und agrarpolitischen Gründen insbesondere im Berggebiet nicht realistisch.
Um eine extensive, ökologisch orientierte Grünlandpflege gemäss dem öffentlichen Interesse langfristig zu gewährleisten, braucht es eine entsprechende Abgeltung der ungedeckten Kosten. Die Berechnungen zeigen, dass die Offenhaltung von Grünland mit sehr unterschiedlichen Intensitäten und dementsprechend auch mit unterschiedlichem Kostendeckungsbedarf erfolgen kann. Unter der Voraussetzung, dass die Kosten voll entschädigt werden, sind je nach Verfahren unterschiedliche strukturelle Effekte zu erwarten. Zur Erreichung eines bestimmtenBetriebs-Arbeitseinkommens muss so bei extensiven Verfahren zur Offenhaltung entsprechend mehr Fläche genutzt werden.
von Christian Gazzarin, Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART
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Berglandwirtschaft: Minimalnutzung als Teil der Multifunktionalität
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