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VSLCH Lehrpersonenmangel in der Deutschschweiz 2015
Wichtigste Ergebnisse und Fakten der Verbandsumfrage zur Stellensituation
Einschätzung der Stellensituation für das Schulpersonal in der Deutschschweiz
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Lehrerinnen- und Lehrpersonenmangel
2015: Lehrpersonenmangel in der Deutschschweiz gleich bleibend bis leicht am Abklingen

Aus der neusten repräsentativen Erhebung des Verbands Schulleiterinnen und Schulleiter Schweiz VSLCH geht hervor, dass es im Deutschschweizer Kantonsdurchschnitt leicht besser bis gleich bleibend anspruchsvoll ist, die für die ausgeschriebenen Stellen passenden Lehrpersonen zu finden. Besonders gesucht sind weiterhin Kindergartenlehrpersonen, schulische Heilpädagoginnen und -pädagogen sowie Speziallehrpersonen für Fächer wie Französisch, Englisch, Textiles Werken oder Hauswirtschaft.

Der VSLCH ist der Berufsverband der Schulleitenden in der Deutschschweiz. Unter seinen Mitgliedern aus 20 Kantonen hat der VSLCH im Mai eine Befragung zur Stellensituation durchgeführt. Aus der Erhebung geht hervor, dass die Situation gegenüber den Vorjahren im deutschschweizerischen Durchschnitt gleichbleibend angespannt bis leicht besser ist. Die Massnahmen der Pädagogischen Hochschulen zur Bekämpfung des Lehrpersonenmangels scheinen langsam zu greifen.

Es gibt grosse kantonale und stufenbezogene Unterschiede. Problematisch ist die Situation fast überall bei den Kindergartenlehrpersonen sowie den Fachlehrpersonen für Französisch, Englisch, Textiles Werken und Hauswirtschaft. Auffallend ist weiterhin der grosse Mangel an schulischen Heilpädagoginnen und Heilpädagogen. Dennoch werden die meisten Stellen trotz des knappen bis fehlenden Angebots aufs neue Schuljahr hin besetzt sein. Dies oft mit unbefriedigenden Kompromissen: Stellenprofil und Kandidatenprofil stimmen nicht oder unzureichend überein. So müssen beispielsweise Lehrpersonen heilpädagogische Aufgaben übernehmen, für die sie gar nicht oder nur unzureichend ausgebildet sind.

Der Verband der Deutschschweizer Schulleitenden hält deshalb daran fest, dass weiterhin mehr Lehrpersonen ausgebildet werden müssen und bildungspolitische sowie kantonsübergreifende Einflüsse berücksichtigt und korrigiert werden. So wandern z.B. Lehrpersonen aus dem Kanton Bern wegen tieferer Löhne in den besser zahlenden Nachbarkanton Solothurn ab, und in der Zentralschweiz verzichten Studierende auf das Ausbildungsfach Französisch wegen Unklarheit in der Sprachenfrage.

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Wichtigste Ergebnisse und Fakten der Verbandsumfrage zur Stellensituation

Hintergrund und Fakten zur Verbandsumfrage des VSLCH Angaben zur Stellensituation in der zweiten Hälfte Mai 2015 von den Schulleitenden in der Deutschschweiz

Art der Erhebung:

Schriftliche Erhebung mittels eines Fragebogens mit standardisierten, geschlossenen Fragen

Befragungszeitraum:

11. Mai - 22. Mai 2015

Per E-Mail eingeladene Befragte:

2021 Mitglieder des Verbands der Schulleitenden in der Deutschschweiz

Vollständig beantwortete Fragebogen/Rücklaufquote:

82 %. Rücklauf in allen Kantonen ungefähr identisch. Teilweise beantwortete Fragebogen: 46

Art des Fragebogens/Fragetypen:

• Fragen mit Antwortskala 1 bis 4

• Fragen mit Einfach- oder Mehrfachauswahl

• Offene Fragen (individuelle Meinungen, Kommentare)

Wichtigste Ergebnisse und Fakten der Verbandsumfrage zur Stellensituation

1. Wichtigste Ergebnisse allgemein

• 88 % aller Teilnehmenden antworteten, dass an ihrer Schule Stellen neu besetzt werden (VJ 89 %).

• 15 % aller Teilnehmenden antworteten, dass an ihrer Schule noch Klassenlehrpersonenstellen unbesetzt sind (VJ 16 %).

• 30 % aller Teilnehmenden antworteten, dass an ihrer Schule noch Fachlehrpersonenstellen unbesetzt sind (VJ 34 % = Abnahme von 4 %).

• Tendenziell wird die Situation von den Befragten gegenüber dem Vorjahr im deutschschweizerischen Durchschnitt leicht besser bis gleichbleibend eingeschätzt.

2. Wichtigste Ergebnisse gegenüber Vorjahr bezogen auf die Situation der Stufen

• Kindergarten/Eingangsstufe: Diese Stufe bleibt eine Problemstufe. Gegenüber Vorjahr sind die Resultate praktisch unverändert. Mehr als ein Drittel (40 %) sieht die Nachfrage-/Angebotssituation kritisch. Es gibt grosse regionale/kantonale Unterschiede. So wird die Situation im Kanton Aargau und den beiden Basel weit schlechter eingeschätzt als zum Beispiel in Zug. Kantone, die den Kindergartenlehrpersonen ihrer neuen Ausbildung entsprechende Löhne zahlen, haben weniger Probleme bei der Stellenbesetzung.

• Unterstufe 1.-3. Klasse: Situation entspannt sich weiter. 85 % (VJ 84 %) melden viele bis genügende Bewerbungen.

• Mittelstufe 4.-6. Klasse: Leicht besser gegenüber Vorjahr: 72 % (VJ 67 %) melden viele bis genügende Bewerbungen.

• Sekundarstufe, hohes Niveau: Situation hat sich weiter verbessert. 65 % (VJ 59 %) melden genügend bis hohe Anzahl Bewerbungen.

• Sekundarstufe tiefes Niveau: Ebenfalls verbesserte Situation, aber es ist immer noch schwierig, Lehrpersonen zu finden. 43 % (VJ 46 %) bekunden Mühe, 2 % (VJ 5 %) beurteilen die Situation als hoffnungslos, eine Stelle zu besetzen.

3. Wichtigste Ergebnisse gegenüber dem Vorjahr bezogen auf die Situation bei den Funktionen

• Fachlehrpersonen Primarschule (Französisch, Englisch, Textiles Werken): Eher noch schwierigere Situation wie Vorjahr (58 %): 61 % stellen fest, dass es schwierig bis hoffnungslos ist, Fachpersonen zu finden.

• Fachlehrpersonen Sekundarstufe I: Praktisch unveränderte Situation, immer noch kritisch.

• Fachlehrpersonen Integrative Förderung: Weiterhin sehr angespannte, kritische Situation, 84 % melden schwierige bis hoffnungslose Situation. Nur leicht besser als das Vorjahr (88 %).

• Schulleitende: Zum 3. Mal durchgeführte Erhebung. 23 % aller Schulleitungsstellen mussten neu besetzt werden. Angespannte Situation: 53 % der Befragten haben/hatten Mühe, die Stelle zu besetzen. Kantone wie Baselland und Aargau haben mit der Umstellung von 5 auf 6 Jahre Primarschule spezielle Werte. So zeigt sich dort tendenziell ein Überangebot an der Sek I und eher ein Mangel an der Mittelstufe der Primarschule.

4. Qualitätsfrage

Eine überwiegende Mehrheit stellt fest, dass die letztjährig angestellten Lehrpersonen den notwendigen Ansprüchen an die neue Stelle genügen. Oft stimmen jedoch die Profile der Lehrpersonen weiterhin nicht vollständig mit den spezifischen Anforderungen der offenen Stellen überein.

5. Weitere Feststellungen aus den Kommentaren (mehrfach genannte):

• Gut geführte Schulen sind attraktiv und haben es leichter, Lehrpersonennachwuchs zu finden.

• Deutliche Lohnunterschiede zwischen Kantonen (z.B. Bern/Solothurn) erschweren die Anstellung.

• Die Sekundarstufe I profitiert zurzeit von rückläufigen Schülerzahlen. Die Entspannung wird aber wegen der Pensionierungswelle von kurzer Dauer sein. Ebenso steigen bald die Schülerzahlen wieder.

• Der Wunsch nach Teilzeitanstellungen bleibt hoch. Dies erschwert die Besetzung der Stellen.

• Kindergartenlehrpersonen zu finden, ist nach wie vor schwierig (teilweise wegen Lohnunterschieden zu den Lehrpersonen trotz PH-Ausbildung).

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Einschätzung der Stellensituation für das Schulpersonal in der Deutschschweiz

Für Schulleitende ist es weiterhin in vielen Kantonen schwierig, Kindergartenlehrpersonen, schulische Heilpädagoginnen und Heilpädagogen sowie Lehrpersonen für Spezialfächer in genügender Auswahl zu finden. Es bleibt schwierig, gute qualifizierte Schulleitende zu finden.

1. Weiterhin Mangel?

• Die allgemein angespannte Situation auf dem Stellenmarkt für Lehrpersonen hält an. Auch wenn in einzelnen Regionen und Stufen leicht bessere Werte zu verzeichnen sind.

• Wie in den Vorjahren werden die meisten Stellen auf das neue Schuljahr hin besetzt sein.

• Damit dies möglich wird, werden voraussichtlich auch dieses Jahr Lehrpersonen aus dem nahen Ausland angestellt.

• Dank den vielen neu ausgebildeten Lehrpersonen und mit einer wachsenden Zahl von Quereinsteigenden ist kein allgemeiner akuter Lehrpersonenmangel festzustellen.

• Zusammen mit der Zunahme der Pensionierungen und den regional teilweise sehr stark wachsenden Schülerzahlen (Quelle: Szenarien 2014-2023 für das Bildungssystem, BFS, 18.12.14) wird es in den nächsten Jahren je nach Stufe und Funktion aber weiterhin einen unterschiedlich ausgeprägten Lehrpersonenmangel geben. Die Situation in der Eingangsstufe und speziell im Kindergarten fällt auf. Sie erklärt sich mit teilweise tieferen Löhnen gegenüber anderen Lehrpersonen trotz gleichem Ausbildungsniveau.

• Der in den Kantonen unterschiedlich ausgeprägte verstärkte Mangel an Fachlehrpersonen (Technisches Werken, Hauswirtschaft, Sprachen F und E) kann auf "hausgemachte" Ursachen zurückgeführt werden. Zum Beispiel führt die nur partiell gelöste Frage der zweiten Fremdsprache zu Unsicherheiten in der Ausbildung: Studierende der Innerschweiz wählen immer weniger Französisch als Ausbildungsfach, so dass möglicherweise Lehrpersonen für Französisch fehlen werden.

• Der grosse Mangel an Lehrpersonen für die Sonderpädagogik/Integrative Förderung besteht nach wie vor. Schulische Heilpädagoginnen und -pädagogen in genügender Anzahl fehlen auf lange Zeit.

2. Weitere Feststellungen

• Auffallend ist bei vielen Lehrpersonen der hohe Wunsch nach Teilzeitanstellung. Für die Schulleitenden ist es oft sehr anspruchsvoll, die Stellenprozente sinnvoll verteilen zu können.

• Aktuelle Reformen wie die Umsetzung Integrativer Förderung werden bei fehlenden heilpädagogischen Fachkräften zu kaum lösbaren Herausforderungen. Im Hinblick auf die Umsetzung des Lehrplan 21 ist es weiterhin fraglich, ob es den Schulen in der Situation des Fachpersonalmangels gelingt, diesen in allen Teilen erfolgreich umzusetzen.

3. Konsequenzen für die Bildungspolitik aus der Sicht des VSLCH

• Die Anstrengungen seitens der Pädagogischen Hochschulen mit der Ausbildung qualifizierter Lehrpersonen auf direktem Weg und als Quereinsteigende müssen konsequent fortgesetzt werden. Wichtiger Punkt dabei ist eine sorgfältige Selektion der Studieninteressierten (Motivationsabklärungen usw.)

• Es muss seitens der Politik und der relevanten Behörden weiterhin alles getan werden, damit ausgebildete Lehrpersonen sich nicht über kurz oder lang vom Beruf abwenden. Relevante Punkte sind

• attraktive Arbeitsbedingungen mit marktgerechten, kantonal ausgeglichenen Löhnen

• gut funktionierende Teams unter der Führung professioneller Schulleitungen

• Schaffen von genügend zeitlichen Ressourcen, um anstehende Aufgaben wie die Lehrplanumsetzung erfolgreich angehen zu können und diese nicht zu Burnout-Fallen werden zu lassen usw.

• An der Volksschule darf nicht substanziell gespart werden; eine hohe Qualität ist die wichtigste
Bedingung für das Wohl der Kinder und die weitere Entwicklung der Schweiz.

• Schulen brauchen für eine gesunde Entwicklung vor Ort genügend Ressourcen und
Handlungsspielraum.

• Die Schulleitungen benötigen für eine erfolgreiche Steuerung der Prozesse eine wirkungsvolle
Unterstützung durch die Behörden, einen klaren Handlungsrahmen und entsprechende
Kompetenzen.

Quelle: Text Verband Schulleiterinnen und Schulleiter Schweiz VSLCH, Juni 2015

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