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Wie
wichtig sind Wale und Robben für die polaren Ökosysteme?
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Auch er wird einmal zu den Grossen gehören: junger Seeelefant. Foto:
H. Bornemann, Alfred-Wegener-Institut
Die
Polargebiete gehören zu den unwirtlichsten Gegenden der Erde, und
doch leben hier die grössten Tiere - im Meer.
Der
Grund für die Vielzahl von Walen und Robben in Arktis und Antarktis
schien bisher in dem scheinbar unerschöpflichen Nahrungsreichtum zu liegen. |
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Nun mehren sich Hinweise, dass die Grosssäuger ihr Überleben
vor allem der Menschenfeindlichkeit dieser Gebiete verdanken und einstmals
viel weiter verbreitet waren.
Und
es erscheint nicht unwahrscheinlich, dass in den gemässigten Meeren
ihr Verschwinden tief greifende Veränderungen des gesamten Ökosystems nach sich zog.
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Der in riesigen Mengen auftretende Krill ist in der Antarktis eine wesentliche
Nahrungsgrundlage der grossen Säuger.
Foto:
A. Marques, Alfred-Wegener-Institut
Ein
besseres Verständnis der ökologischen Bedeutung von Walen
und Robben ist nach Ansicht von Prof. Dr. Victor Smetacek vom AWI
und Dr. Stephen Nicol von der tasmanischen Universität in Hobart,
Australien, eine wichtige Voraussetzung für Prognosen zum Wandel
der polaren Ökosysteme im Rahmen eines globalen Klimawandels. |
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Krill
Schon
jetzt ist klar, dass das Bild von kurzen Nahrungsketten mit wenigen
beteiligten Organismen eine zu stark vereinfachte Sicht polarer Ökosysteme ist. Die Artenvielfalt in Arktis und Antarktis ist vergleichbar hoch wie
in den Meeren der gemässigten Breiten.
Grosse
Unterschiede finden sich allerdings beim Vergleich zwischen Arktis und
Antarktis mit Blick auf die Verfügbarkeit von Nährstoffen und auf die Schlüsselorganismen der Nahrungskette. |
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In
der Antarktis begrenzt vor allem die Verfügbarkeit von Eisen das Wachstum im System.
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Die polaren Meere sind die Serengetis der Meere; hier finden sich noch
weitgehend intakte Ökosysteme. - Foto: H. Grobe, Alfred-Wegener-Institut.
Der in ungeheuren Mengen auftretende Krill,
eine Krebsart, bildet eine wesentliche Nahrungsgrundlage der grösseren
Tiere. In der Arktis nehmen Fische die ökologische Bedeutung des
Krills ein, die Produktivität der arktischen Meere wird häufiger
durch die Verfügbarkeit von Nährstoffen begrenzt. |
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Krill
Foto:
A. Marques, Alfred-Wegener-Institut
Weitgehend
ungeklärt ist in jedem Fall die Bedeutung der grossen Säugetiere
in den kältesten Meeren der Erde, welchen Einfluss ihre Frasstätigkeit
und ihre Ausscheidungsprodukte auf die Stabilität der Ökosysteme haben
Besser
verstanden ist die Rolle der grossen Säugetiere an Land. |
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Nicht nur
in Ostafrika prägten grosse Pflanzenfresser entscheidend ihren Lebensraum.
Vor
dem Erscheinen des modernen Menschen waren sie weltweit verbreitet. Mit
der Ausrottung der Mammute und fast aller Landgrosstiere in Europa,
Asien, Amerika veränderten sich auch die Landschaften. Heute soll
in Sibirien durch Wiederansiedlung grosser Pflanzenfresser die alte Mammutsteppe
renaturiert werden, ähnliches schlagen US-Forscher für Nordamerika
vor.
Mit
der Erfindung der Schifffahrt brachte das Landtier Mensch den Exodus
auch in die Meere. Die Ausrottung des europäischen Grauwals und
der Steller'schen Seekuh im Nordpazifik sind ebenso Beispiele hierfür
wie der drastische Rückgang fast aller anderen Grosstiere in den Meeren
der gemässigten Breiten.
Am
längsten überlebten die Riesen der Tierwelt in den für Menschen
unzugänglichen Regionen der Erde. Ein weitgehend intaktes Ökosystem
und Restbestände früherer Vielfalt erhielten sich vor allem in
Arktis und Antarktis, den polaren "Serengtis", und vor allem hier ist eine
Erforschung der Wechselwirkungen zwischen marinen Grosssäugern
und ihrer Umwelt heute noch möglich - und nötig.
Denn
mit dem weltweiten Anstieg der Temperaturen verändern sich
auch die polaren Gebiete, wobei die Veränderung aufgrund der Unterschiede
in Geographie und Funktion des Ökosystems in Arktis und Antarktis
vermutlich nicht gleichartig verlaufen wird.
Ein
besseres Verständnis der ökologischen Bedeutung der Grosstiere
in den Meeren ist eine Voraussetzung, um sinnvolle Massnahmen zu Schutz
und Erhalt dieser Gebiete durchführen zu können.
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Quelle:
Text Alfred-Wegener-Institut, Bremerhaven 2006 |
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